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Predigt:

Das Testament seiner Liebe

Gründonnerstag C (24.03.2016)

L1: Ex 12,1-8.11-14; L2: 1 Kor 11,23-26; Ev: Joh 13,1-15


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Der Gründonnerstag lässt uns in der „Messe vom Letzten Abendmahl“ teilhaben am Abschied des Herrn, den er mit seinen Aposteln vor seinem Leiden und Sterben am Kreuz gefeiert hat. Einerseits ist das Herz des Erlösers von Trauer und Wehmut erfüllt, andererseits weiß er, dass jener Opfergang, der ihm bevorsteht, der Weg zum Leben in Herrlichkeit ist und dass nur so das Erlösungswerk vollbracht werden kann.

Auch die Apostel nehmen diese besondere Atmosphäre des Abschiedes wahr, und sie spüren: Hier geschieht Großes. Alles, was Jesus in dieser feierlichen Stunde sagt und tut, hat bleibende Bedeutung. Es geht um nichts geringeres als um das Testament des Herrn, also um das, was er den Seinen für immer hinterlässt und womit er sie beauftragt.

Der Höhepunkt all dessen ist die Einsetzung der heiligen Eucharistie, und damit verbunden ist die besondere Vollmacht und Sendung der Apostel sowie ihrer Nachfolger, der Bischöfe, sowie der Priester und Diakone. Dass diese von Jesus begründete Hierarchie gerade keine Ordnung des Herrschens ist, sondern eine Gesinnung des Dienens voraussetzt, wird am Beispiel der Fußwaschung deutlich. Petrus wehrt sich am Anfang dagegen, dass Jesus, der Herr, diesen Sklavendienst an ihm vollzieht. Als er jedoch begreift, dass es um nicht mehr und nicht weniger geht als um die Gemeinschaft mit Jesus Christus, ist er voll und ganz damit einverstanden. Freilich muss diese Geste dann auch im Leben wirksam werden, denn wie Jesus sagt: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.“ Tatsächlich: Darauf kommt es an: auf die täglich neue Bewährung in der Liebe, auch angesichts der Infragestellungen und Bedrohungen durch Gewalt, Unversöhnlichkeit, Terror und Herrschertum. Das ganze Leiden und Sterben Jesu lässt sich nur als Hingabe der Liebe begreifen. Dies ist der wahre Sinn dessen, was wir unter Opfer verstehen: es geht um die Liebe und Hingabe gegenüber Gott, aber auch um die Ganzhingabe des Herzens im Dienst am Wohl und Heil der Menschen.

So zeigt sich unser Herr Jesus Christus hier schon im Geschehen des Letzten Abendmahls und dann in seiner Hingabe am Kreuz als der wahre und ewige Hohepriester. Mit den Worten „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ hat er, wie es in der Präfation heißt, „die Feier eines immerwährenden Opfers gestiftet.“ Denn das, was damals in einzigartiger Weise geschah, soll auf sakramentale Weise fortdauern und zur lebendigen Gegenwart all jener werden, die in der Gemeinschaft des Glaubens an der Eucharistiefeier in innerem und äußeren Mitvollzug „aktiv“ teilnehmen.

So ist also der Sohn Gottes selber der erste, der sich selbst aus Liebe zum himmlischen Vater „als Opfergabe dargebracht (hat) für das Heil der Welt“. Er hat seiner Kirche aufgetragen, diese Gabe darzubringen zu seinem Gedächtnis. Auf diese Weise werden uns in der sakramentalen Feier des Todes und der Auferstehung Christi der Leib und das Blut Christi als Gaben des Heiles geschenkt. In der Präfation heißt es im Hinblick auf den Kommunionempfang: „Er stärkt uns, wenn wir seinen Leib empfangen, den er für uns geopfert hat. Er heiligt uns, wenn wir sein Blut trinken, das er für uns vergossen hat.“

Um diese Zeichenhaftigkeit in besonderer Weise zum Ausdruck zu bringen, wird es von der Kirche bei speziellen Anlässen ermöglicht, die Kommunion unter beiden Gestalten zu empfangen. Doch auch dann, wenn wir die heilige Kommunion nur unter der Gestalt des Brotes empfangen, ist es der ganze Christus, der als Gast der Seele bei uns einkehrt und unser Herz in seiner Liebe verwandelt. Ihm wollen und dürfen wir uns immer wieder neu anvertrauen.

Jesus Christus ist der Erlöser; er heilt die Wunden unserer Schuld und schenkt uns das neue und ewige Leben in der Gemeinschaft mit Gott. So sind wir berufen, einander als Brüder und Schwestern jene Liebe zu erweisen, die der Herr bei seinem Abschiedsmahl den Seinen erwiesen hat. Es ist eine Liebe, die sich bewährt im Leben und die in der Kraft des Herrn auch bereit ist, den Tod auf sich zu nehmen und so das ewige Leben bei Gott zu empfangen. Amen.