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Predigt:

Der Dreifaltige Gott als Gemeinschaft der Liebe und des Lebens

Dreifaltigkeitssonntag C (22.05.2016)

L1: Spr 8,22-31; L2: Röm 5,1-5; Ev: Joh 16,12-15


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Die höchste Wirklichkeit überhaupt und zugleich das größte Geheimnis, das es gibt, ist Gott selber, der Eine und Dreifaltige! Im Grunde kann der Mensch vor diesem Mysterium nur anbetend niederknien und schweigend verweilen.

Und dennoch: Gott selbst ist gleichsam aus sich selbst herausgegangen und hat sich uns mitgeteilt. Er hat sich uns offenbart in seinem Sohn Jesus Christus, der Mensch geworden ist; er hat uns den Heiligen Geist gesandt, den Geist der Liebe.

So zeigt sich Gott, der seinem Wesen nach über alles erhaben ist, zugleich als der ganz nahe Gott. In Jesus Christus ist Gott einer von uns geworden; er ist der „Gott bei uns“, der Immanuel.

Daher erfüllt uns der Dreifaltigkeitssonntag mit Freude und Staunen zugleich. Gott ist so gut und einzigartig, so heilig und vollkommen und doch so gütig und barmherzig, dass wir von der Freude seiner Gegenwart erfüllt werden und dieses Geschenk seiner Liebe auch mit anderen teilen wollen.

Ist es nicht im mitmenschlichen Bereich oft so, dass wir andere Menschen zwar kennen, aber doch nicht wirklich kennen? Da begegnen wir bestimmten Personen vielleicht jeden Tag, doch wir nehmen nur die Außenseite wahr. Es sind gewisse Eindrücke, die sich uns aufdrängen und vielleicht auch zu manchem Fehlurteil verleiten. Erst wenn wir näher mit dieser Person in Kontakt treten, wenn wir ins Gespräch kommen und uns austauschen können, dann lernen wir diesen Menschen besser kennen.

So hat auch der dreifaltige Gott in seiner Liebe Verbindung mit uns Menschen aufgenommen: schon als Geschöpfe tragen wir sein Abbild in uns, und in seiner Menschwerdung und dem Opfer der Hingabe am Kreuz schenkt uns Gott sein eigenes Leben, damit wir kraft der heiligen Taufe Kinder Gottes heißen und es in Wahrheit auch sind.

Das innere Geheimnis Gottes, ein einziger Gott in drei göttlichen Personen – Vater, Sohn und Heiliger Geist –, dieses Geheimnis wäre uns auf ewig verschlossen geblieben, wenn Gott sich selber uns nicht mitgeteilt hätte. Er hat in seiner Liebe beschlossen, sein Glück mit uns zu teilen. Gott ist in sich ein Geheimnis der Liebe. Er ist nicht einsam, sondern Gemeinschaft. In ihm findet sich das Urbild jeder Vollkommenheit.

Wenn wir nach einem Abbild Gottes fragen, dann sind wir auf den Menschen verwiesen und vor allem auf Jesus Christus, den ewigen Sohn Gottes, der Mensch geworden ist. So spricht der Zweite Brief des Apostels Paulus an die Korinther vom „Evangelium der Herrlichkeit Christi, der Gottes Ebenbild ist“ (2 Kor 4,4). Auch im Kolosserbrief wird auf ihn verwiesen, der „das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung“ (Kol 1,14) ist. Jesus Christus sagt von sich, dass er in nicht in eigenem Namen zu uns gekommen ist, sondern weil sein himmlischer Vater ihn zu uns gesandt hat. Es gilt sogar: „Wer an mich glaubt, glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat, und wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat.“ (Joh 12,45) So ist Jesus Christus wirklich „der Weg und die Wahrheit und das Leben“; es gelten seine Worte: „niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ (Joh 14,6)

Nun aber gibt es hier auf Erden ein besonderes Abbild der göttlichen Wirklichkeit. Dieses ist uns geschenkt in der Gemeinschaft von Mann und Frau in der Ehe, die sich durch die Annahme von Kindern zur Familie hin erweitert. Papst Franziskus spricht in seinem Nachsynodalen Apostolischen Schreiben „Amoris laetitia“ ausdrücklich davon, dass „die fruchtbare Liebe das Symbol der inneren Wirklichkeiten Gottes“ wird. „Der dreieinige Gott ist Gemeinschaft der Liebe, und die Familie ist sein lebendiger Abglanz. Die Worte des heiligen Johannes Paul II. schenken uns Klärung. Er sagte, ‚unser Gott sei in seinem tiefsten Geheimnis nicht Einsamkeit, sondern Familie, weil er in sich selber Vaterschaft, Sohnschaft und Liebe, die das Wesentliche der Familie ist, darstellt. Diese Liebe innerhalb der Familie Gottes ist der Heilige Geist.‘ Die Familie ist also dem göttlichen Wesen selbst nicht fremd.“ (AL 11).

Ist dies nicht großartig? In den christlichen Ehen und Familien wird der Dreifaltige Gott, der ein Geheimnis der Liebe und des Lebens ist, auf besondere Weise gegenwärtig. Ehe und Familie sind dazu von Gott eingesetzt, um der Liebe und dem Leben zu dienen. Damit rühren sie in ihrer ureigensten Berufung an das Geheimnis Gottes. So heißt es weiter über die Familie als „Hauskirche“:

„Mit innerer Freude und tiefem Trost blickt die Kirche auf die Familien, die den Lehren des Evangeliums treu bleiben. Sie dankt ihnen für ihr Zeugnis und ermutigt sie darin. Durch sie werden die Schönheit der unauflöslichen Ehe und ihre immer dauernde Treue glaubwürdig. In der Familie, die man als ‚Hauskirche‘ bezeichnen könnte (Lumen gentium, 11), reift die erste kirchliche Erfahrung der Gemeinschaft unter den Menschen, in der sich durch die Gnade das Geheimnis der Heiligsten Dreifaltigkeit spiegelt. ‚Hier lernt man Ausdauer und Freude an der Arbeit, geschwisterliche Liebe, großmütiges, ja wiederholtes Verzeihen und vor allem den Dienst Gottes in Gebet und Hingabe des Lebens‘ (Katechismus der Katholischen Kirche, 1657).“ (AL 86)

Denken wir mit Freude daran, dass wir in der Kirche als Familie Gottes von Gott dem Vater gerufen sind, durch Jesus Christus seinen Sohn erlöst und durch den Heiligen Geist mit göttlichem Leben erfüllt sind. Wir sind berufen, im Himmel teilzunehmen am Hochzeitsmahl des ewigen Lebens in der unverhüllten Anschauung des Dreifaltigen Gottes! Amen.