www. St Josef.at
Die katholische Informationsseite der Gemeinschaft v. hl. Josef
Navigation
Word-Dokument

Predigt:

Gründonnerstag C (12.04.2001)

L1: Ex 12,1-8.11-14; L2: 1 Kor 11,23-26; Ev: Joh 13,1-15


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Am Abend vor seinem Leiden lud Jesus seine Apostel zu einem besonderen Fest ein: Er wollte das nach jüdischem Brauch vollzogene Paschamahl mit ihnen feiern. Dies geschah alljährlich zur Erinnerung an den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten. Gott hatte sein Volk aus der Sklaverei befreit und ihm nach dem Durchzug durch das Rote Meer und die Wüste den Einzug ins Gelobte Land ermöglicht.

Für Jesus und seine Jünger ist dieser Abend aber kein Pascha wie jedes andere, sondern Jesus Christus, der Sohn Gottes, führt den Sinngehalt des jüdischen Pascha zu seiner Vollendung. In der freiwilligen Hingabe seines Leibes und Blutes am Kreuz soll sich vollenden, was im Paschalamm vorherbedeutet ist: Der menschgewordene Sohn Gottes ist das wahre Opferlamm, das geschlachtet wird, um die Sünden der Welt hinwegzunehmen: „Seht das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünde der Welt!“

So nimmt Jesus das Gedächtnis des israelitischen Pascha zum Anlaß, einen neue Form der vergegenwärtigenden Erinnerung einzusetzen: Es ist die Feier der Hingabe seines Leibes und Blutes, die unter den Gestalten von Brot und Wein in der Heiligen Eucharistie vollzogen wird und sich auf diese Weise beim Letzten Abendmahl sakramental ereignet, bevor sie am nächsten Tag in ihrer vollen Wirklichkeit am Kreuz Gestalt annimmt.

Die Apostel begreifen noch nicht, was Großes geschieht, als Jesus das Brot nimmt und mit ihnen teilt, während er die Worte spricht: „Das ist mein Leib für euch. Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ Sie verstehen nicht, was es Jesus kosten wird, das einzulösen, was er ihnen schenkt, während er ihnen den Kelch mit dem Wein reicht und dabei die Worte spricht: „Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut. Tut dies, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis!“

Es ist das Größte und Letzte, was Jesus den Aposteln geben kann: sich selbst, seine ganze Liebe, seine beständige Gegenwart, sein Leben, das durch den Tod am Kreuz nicht besiegt wird, sondern eben darin triumphiert und in der Auferstehung in vollendeter Weise offenbar wird. Der Herr besiegelt sein Testament, er hinterläßt der Kirche die sakramentale Gegenwart seines Leibes und Blutes, sein heiliges Opfer, das unblutig bei jeder Feier der Heiligen Messe vergegenwärtigt wird und das er selber am Altar des Kreuzes für uns vollzogen hat.

Wie zur Veranschaulichung all dessen, was Christi Liebe meint, die sich hingibt bis in den Tod, nimmt Jesus an seinen Jüngern die Fußwaschung vor. Es ist ein Dienst, der normalerweise von Sklaven vollzogen wird. Dadurch, daß er, der Herr und Meister, dies tut, wird deutlich, wie die Liebe alle irdischen Maßstäbe umkehrt. Der Größte unter den Jüngern soll der Diener aller sein, getreu dem Vorbild und Beispiel des Herrn. Nur die Liebe besitzt jene innere Freiheit, daß sie sich selbst erniedrigen und entäußern kann, daß sie auf all das Ihrige verzichtet, um andere reich zu beschenken.

Liebe Gläubige! Wie sehr ist uns das Große und herrliche Geschenk des Herrn bewußt, wenn wir Eucharistie feiern? Erfüllt uns immer wieder aufs neue dankbarer Glaube über die Teilnahme an der Heiligen Messe? Oder sind wir vielleicht manchmal zu gleichgültig und schätzen zu wenig den Wert dieses heiligen Opfers?

Machen wir es uns bewußt: Es hat Jesus Christus das Leben gekostet, damit er in voller Gültigkeit die Worte über Brot und Wein sprechen konnte: „Das ist mein Leib! – Das ist mein Blut!“ Es war keine bloß symbolische Handlung, sondern lebendige Wirklichkeit, der die Hingabe des Herrn für uns am Kreuz entsprach.

Jedesmal, wenn der Priester im Auftrag und in der Person Christi die Wandlungsworte über Brot und Wein spricht, vollzieht sich wie unter einem Schleier auf sakramentale, aber wirkliche Weise die Vergegenwärtigung des Leidens und Sterbens des Herrn sowie seiner Auferstehung: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir!“

Nehmen wir in Liebe und Dankbarkeit oft an der Heiligen Messe teil. Schätzen wir dieses heilige Sakrament wieder neu. Bereiten wir uns in ehrfürchtiger und würdiger Weise vor auf den Empfang der Heiligen Kommunion, damit wir uns nicht das Gericht essen und trinken, sondern uns die göttliche Gabe zu Heil und Segen für Leib und Seele wird!

Nur weil Gott wirklich Mensch geworden ist, konnte sich unser Herr Jesus Christus für uns am Kreuz hingeben. Nur weil er einen wahren Leib besaß, den er aus der Jungfrau Maria durch das Wirken des Heiligen Geistes empfing und annahm, konnte er uns das Gedächtnis seines Leibes und Blutes in der Heiligen Eucharistie hinterlassen. „Wahrer Leib, sei uns gegrüßet, den Maria uns gebar ...“

Die Gottesmutter Maria möchte auch uns hinführen zu einer großen Liebe und Wertschätzung gegenüber Jesus Christus, dem Herrn, im Allerheiligsten Sakrament des Altares. Bitten wir sie um ihre besondere Hilfe! Dann werden wir nicht gedankenlos hinzutreten zum Tisch des Herrn, sondern voll lebendigen Glaubens und mit der innigen Sehnsucht des Herzens. Möge die heilige Gabe, die wir immer neu empfangen, in uns Frucht bringen und so unser Leben mit Gottes Gegenwart erfüllen. Dann dürfen wir Gott und den Menschen dienen mit bereitem Herzen und werden einst teilnehmen am Hochzeitsmahl des ewigen Lebens! Amen