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Und Gott sah, dass es gut war ...
Reflexionen zum Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung

Josef Spindelböck

Die Katholische Kirche begeht – in Verbundenheit mit anderen christlichen Kirchen und Gemeinschaften – den 1. September als „Weltgebetstag um die Bewahrung der Schöpfung“. Von diesem Tag an bis zum 4. Oktober, dem Gedenktag des hl. Franz von Assisi, dauert dann die „Schöpfungszeit“, in welcher dieses Anliegen in besonderer Weise ökumenisch sowie im Dialog der Religionen und Kulturen präsent sein soll. Für den Monat September hat Papst Franziskus als Gebetsanliegen formuliert, „dass wir mutige Entscheidungen für einen einfachen und umweltbewusst nachhaltigen Lebensstil treffen und uns über die jungen Menschen freuen, die hierin ganz entschieden leben.“

In den letzten Jahren und Jahrzehnten ist sowohl gesamtgesellschaftlich als auch innerkirchlich das Bewusstsein für die Kostbarkeit und zugleich für die Bedrohtheit und Gefährdung der Natur insgesamt, die wir Christen als gute Schöpfung Gottes ansehen, gewachsen. Auch das kirchliche Lehramt hat sich das Anliegen der Bewahrung der Schöpfung noch ausdrücklicher als bisher zu eigen gemacht und weist im Rahmen der Soziallehre der Kirche sowie einer entsprechenden Ethik der Erhaltung und Entfaltung des Lebens hin auf die menschliche Verantwortung. Der diesbezügliche Einsatz von Christen solle ganzheitlich sein, denn – wie Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Laudato si‘“ (Nr. 6) zustimmend seinen Vorgänger Papst Benedikt XVI. zitiert – das „Buch der Natur“ sei „eines und unteilbar“; der Auftrag Gottes an die Freiheit des Menschen schließe daher die Umwelt, das Leben, die Sexualität, die Familie und die sozialen Beziehungen mit ein.

Freilich wurde gerade der biblische Auftrag Gottes an den Menschen, sich die Erde untertan zu machen und über „die Fische des Meeres, über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf dem Land regen“, zu herrschen (vgl. Gen 1,28), in der menschlichen Geschichte immer wieder auch missverstanden. Denn nicht um ein eigenmächtiges und letztlich destruktives Despotentum geht es, das den Menschen als absoluten Herrscher ansieht und den übrigen Mitgeschöpfen ihren Eigenwert und ihre Schutzwürdigkeit abspricht, sondern im rechten Sinn ist die Schöpfung dem Menschen wie ein Garten anvertraut, den er bewahren und behüten soll. Da der Mensch jedoch infolge seiner Auflehnung gegen die Schöpfungsordnung aus dem Garten des Paradieses vertrieben wurde, bleibt die Herausforderung für den Menschen, sich auch zu seiner Schuldgeschichte zu bekennen, um in Demut der von Gott geschenkten Erlösung und Erneuerung der ganzen Schöpfung zu dienen.

Das techno-ökonomische Paradigma des neuzeitlichen Menschen, der ein absoluter Herrscher sein will, hat keine Zukunft und lässt dort Wüsten und Elend zurück, wo es dem Menschen doch aufgetragen wäre, die Erde zum Blühen zu bringen und den Menschen einen verhältnismäßigen Anteil an den Gütern der Erde zukommen zu lassen, damit das Leben der einzelnen und der Gesellschaft insgesamt sich auf gute Weise entfalten kann – auch in Offenheit für die Begegnung mit Gott in der durch Jesus Christus ermöglichten Perspektive des ewigen Heils.

Gewiss sind strukturelle Antworten im Sinne eines nicht nur auf die eigene Nation bezogenen, sondern weltweit verstandenen Gemeinwohls nötig, um Krisen zu bewältigen und Gefahren für Natur und Umwelt abzuwehren. Unerlässlich ist jedoch die Weckung des individuellen und gemeinsamen Verantwortungsbewusstseins, denn wirkliche Veränderung zum Guten (und damit auch Bekehrung zu Gott) geschieht nur dort, wo die eigene Einsicht in Verantwortungszusammenhänge möglich ist und auf dieser Grundlage Motivationen für ein entschiedenes kooperatives Handeln gestärkt werden. Der Erziehung, aber auch einer entsprechenden ökologischen Kultur und Spiritualität kommt hier eine unersetzliche Rolle zu (vgl. Laudato si‘, Nr. 111).

Die Antwort auf die gegenwärtige human-ökologische Krise kann nicht in einem global verordneten, die Freiheits- und Eigentumsrechte der einzelnen sowie der Familien missachtenden „Global Reset“ (Klaus Schwab) liegen, sondern in der Förderung und Ermöglichung subsidiären Handelns, welches bei der menschlichen Person als primärem Verantwortungsträger ansetzt und auf die Förderung der Ehe zwischen Mann und Frau und der darauf gegründeten Familie bezogen ist. Die Wirtschaft insgesamt gilt es nach dem Maß des Menschen und der Natur neu zu ordnen. Eine ökosoziale Marktwirtschaft braucht rechtliche und politische Rahmenbedingungen, die es dann den einzelnen Akteuren ermöglichen, ihren Beitrag für das Wohl aller zu leisten. Papst Franziskus setzt auf die Zusammenarbeit aller Menschen guten Willens.

 

Prof. Dr. theol. habil. Josef Spindelböck ist ordentlicher Professor für Moraltheologie sowie Dozent für Ethik an der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Diözese St. Pölten, wo er derzeit das Amt des Rektors innehat. Er ist außerordentlicher Professor für Moraltheologie und Sozialethik an der Katholischen Hochschule ITI in Trumau.