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Predigt:

Wie wirkt der Heilige Geist?

Pfingstsonntag C (15.05.2016)

L1: Apg 2,1-11; L2: 1 Kor 12,3b-7.12-13 (oder: Röm 8,8-17); Ev: Joh 20,19-23 (oder: Joh 14,15-16.23b-26)


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Am fünfzigsten Tag nach Ostern feiert die Kirche das Hochfest von Pfingsten. Denn an diesem Tag wurden die Gaben des Heiligen Geistes über die Apostel, die Jünger und die gläubigen Frauen der Kirche der ersten Christen in Jerusalem ausgegossen. Mitten unter diesen Menschen war die heilige Jungfrau und Gottesmutter Maria anwesend, gleichsam als betendes Herz der Kirche.

Der Heilige Geist ist die dritte göttliche Person. Wir glauben an den einen und einzigen Gott in drei göttlichen Personen. Doch wie es scheint, ist der Heilige Geist für viele wie ein „unbekannter Gott“ (Apg 17,23). Und so kommt er zwar in den liturgischen Gebeten der Kirche und im „Ehre sei dem Vater“ vor, das im Stundengebet am Ende eines jeden Psalms gebetet wird, doch so eine richtige Vorstellung vom Heiligen Geist haben wir nicht. Manche verwechseln ihn sogar mit einer Taube, obwohl diese doch nur ein Symbol für ihn ist.

Vielleicht sollten wir aus dem christlichen Leben heraus die Frage stellen: Wie wirkt der Heilige Geist? Welches sind die Zeichen seiner Anwesenheit? Was bewirkt er in der Kirche und in den einzelnen Gläubigen? Wie können wir seine Gegenwart erspüren und wie gehen wir auf die Anregungen des Heiligen Geistes ein, sodass auch wir selber als geisterfüllte Menschen leben?

Diese Frage lässt sich mit Hilfe der Schrifttexte etwas näher beleuchten, die für den Pfingstsonntag vorgesehen sind. Gott selbst ist ja hier auf Erden teilweise schon durch die Vernunft, vor allem aber durch den Glauben an die göttliche Offenbarung erkennbar. Die Wirkungen seiner Allmacht, Weisheit und Liebe zeigen sich jedoch sowohl in den Werken der Schöpfung als auch in der Geschichte unseres Heiles. Insbesondere hat der himmlische Vater seinen Sohn und seinen Heiligen Geist zu uns ausgesandt: So ist der Sohn Gottes Mensch geworden, und der Heilige Geist hat Wohnung genommen zuerst im Herzen des Erlösers Jesus Christus selber, der „gesalbt (ist) mit dem Heiligen Geist und mit Kraft“ (Apg 10,38). Dann aber hat der in den Himmel aufgefahrene Herr Jesus Christus uns allen vom Vater aus den Heiligen Geist als Gabe gesandt, damit er die Herzen der Glaubenden mit seiner Kraft erfüllt. In der Heiligen Schrift als Wort Gottes ist der Heilige Geist als eigentlicher Verfasser gegenwärtig; wir sprechen von der Inspiration der Heiligen Schrift. In allen Sakramenten ist der Heilige Geist wirksam. Vor allem sind es zwei Sakramente, die wir besonders mit ihm verbinden: die Heilige Taufe und die Firmung, bei deren Spendung der Bischof oder der von ihm beauftragte Priester ausdrücklich die Worte sagt: „Sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist.“ Dabei bezeichnet er die Firmlinge mit dem heiligen Öl, dem Chrisam. Denn dieses erinnert an das Salböl, mit dem im Alten Testament schon die Priester, Könige und Propheten gesalbt wurden.

Als damals am Pfingsttag der Heilige Geist über die ersten Christen ausgegossen wurde, da war dieses Ereignis von machtvollen Zeichen begleitet: Ein Sturmesbrausen erfüllte das Haus, in dem sie versammelt waren, und Zungen wie von Feuer kamen auf jede der versammelten Personen herab. Dies ist kein Zufall: Denn das griechische Wort für Geist heißt „pneuma“, und dies bedeutet auch Wind, Atem, Hauch. Jesus, der Auferstandene, hatte seine Apostel ja bei seiner Erscheinung ausdrücklich angehaucht und dabei die Worte gesprochen: „Empfangt den Heiligen Geist.“ Dies verband der Herr mit der Erteilung der Vollmacht zur Vergebung der Sünden.

Ein Sturm jedoch wie im Pfingstereignis drückt eine besondere Intensität dieser göttlichen Nähe aus, welche uns im Heiligen Geist zuteilwird. Das Wirken des Heiligen Geistes ist machtvoll und kündigt sich nicht mehr bloß als sanftes Säuseln an, so wie es der Prophet Elija erfahren hat (vgl. 1 Kön 19,12), sondern als machtvolles Brausen, das Beachtung findet und Aufsehen erregt.

Das Feuer wiederum weist hin auf die Glut der Liebe, die uns im Heiligen Geist geschenkt wird, sodass die an Gott glaubenden und mit Christus verbundenen Menschen im Heiligen Geist gleichsam von innen her „brennen“, ohne jedoch Schaden zu leiden. Wir werden hier an den brennenden Dornbusch (in Exodus 3) erinnert: Mose konnte nicht weiter herantreten; er musste seine Schuhe ausziehen und sich in gewisser Entfernung aus Ehrfurcht vor dem unaussprechlichen Geheimnis Gottes aufhalten. Jetzt aber im Pfingstgeschehen ist Gott nicht mehr der Ferne, sondern der Heilige Geist nimmt Besitz von den Herzen der Menschen und erfüllt sie mit Liebe, die auch andere begeistern und anstecken kann!

Auch das Zeichen der Taube für den Heiligen Geist kennen wir: Als Jesus von Johannes im Jordan getauft wurde, öffnete sich der Himmel, und der Heilige Geist kam wie eine Taube auf ihn herab. Hier wird die Sanftheit des Wirkens des Heiligen Geistes angedeutet: Denn trotz seiner Macht und Stärke ist der Gottesgeist in seinem Wirken uns Menschen angepasst: er nimmt Rücksicht auf unsere Schwachheit und Befindlichkeit und verleiht uns Kraft und Stärke.

All diese Bilder und Zeichen zeigen uns: Der Heilige Geist wirkt auf ganz verschiedene Weise – einmal sanft und unscheinbar, dann wiederum mächtig und offenkundig. Wichtig für uns aber ist, dass uns der Herr Jesus Christus im Heiligen Geist nahe ist und dass er seine Kirche durch den Atem des Heiligen Geistes belebt, durchwaltet und regiert. Der Heilige Geist ist der Beistand und Tröster; er spendet uns alle guten Gaben, die wir für unser Leben brauchen und die uns auf den Weg Gottes führen, sodass wir das Ziel des ewigen und seligen Lebens erreichen.

Rufen wir die Fürbitte der heiligen Gottesmutter Maria an; sie wird auch als Braut des Heiligen Geistes verehrt, weil dieser Geist in ihr Großes gewirkt und getan hat. So erstrahlt Maria in einzigartiger Heiligkeit. Durch ihre mütterliche Nähe wird das Wirken des Heiligen Geistes auch für uns erfahrbar! Amen.