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Predigt:

Fest der Taufe des Herrn C (07.01.2001)

L1: Jes 42,5a.1-4.6-7 oder Jes 40,1-5.9-11; L2: Apg 10,34-38 oder Tit 2,11-14;3,4-7; Ev: Lk 3,15-16.21-22


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Mit dem Fest der „Taufe des Herrn“ endet der weihnachtliche Festkreis. Als Jesus im Jordan von Johannes getauft wurde, war er bereits dreißig Jahre alt. Dies war der Beginn des öffentlichen Auftretens Jesu, seiner Lehr- und Predigttätigkeit. Den Menschen, die auf die Erlösung warteten, verkündete er in Wort und Tat das Reich Gottes. Drei Jahre später sollte er am Kreuz sterben für das Heil der Menschen.

Vergegenwärtigen wir uns, daß Gottes Sohn als Mensch auf Erden dreißig Jahre lang in der häuslichen Gemeinschaft seiner Familie verbracht hat. Nach der Geburt Jesu waren Maria und Josef mit ihm zunächst nach Ägypten geflohen und von dort einige Jahre später wieder nach Nazareth zurückgekehrt. In der häuslichen Stille des Heims von Nazareth arbeitete der junge Jesus unter der Anleitung des heiligen Josef.

Der moderne Mensch fragt womöglich: Wäre es nicht effektiver gewesen, wenn Jesus Christus länger öffentlich gewirkt hätte? Warum mußte er sich so lange bei Maria und Josef aufhalten? Konnte er sich nicht früher freimachen für seine eigentlichen und doch viel wichtigeren Aufgaben?

So berechtigt derartige Überlegungen sich auf den ersten Blick darstellen, so irreführend wären sie auch. In Gottes Heilsplan kommt es nicht auf die scheinbare Effizienz menschlicher Leistung an, sondern allein auf den Gehorsam gegenüber dem Willen des himmlischen Vaters. Das Reich Gottes bemißt sich nicht nach irdischen Kategorien.

Die gesellschaftliche Mentalität läßt den Mensch nur das wert sein, was er zu leisten imstande ist. Man definiert den Menschen geradezu von seiner Produktivität. Dahinter steht ein verkürztes Menschenbild. Der Glaube lehrt es anders: Der Mensch hat eine Würde, die ihm unabhängig davon zukommt, wieviel er zu leisten imstande ist. Es gibt menschliche Werte, die sich nicht in Geld oder Produktivität aufwiegen lassen. Um diese zu entdecken und zu leben, kommt dem Aufwachsen des Menschen in der Familie eine unersetzbare Rolle zu!

Auch der Sohn Gottes wählte diesen Weg – er war ja ganz Mensch. So sagte er Ja zu den Entwicklungsgesetzen des Lebens und war Maria und Josef als seinen Eltern untertan. In der familiären Gemeinschaft ließ er sich einführen ins Leben, lernte er verschiedene nützliche Dinge und empfing die Liebe, die ein jeder braucht, wenn das Leben gelingen soll.

Mit dem Ereignis der Taufe Jesu am Jordan tritt der Sohn Gottes heraus aus der Verborgenheit seiner Familie. Hier zeigt er sich dem Volk, das auf den Erlöser wartet. Johannes der Täufer weist hin auf ihn, der als Lamm Gottes die Sünde der Welt hinwegnimmt. Natürlich hatte Jesus die Taufe im Jordan nicht nötig. Er war absolut sündenlos. Er stellte sich aber freiwillig in die Reihen der Sünder, um seine Verbundenheit mit den Menschen auszudrücken.

Bei diesem Geschehen kam der Heilige Geist in Gestalt einer Taube vom Himmel herab, und die Stimme des Vaters offenbarte Jesus als den Sohn Gottes, der als Messias zu den Menschen gesandt war. Hier geschieht Offenbarung: Gott teilt sich mit, der Himmel öffnet sich für uns. Der dreifaltige Gott zeigt sich all jenen, die voll Sehnsucht auf die Kundmachung der Erlösung warten.

Nach diesem Ereignis wird nichts mehr sein wie zuvor. Jesus ist der Christus, der Messias, der Gesalbte des Herrn. Er sammelt Jünger, die in seine besondere Nachfolge treten. Er verkündet den Menschen die Botschaft von der Liebe Gottes, die alle rettet, die an Gott glauben.

Auch Maria, die Mutter Jesu, weiß, daß nun die Zeit der trauten häuslichen Gemeinschaft mit ihrem Sohn zu Ende ist. Der heilige Josef wird in der Heiligen Schrift zu dieser Zeit nicht mehr erwähnt. Vielleicht war er schon gestorben. Sicher hat die Gottesmutter Maria im Herzen ihr Jawort erneuert, das sie zum Engel gesprochen hatte, als er ihr die Geburt des Sohnes Gottes verkündete. Sie blieb dem Willen Gottes treu, den sie klar erkannt und für ihr Leben in Liebe bejaht hatte. Es war ihr klar: Sie mußte jetzt im Hintergrund bleiben, damit der Sohn Gottes machtvoll auftreten und wirken konnte. Auch dazu war sie aus ganzem Herzen bereit.

Worin liegt unsere Lebensaufgabe? Auch wenn die Berufungen ganz verschieden sein können, so haben wir doch alle eine gemeinsame Verpflichtung: Wir sollen auf den Ruf Gottes hören und ihn in Liebe annehmen. Für jeden von uns gilt, daß der Glaube an den menschgewordenen Sohn Gottes uns zu retten vermag. Nur die Liebe, die wir zu Gott und den Nächsten im Herzen tragen verbindet uns mit Gott und einander. Auf die Taten der Liebe kommt es an – jeden Tag aufs neue.

Dann wird das Reich Gottes, das der Sohn Gottes verkündet hat, ankommen in unseren Herzen und durch uns in der Welt Gestalt gewinnen. Wir sind nicht allein, Gott ist mit uns. Er führt und stärkt uns allezeit. Einst wird er alles vollenden in seinem ewigen Reich, in der Herrlichkeit des Himmels. Amen