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Predigt:

6. Sonntag im Jahreskreis C (11.02.2001)

L1: Jer 17,5-8; L2: 1 Kor 15,12.16-20; Ev: Lk 6,17.20-26


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Jedes Jahr begeht die Kirche am Gedenktag Unserer Lieben Frau von Lourdes – das ist der 11. Februar – den „Welttag der Kranken“. Jesus Christus ist der Erlöser des ganzen Menschen, an Leib und Seele. Seine heilige Mutter Maria wird verehrt als „Heil der Kranken“. Im Marienwallfahrtsort Lourdes, wo im Jahre 1858 die Jungfrau Maria dem Mädchen Bernadette Soubirous erschienen ist, hat sich schon oftmals gezeigt, daß Gottes Liebe den Kranken und Leidenden besonders nahe ist. Es wurden auch einige Krankenheilungen als Wunder ausdrücklich von der Kirche anerkannt. Deshalb ist es sinnvoll, daß die Kirche am Gedenktag Unserer Lieben Frau von Lourdes ganz besonders an die Kranken denkt und zum liebevollen und tätigen Einsatz für sie aufruft.

Das Thema des heurigen „Welttags der Kranken“ lautet: „Die Neu-Evangelisierung und die Würde der leidenden Person“.

Der Papst hat zum Welttag der Kranken eine Botschaft herausgegeben. Zuerst weist er darin auf den bevorzugten Ort der Feier dieses Welttages heuer hin: es ist die Kathedrale von Sydney in Australien. Sie ist Maria, der Mutter der Kirche, geweiht. Gerade Australien legt Zeugnis ab für die Einheit der Kirche Christi im selben Glauben, aber auch für ihren inneren Reichtum durch die Vielheit der Völker und Kulturen und deren fruchtbare Begegnung. Der Bezugspunkt für jeden Menschen, der leidet, ist der gekreuzigte und auferstandene Herr, schreibt der Heilige Vater.

Er möchte allen Krankenden und Leidenden die Nähe und liebevolle Sorge der Kirche ausdrücken sowie die Verbundenheit mit allen, die im Dienste der Kranken und Leidenden stehen, seien es Priester, Ordensfrauen und –brüder oder Laien in den verschiedenen Berufen. Der Papst kennt selber die Erfahrung des Leidens und weiß auch um dessen heilbringenden Wert, wenn es in Einheit mit Christus getragen und angenommen wird.

Der erfolgreiche und engagierte Einsatz immer besserer Behandlungsmethoden erfüllt den Papst mit Dankbarkeit und Anerkennung. Zugleich stellt er die Notwendigkeit heraus, daß auch die Menschen in den weniger entwickelten Ländern eine ausreichende medizinische Versorgung erhalten. Die Kirche unterstützt den therapeutischen Fortschritt und weist auf ethische Kriterien hin, die dem ganzheitlich verstandenen Wohl der menschlichen Person dienen.

Alle, die mit der Sorge um die Kranken betraut sind, sollten von Christus, dem Arzt der Seele und des Leibes, lernen, um wahrhaft gute Samariter zu sein. „Christus ist der Erlöser jeder Person und der ganzen Person“, schreibt der Papst. Darum ist der Bereich der Sorge um die Kranken ein bevorzugter Ort für die Verkündigung des Evangeliums und dessen Verwirklichung im Leben. Gerade hier soll die „Zivilisation der Liebe“ einen besonderen Ort finden, wo den Menschen Hoffnung zuteil wird und sie den ersehnten Frieden finden.

Das an sich berechtigte Forschungsinteresse der Medizin muß sich mit wirksamer Sorge für die Kranken verbinden, schreibt der Heilige Vater. Dabei muß der ganze Mensch in seinen biologischen, psychologischen, sozialen und spirituellen Bedürfnissen in den Blick kommen. Das Patientenwohl steht an erster Stelle. So stellt Johannes Paul II. fest: „In besonderer Weise ist es notwendig, daß klinische Erprobungen in Bezug auf Arzneimittel, Behandlungsmethoden und Operationen mit absolutem Respekt vor dem einzelnen Menschen sowie mit einem klaren Bewußtsein der damit verbundenen Risiken und Grenzen durchgeführt werden.“ Hier müssen Christen Zeugnis ablegen für ihre sittlichen Überzeugungen, die sie im Licht des Glaubens gewinnen.

Das Recht auf „Gesundheit für alle“ zu fördern, ist Aufgabe der internationalen Gemeinschaft und auch der Christen. Es darf nicht sein, daß grundlegende medizinische Betreuung denen verweigert wird, die nicht über die nötigen materiellen Mittel dafür verfügen. Diesen „schweren Skandal“, diese Ungerechtigkeiten gilt es ein für allemal zu überwinden. Die Anerkennung des Heiligen Vaters gilt all jenen, die sich in großzügiger Weise bemühen, derartigen Mißständen Abhilfe zu leisten, insbesondere den religiösen Orden, die sich in Ländern von großer Armut den Bedürfnissen der Kranken widmen. Aber auch den Laien und ihren Organisationen dankt der Papst.

Das Schreiben schließt mit folgenden Worten: „Der Welttag der Kranken findet statt kurz nach dem Abschluß des Jubiläumsjahres. Er ist deshalb eine erneute Einladung, das Angesicht Christi zu betrachten, der vor 2000 Jahren Mensch geworden ist, um den Menschen zu erlösen. Liebe Brüder und Schwestern, verkündet und gebt Zeugnis für das Evangelium des Lebens und der Hoffnung mit großherziger Hingabe. Verkündet, daß Christus der Trost aller ist, die sich in Not oder Schwierigkeit befinden. Er ist die Stärke derer, die Augenblicke der Erschöpfung und der Verwundbarkeit erfahren. Er ist die Hilfe derer, die sich voll Eifer bemühen, bessere Lebensbedingungen und Gesundheitsverhältnisse für einen jeden zu schaffen.“

Der Papst schreibt dann: „Ich vertraue Euch Maria, der Mutter der Kirche an, welcher – wie ich am Beginn in Erinnerung rief – die Kathedrale von Sydney geweiht ist, das geistliche Zentrum des 9. Welttags der Kranken. Möge Unsere Liebe Frau vom Trost alle ihre leidenden Kinder ihren mütterlichen Schutz erfahren lassen. Möge sie helfen, daß ihr Zeugnis ablegen könnt vor der Welt für die Zärtlichkeit Gottes, und mache sie Euch zu lebendigen Abbildern ihres Sohnes. Mit diesen Wünschen erteile ich euch und all Euren Lieben meinen besonderen Apostolischen Segen!“

Wir sind eingeladen, heute für alle Kranken und Leidenden zu beten sowie ihnen durch Taten der Liebe beizustehen und ihnen Trost zu spenden. Es ist Jesus Christus, der uns in ihnen begegnet. Denn er sagt: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ Gott möge uns stärken, denn er verläßt uns nicht, in Gesundheit und Krankheit, im Leben und im Tod. Seine Verheißung für uns ist ewiges Leben. Amen