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Predigt:

Hochfest der Erscheinung des Herrn C (06.01.2001)

L1: Jes 60,1-6; L2: Eph 3,2-3a.5-6; Ev: Mt 2,1-12


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

„Erscheinung des Herrn“ heißt der heutige Dreikönigstag im liturgischen Sprachgebrauch der Kirche. Im Kind von Bethlehem ist uns Christus, der Herr, erschienen – er, der menschgewordene Sohn Gottes, der um unseres Heiles willen in allem uns gleich geworden ist außer der Sünde! In Jesus Christus, dem einzigen Erlöser der Welt, haben wir Hoffnung: „In keinem anderen ist das Heil zu finden. Denn es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen.“ (Apg 4,12)

Ist es nicht ein auffallender Gegensatz, daß nach den armen, einfachen Hirten, die als erste den Weg zur Krippe fanden, heute die reichen und gebildeten Weisen aus dem Morgenland durch den Stern zum göttlichen Kind geleitet werden? Gottes Wege sind wunderbar, und es spielt keine Rolle bei ihm, welches Amt und welche Stellung jemand in der Welt bekleidet – entscheidend ist allein der Glaube und das Vertrauen des Herzens.

Dem regierenden König in Jerusalem, Herodes, fehlte genau dies. Er war wie besessen von seinen Macht- und Herrschaftsgelüsten; jedes Mittel war ihm recht, um seinen Einfluß aufrechtzuerhalten. So hatte er kein Ohr für die Botschaft vom neugeborenen König der Juden, dem Messias: im Gegenteil – er wollte ihn töten, weil er ihn als Bedrohung empfand.

Ganz anders die Weisen: Obwohl sie keine Juden waren, fürchteten sie Gott, den sie aus der Natur und dem Lauf der Gestirne erkannten. Sie nahmen das Zeichen des Sternes als einer außergewöhnlichen himmlischen Erscheinung ernst und beschlossen, ihm zu folgen. Ihre feste Überzeugung war es, daß Gott sich der Welt erbarmen und ihr Heil und Rettung schenken würde.

Wir wissen nicht, wie lange ihr Weg dauerte und wie beschwerlich er war. Vielleicht waren sie auch manchmal mutlos und knapp davor aufzugeben. Letztlich war es aber immer wieder dieses wunderbare Licht am Himmel, das sie dazu antrieb, die Suche nach dem Erlöser fortzusetzen und das Große zu erwarten, das Gott jenen bereitet hat, die nach ihm Ausschau halten. Als sie schließlich das kleine Kind in der Krippe fanden, dazu Maria und Josef, da wandten sie sich nicht hochmütig ab vom Jesusknaben, sondern erkannten im Glauben: Hier vor ihnen liegt der, dem die Sterne untertan sind. Es ist Christus, der Erlöser. Sie huldigten dem Kind und brachten ihm ihre Schätze dar: Gold, Weihrauch und Myrrhe.

Liebe Gläubige! Ist der Besuch der drei Weisen beim Jesuskind nicht ein Zeichen dafür, daß bei Gott alle Menschen willkommen sind? Wir sind oft geneigt, den Kreis derer, die unsere Freunde sind, sehr eng zu ziehen. Mit der Familie der Kinder Gottes verhält es sich doch anders. Denn in Wirklichkeit sind alle Menschen dazu aufgerufen, Brüder und Schwestern des Erlösers zu werden durch den Glauben. Auf diese Weise sollen wir alle Gott als gemeinsamen himmlischen Vater bekennen!

Der geheimnisvolle Weg der Weisen zum Kind von Bethlehem ist auch ein Bild für das verborgene Wirken der Gnade Gottes, die jeden Menschen erreicht und ihm das Heil anbietet. Es gibt Wege des Heiles, die wir nicht kennen und die die Menschen in die Verbindung mit Jesus Christus und seiner Kirche führen. Dies gilt auch dann, wenn jemand Christus noch nicht als Erlöser erkennt, sich aber in seinem Herzen bemüht, die Wahrheit Gottes zu suchen und im Leben zu verwirklichen. Es ist immer Jesus Christus, der die Menschen rettet, denn er ist der einzige Erlöser der Welt. Aber er rettet nicht nur diese, die ausdrücklich an ihn glauben, sondern auch jene, die in ihrem Herzen die Sehnsucht haben nach der Fülle der Wahrheit, diese aber noch nicht gefunden haben und gemäß dem Licht ihres Gewissens das Gute tun und das Böse meiden. Ihre Zahl ist Gott allein bekannt.

Worauf kommt es also an in unserem Leben? Nicht auf Reichtum und eine einflußreiche soziale Stellung, auch nicht auf hohe Bildung und Wissenschaft – so wertvoll und nützlich dies sein mag. Entscheidend ist vielmehr die Demut und Bereitschaft des Herzens, dem zu glauben, der uns die Wahrheit schenkt: dem menschgewordenen Sohn Gottes, dem Erlöser.

In diesem Glauben sind uns Maria und Josef vorausgegangen, haben die Hirten sich dem göttlichen Kind anvertraut und sind die Heiligen Drei Könige niedergekniet vor dem Erlöser, um ihn anzubeten und ihm zu huldigen. Auch wir sind aufgerufen, in Demut und Vertrauen vor Gott unsere Knie zu beugen. Dies ist kein Sklavendienst, sondern der Weg zur wahren Freiheit. Wer fähig ist, sich vor dem königlichen Kind in der Krippe niederzubeugen, der wird erfahren, daß Gott dienen in Wahrheit herrschen bedeutet. Als Kinder Gottes haben wir teil an einer unvergleichlichen Würde. Unser Leben ist deshalb kostbar und wertvoll, weil Gott uns liebt und uns angenommen hat in allen Dimensionen unseres Menschseins.

Möge uns das Beispiel der Weisen aus dem Morgenland dazu ermutigen, in unserem Leben die wahren Werte des Menschseins zu suchen. Der menschgewordene Sohn Gottes ist auch für uns der Erlöser, dem wir in Dankbarkeit dienen wollen und den wir im Glauben anbeten und verehren! Einst werden wir die Herrlichkeit Gottes in ihrer ganzen Fülle schauen und auf ewig teilhaben an seiner Liebe. Darauf hoffen wir und dafür leben wir in gläubiger Hingabe und Verbundenheit mit allen Menschen guten Willens. Amen