www. St Josef.at
Die katholische Informationsseite der Gemeinschaft v. hl. Josef
Navigation

„Das reiche Erbe meines Vorgängers“
Ein mitbrüderlicher Hinweis für alle, die an der vertieften Seelsorge für die Mitglieder des priesterlichen Dienstamtes interessiert sind (19. November 2009)

Robert Bösner

Initiative päpstlicher Seelsorge an den Priestern

Viele Priester haben in den vergangenen 26 Jahren gegen Ende der österlichen Bußzeit schon auf „ihren“ Brief des Papstes an sie gewartet, um sich mit Hilfe dieses Briefes für die Konzelebration mit dem Bischof bei der Chrisammesse und für die Erneuerung ihres Bereitschaftsversprechens vorbereiten zu können.

Durch fast 26 Jahre hat Papst Johannes Paul II mit apostolischem Eifer diese seelsorgliche Beziehung zu den priesterlichen Mitarbeitern der Bischöfe aufgebaut und aufrecht erhalten.

Die Rezeption dieser Bemühungen

war in den weiten Bereichen der Weltkirche verschieden. Die Unterschiede gab es nicht nur je nach den einzelnen Kontinenten. Auch innerhalb eines Kontinentes, wie z.B. Europas, war die Annahme verschieden. Während im Bereich unserer Heimat z.B. Priester einiger Diözesen den „Welttag der Heiligung der Priester“ nicht einmal kannten, wird er in anderen Diözesen nur „zähflüssig“ zur Kenntnis genommen. Die Einladungen des Bischofs zur Teilnahme an einfachen Veranstaltungen haben höchstens 10 Prozent der Mitbrüder aus der diözesanen Priestergemeinschaft angenommen. Aber nicht einmal hundert Kilometer entfernt, in einem Nachbarland, kommt am „Welttag der Heiligung der Priester“ fast die Hälfte der Seelsorger zu der gemeinsamen Besinnung mit ihrem Bischof zusammen.

Das Ende der„Gründonnerstagbriefe“ –

ein Resultat bisheriger Verweigerungen?

Manche Priester in unseren Regionen werden es jetzt als eine ziemliche „Erleichterung“, ja direkt als eine Bestätigung ihrer Vorbehalte, empfinden, dass der neue Papst den Brauch des „Gründonnerstagbriefes an die Priester“ nicht mehr weiterzuführen gedenkt.

Waren also jetzt für unsere Breiten alle bisherigen Bemühungen umsonst, den Mitbrüdern aufzuzeigen, wo die Zugänge zu einem vertieften Verständnis der sakramentalen und kollegialen Würde des kirchlichen Dienstamtes zu finden sind? Ist die Verweltlichung der Theologie bzw. der Theologen – wie es z.B. eine Untersuchung der spanischen Bischofskonferenz für ihren Bereich herausgefunden hat – an dieser Zurücknahme schuld?

„Das reiche Erbe meines Vorgängers“

Papst Benedikt hat zu Beginn seines Pontifikates erklärt, er wolle nur wenige Dokumente veröffentlichen, um „das reiche Erbe seines geliebten Vorgängers zur Geltung zu bringen und neu zu erschließen“.

Das will mit anderen Worten besagen, dass er nicht neue Briefe zu den bisherigen Gründonnerstagbriefen hinzufügen will, sondern dass uns der neue Papst auffordert, die bisherigen Gründonnerstagsbriefe von Johannes Paul II. neu zu lesen und uns deren Aussagen – in Einheit mit dem gegenwärtigen Heiligen Vater und seinen Bemühungen – vertieft anzueignen!

Die große Überraschung:
nicht ein Mal jährlich, sondern wöchentlich!

Wenn bis jetzt Papst Johannes Paul II. den Priestern einmal jährlich einen Brief geschrieben hat, so fällt es auf, dass Papst Benedikt XVI. das Thema „Seelsorge für die Priester und Vertiefung ihres Selbstverständnisses“ nicht aufgegeben hat, sondern gerade umgekehrt: jetzt lehrt Papst Benedikt XVI. jede Woche (!) an einem Mittwoch bei bei der Generalaudienz vor allen Gläubigen in seiner „Katechese“ am Petersplatz zu diesem Thema. Mit einfachen und doch gehaltvollen Worten fasst er höchst persönlich all das zusammen, was Papst Johannes Paul II. über das priesterliche Dienstamt sagte und was zum Glaubensverständnis der Kirche über das apostolische Dienstamt dazugehört. Mit Hinweisen auf die Aussagen der apostolischen Väter und der frühen Kirchenordnungen zeigt er den Zusammenhang auf, auf dem die lehrhaften Weichenstellungen des 2. Vatikanischen Konzils für das apostolische Vorverständnis des geistlichen Dienstamtes gründen. Aber wohlgemerkt! Er sagt es nicht nur für die Priester, sondern vor der ganzen Kirche. Das Wort „Kat-ech-ese“ hat dabei für ihn eine besondere Bedeutung – d.h. der Papst will vor dem ganzen Gottesvolk ein lehrhaftes „Ech-o“ zum Verhältnis von „Christus und seiner Kirche“ (Arbeitsthema) geben.

Nicht „Geheimwissen“ der Priester, sondern Glaubensgut für das ganze Gottesvolk!

„Die Kirche überliefert (Anm: in ihrer lebendigen Lehre) all das, was sie ist und was sie glaubt“, sagt der Papst zum Beispiel in der Katechese am 3. Mai 06. So wird deutlich, dass die „Lehre“ über Christus und seine Kirche nicht ein „Geheimwissen“ für die in die Mitarbeit des apostolischen Dienstes Hineingeweihten ist, sondern ein Stück Glaubensgut für das ganze Gottesvolk.

Vielleicht war das der Grund (?), warum sich bei uns bis jetzt manche Priester als Glieder der “sakramentalen und pastoralen Bruderschaft“ gegen die direkte Auslegung der Lehre des Konzils – eigens und extra nur – für die Priester sträubten. Möglicherweise hatten sie Angst, in einen einseitigen „Klerikalismus“ hineingenommen zu werden (wie gelegentlich manch einer sagte) oder unbemerkt in diesen „Klerikalismus“ hinein zu rutschen. Gefühlsmäßig meinten sie, dass sich eine solche (!) einseitige Darlegung über das Verständnis des priesterlichen Dienstamtes im Gottesvolk kontraproduktiv für die Annahme des apostolischen Dienstes auswirken könnte.

Es war Papst Johannes Paul II., der in den abschließenden Nummern seines postsynodalen Schreibens „Pastores dabo vobis“ (1992) davor warnte, dass die Priester auf Grund ihres Standes gegenüber den Gläubigen nicht „Überlegenheit“ und „Großmannsucht“ an den Tag legen sollten. Sie sollen vielmehr in der Hingabe an den Herrn als Mitarbeiter der Apostel und ihrer Nachfolger mit voller Absicht dem Gottesvolk dienen.“

Für die apostolische Kirche ist der Weg in die Zukunft offen

Als ein durch lange Jahre mit den Fragen des geistlichen Dienstamtes Beschäftigter möchte ich die geistlichen Mitbrüder tatsächlich aufmerksam machen, jene gehaltvollen „Katechesen“ der Papstes zum Thema „Christus und seine Kirche“ zu beachten, sie selbst zu lesen und vielleicht auch miteinander zu studieren.

Jedenfalls ist mit den Lehrworten des Petrusnachfolger sowohl für uns Priester als auch für die Christgläubigen der Pilgerweg der apostolischen Kirche in die Zukunft hinein offen.

Alle anderen – noch so forschen – Entwürfe von „Kirche“ hingegen werden sich auf diesem Hintergrund immer deutlicher als selbstzerstörerische Sackgassen erweisen.