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Predigt:

7. Sonntag der Osterzeit C (27.05.2001)

L1: Apg 7,55-60; L2: Offb 22,12-14.16-17.20; Ev: Joh 17,20-26


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

In diesen Tagen zwischen dem Fest Christi Himmelfahrt und dem Pfingstsonntag beten wir besonders um den Heiligen Geist. Wie die Apostel und Jünger sowie die gläubigen Frauen im Abendmahlssaal versammelt waren, wo sie gemeinsam beteten, so macht sich die ganze Kirche in diesen Tagen vor Pfingsten das Gebet um den Heiligen Geist zu eigen.

Unser Heiliger Vater, Papst Johannes Paul II., erhofft für die Kirche gleichsam ein „neues Pfingsten“, das heißt, für den Anfang des 3. Jahrtausends nach Christus eine besondere Zeit der Gnade und der Erneuerung im Heiligen Geist. Entgegen allem Pessimismus, den wir aufgrund des vielfach zu beobachtenden religiösen und sittlichen Niedergangs haben könnten, gilt es, die Hoffnung auf den in der Kirche gegenwärtigen Herrn wachzuhalten, der auch uns den Heiligen Geist schenken will.

Wer ist der Heilige Geist? Er ist nicht irgendeine unpersönliche Kraft, sondern nach unserem katholischen Glauben die dritte göttliche Person. Er ist die personale Liebe zwischen dem Vater und dem Sohn. Denn wir glauben an den einen Gott in drei Personen. Dieser eine Gott ist ungeteilt und doch dreifaltig. In einer Gottheit leben drei Personen in unendlicher Liebe.

Der Heilige Geist wurde uns bereits geschenkt in der Taufe und besonders in der Firmung. Wir wurden gleichsam besiegelt mit der Gabe Gottes, dem Heiligen Geist. Wenn in diesen Wochen wieder viele Kinder und Jugendliche und manchmal auch erwachsene Menschen gefirmt werden, dann denken wir daran, daß das erste Pfingstfest mit der Ausgießung des Heiligen Geistes sich in der Kirche fortsetzt bis heute, ja bis zum Ende der Welt, wenn Christus der Herr in Herrlichkeit wiederkommen wird.

So sind wir dazu aufgerufen, auf den Geist Gottes zu hören und ihm immer wieder neu unser Herz zu öffnen. Wir sollen darum beten, daß er unser Herz mit seiner Liebe entflamme und uns erfülle mit seinen sieben heiligen Gaben: mit dem Geist der Weisheit und des Verstandes, mit dem Geist der Wissenschaft und der Frömmigkeit, mit dem Geist des Rates und der Stärke sowie mit dem Geist der Furcht des Herrn.

Weisheit und Verstand von Gott her lassen uns begreifen, wo unser eigentliches Ziel zu finden ist. Wir bekommen eine Vorstellung von der Größe und Erhabenheit jenes Gottes, der uns unendlich liebt und uns in seine Gemeinschaft ruft. Der Geist der Wissenschaft begleitet das gläubige Denken des Christen, sodaß er fähig wird, in der Schöpfung die Spuren Gottes zu erkennen und alle Erkenntnisse aus dem irdischen Bereich so anzuwenden, daß sie dem wahren Wohl des Menschen dienen und Gott verherrlichen. Der Geist der Frömmigkeit läßt uns immerdar beten, nicht nur mit Worten, sondern auch mit dem „Seufzen“ und der Sehnsucht des Herzens, das sich mit dem Gott der Liebe und des Lebens zu vereinen sucht.

Der Geist des Rates zeigt uns, worauf es bei wichtigen Entscheidungen ankommt. Es geht nicht darum, maximalen Vorteil für uns selbst zu erreichen, sondern den Willen Gottes zu tun. Nur dann empfangen wir den Frieden des Herzens. Der Geist der Stärke vermittelt uns Tapferkeit in allen Lebenslagen sowie Geduld in froher Hoffnung auf Gottes Hilfe. Der Geist der Furcht des Herrn läßt uns in gläubiger Ehrfurcht zu Gott aufschauen und führt uns hin zu jener kindlichen Liebe, die alle knechtliche Furcht vertreibt und uns zu Gott „Vater“ sagen läßt durch seinen Sohn Jesus Christus im Heiligen Geist.

Begreifen wir doch, welch große Gabe uns Gott geschenkt hat im Heiligen Geist! Vereinen auch wir unser Gebet mit der Fürbitte der Gottesmutter Maria, die als Mutter der Kirche nicht aufhört, um den Heiligen Geist für uns zu bitten!

Wir werden bestimmt Erhörung finden, und so kann die Kirche sich allezeit erneuern im Heiligen Geist. Auf diese Weise wird das Pfingstfest zu einer lebendigen Gegenwart, die uns Hoffnung gibt, der ewigen Vollendung entgegen. Amen