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Der Heilige mit dem großen Ohr
Bedenkenswertes über den heiligen Josef, formuliert von einem Laien (18. März 2005)

Konrad Wehr

Hinweis/Quelle: Auf stjosef.at mit freundlicher Erlaubnis des Autors bereitgestellt!

Jetzt um Weihnachten ist der Name häufiger zu hören. Was aber wissen wir über ihn? In der Hl. Schrift steht nur wenig. Ich kann ihn auch nicht zitieren. Nichts hat er gesagt! Das kann zwar nicht sein, jedoch war es den „Schreibern“ wohl nicht wichtig genug. Er war ja „nur“ Pflegevater. Um Gott-Vater die erste Stelle zukommen zu lassen steht der Hl. Josef im Hintergrund. Ich meine, der Hl. Josef kann uns heutigen Menschen zeigen, wie wichtig in unserer lauten Welt intensives Hinhören sein kann; Hinhören auf die leisen Töne der Menschen und auch der Natur.

Mich beeindruckt selbst das Wenige, was über den Hl. Josef wirklich geschrieben steht.

Der Zimmermann Josef, Nachkomme des Königs David, war sicher im Glauben seines Volkes sehr verwurzelt, kannte sich auch in den jüdischen Schriften aus und lebte nach Gesetz und den Geboten. Er war mit Maria verlobt. Maria war schwanger, jedoch nicht von ihm. Sie hätte vom Volk gesteinigt werden können [5.Mose 22,23]. Das jedoch wollte er vermeiden. Die Schrift nennt das: „Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloß, sich in aller Stille von ihr zu trennen.“ [Mt 1,19] In seiner eigenen Meinung war er aber anscheinend doch unsicher, so daß er die Stimme des Engels rechtzeitig und deutlich vernehmen konnte. Der sagte: „Josef, Sohn Davids, fürchte Dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; ..“ [Mt 1,20] In Josefs Gehorsam erfüllt sich Gottes Plan.

Karl Rahner hält eine andere Interpretation des „Entlassens“ für denkenswert:

“Vielleicht deshalb, weil er (Josef) sich gleichsam ausgeschlossen empfand und empfinden mußte von jenem Geheimnis, das sich da abgespielt hatte zwischen Maria und dem Himmel? Weil sie gleichsam von einem Höheren, von Gott selbst, für sich in Anspruch genommen war, darum, so können wir mindestens denken, glaubte er, daß er in gar keiner Weise mehr einen Anspruch auf sie erheben konnte, und darum gedachte er, sie heimlich zu entlassen.“ (aus ´Das große Kirchenjahr´ 1987)

Und wie entscheidet sich Josef?

Josef jedenfalls hat daraufhin etwas getan, was mit dem üblichen Verhalten der Männer seines Volkes ebenfalls nicht übereinstimmte. Er hat die Worte dieser Stimme in seinem Herzen bedacht und ausgeführt. Schließlich erhielt er ja durch den Engel den Auftrag zur irdischen Vaterschaft und Namensgebung, und das Kind war dadurch in der Stammesfolge Davids. Er nahm Maria zu sich. Er wurde zum Beschützer für Mutter und Kind um zu bewahren, zu versorgen, zu verteidigen und zu lieben. Josefs Vaterschaft wurde auch im Volke nicht bezweifelt. Später heißt es: „Ist das nicht Jesus, der Sohn Josefs, dessen Vater und Mutter wir kennen?“ [Joh 6,42 und Lk 4,22]

So ging es auch mit Josefs anderen Entscheidungen. Er hörte die Stimme und hörte auf sie. Dann tat er das, was für das Kind und die Mutter gut war. Er zog mit ihr in die Stadt Davids, Betlehem. Abgewiesen, Geburt in einem Stall. Was dann Hirten und Könige erzählten machte ihn noch sprachloser. Dann die Flucht vor dem Heuchler Herodes.

Im März 1996 habe ich in der Würzburger Residenz eine berühmte Ausstellung besucht. Neben den gewaltigen Deckengemälden des italienischen Malers Tiepolo (ab 1750) waren auch viele andere Gemälde von ihm und eine ganze Serie Zeichnungen zu sehen. Auf diesen über 30 Zeichnungen hatte der Maler festgehalten, wie beschwerlich und gefahrvoll er sich die Flucht der Hl. Familie nach Ägypten ins Asyl vorstellte: Gefahren im Bergland, Überquerung von Gewässern, Übernachtung im Freien, Verstecken vor Soldaten. Aber immer war die Hl. Familie in Begleitung eines führenden Engels. Es ist für mich leicht denkbar, dass der Hl. Josef auf dieser Flucht auch wirklich Angst gehabt haben muss. Sorge, ob das Lasttier alles durchhält, Angst vor der Nachtkälte, Angst um die Mutter und um den anvertrauten neugeborenen Gottes-Sohn, von dem schon so viel Unverständliches geweissagt worden war. Auch die Unsicherheit, ob er seinem Traum, „...flieh nach Ägypten; dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage...“ [Mt. 2,13] wirklich vertrauen konnte. Wachsame Liebe zu Maria und dem Kind, die sich offenbar nur in Angst und Fürsorge zeigen konnte. Mit Sicherheit war er kein alter Mann. Er wäre ja selbst zur Last geworden. („Alter Mann“ galt im Mittelalter als Zeichen für Weisheit und Keuschheit)

Auch als sie Jesus später tagelang suchten und dann im Tempel fanden, hatte Josef Angst um seinen Sohn. Maria spricht es aus: „Dein Vater und ich haben dich voll Angst gesucht. „ [Lk 2,48] Maria wird damit zur Sprecherin für die Familie (Für-sprecherin!).

Das Leben des Hl. Josef mit seiner Hinwendung auf andere, spricht eine leise und deshalb nur erspürbare Sprache. Er hatte ein sensibles Ohr für Gottes Weisungen und tat, was Gott von ihm wollte, weil er es mit dem Herzen verstanden hatte. Er hat in sich hinein gehört auf sein Herz und hat das und nur das getan, was für die anderen gut war. Er hat getan, was in der von ihm erkannten Verantwortung lag, nicht weniger aber auch nicht mehr.

Man hat mir von einer Statue erzählt: Josef als Pilger, die eine Hand am Wanderstab mit der Bereitschaft zum Aufbruch, die andere Hand hinters Ohr gelegt, horchend. Ein anderes Bild stellt den Hl. Josef mit einem ungewöhnlich großen Ohr dar. Ich denke, genau diese Fähigkeit des intensiven Hinhörens und der Bereitschaft haben die Künstler damit ausdrücken wollen.

Ihnen und auch mir wünsche ich solch ein sensibles Ohr um immer wieder erkennen zu können was richtig ist, nicht weniger aber auch nicht mehr.

Ihr Konrad Wehr
(Vorsitzender des Pfarrgemeinderates St. Paulus, Göttingen)