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Josef von Nazareth: Beschützer des Jesuskindes, Gemahl der Jungfrau Maria und Schutzpatron der Kirche
Der hl. Josef in der Heilsgeschichte - das biblische Zeugnis / Der heilige Josef in der Verehrung der Kirche
Theologische Erwägungen anlässlich des Jahres des hl. Josef (8. Dezember 2020 - 8. Dezember 2021)

Josef Spindelböck

Der hl. Josef in der Heilsgeschichte – das biblische Zeugnis

 

Papst Franziskus hat mit dem Apostolischen Schreiben „Patris corde“ am 8. Dezember 2020 die vor 150 Jahren unter Papst Pius IX. erfolgte Proklamation des heiligen Josef als Patron der Katholischen Kirche in Erinnerung gerufen und positiv gewürdigt. Auch Papst Johannes Paul II. hatte am 15. August 1989 ein Apostolisches Schreiben mit dem Titel „Redemptoris Custos“ veröffentlicht, worin er die „Gestalt und Sendung des heiligen Josef im Leben Christi und der Kirche“ vorstellte. Er tat dies zum Hundertjahrjubiläum der Veröffentlichung der Enzyklika „Quamquam pluries“ durch Papst Leo XIII. (15. August 1889) und – wie er feststellte – „in der Spur einer jahrhundertealten Verehrung des hl. Josef“.

Auch wenn es gemäß dem biblischen Zeugnis die Berufung des heiligen Josef war, „im Schatten“ zu stehen und in geistig-seelischer Einheit mit seiner jungfräulichen Gemahlin Maria die Vaterschaft Gottes für das Jesuskind zu bezeugen, so hält Papst Franziskus die Zeit dafür gekommen, dass Josef von Nazareth im Glaubensbewusstsein der Kirche gleichsam „aus dem Schatten“ tritt und in der Vorbildlichkeit seines Beispiels sowie in der Wirkmächtigkeit seiner Fürbitte anerkannt und angerufen wird.

Angesichts der Krisen und Herausforderungen in Kirche und Gesellschaft ist der heilige Josef als Patron der Kirche sowie der Menschen in den verschiedensten Anliegen besonders „gefordert“. Wenn wir ihn vertrauensvoll anrufen, werden wir ihn dennoch nicht „überfordern“, sondern den Segen seiner Präsenz in Kirche und Welt erfahren. Dies gilt besonders im „Jahr des heiligen Josef“, das Papst Franziskus ausgerufen hat und welches vom 8. Dezember 2020 bis zum 8. Dezember 2021 dauert.

Wir wollen in einer ersten Einheit auf das biblische Zeugnis über den heiligen Josef Bezug nehmen und seine heilsgeschichtliche Aufgabe und Bedeutung hervorheben!

 

Diese Schriftstellen sind von besonderer Bedeutung:

Altes Testament

  • (der ägyptische) Josef, der Sohn Jakobs, vgl. Gen 37–50

Neues Testament

  • Mt 1,1–17 Stammbaum Jesu; Josef als Mann Marias, von ihr wurde Jesus geboren (V.16)
  • Mt 1,18–25 Maria ist gesegneten Leibes; Josef ist gerecht und will Maria nicht bloßstellen; Josef nimmt Maria als seine Frau zu sich; Geburt Jesu
  • Mt 2,1–23 Besuch der Sterndeuter; Flucht nach Ägypten und Rückkehr, Aufenthalt in Nazareth
  • Mt 13,55 Jesus, der Sohn des Zimmermanns
  • Mk 6,3 der Zimmermann Jesus
  • Lk 1,26–38 Verkündigung des Herrn an Maria; sie ist mit Josef verlobt und soll ein Kind gebären und ihm den Namen Jesus geben; er ist der verheißene Messias aus Davids Geschlecht
  • Lk 2,1–20 Josef ist bei der Geburt Jesu in Bethlehem zugegen
  • Lk 2,21 Beschneidung und Namensgebung Jesu
  • Lk 2,22–39 Darstellung Jesu im Tempel zu Jerusalem
  • Lk 2,40.52 Kindheit und Heranwachsen Jesu
  • Lk 2,41–51 Wallfahrt der Heiligen Familie in den Tempel von Jerusalem; seine Eltern haben ihn gesucht; Jesus nimmt im Gehorsam Bezug auf den himmlischen Vater
  • Lk 3,23–38 Stammbaum Jesu; er gilt als Sohn Josefs (V.23)
  • Lk 4,22 Jesus als Sohn Josefs
  • Joh 1,45 Jesus, der Sohn Josefs, aus Nazareth
  • Joh 6,42 Jesus als Sohn Josefs

 

Das sind insgesamt doch einige relevante Stellen aus der Heiligen Schrift, die uns über die Person Josefs von Nazareth und seine Teilnahme am Geheimnis der Menschwerdung des Sohnes Gottes aus der Jungfrau Maria in Kenntnis setzen. Wenn wir die Heilige Schrift in Einheit mit der Kirche lesen, dann werden wir in das Geheimnis der Liebe Gottes eingeführt, und auch die Gestalt und die heilsgeschichtliche Sendung des heiligen Josef werden uns dabei erschlossen.

Wir sind nicht angewiesen auf apokryphe Erzählungen oder auf Botschaften und Offenbarungen privater Natur, die nicht zum Glaubensgut der Kirche gehören. Was uns die Heilige Schrift über Josef von Nazareth sagt, enthält einen großen inneren Reichtum, den wir in der Form einer gemeinsamen Betrachtung etwas näher ergründen wollen.

Das Matthäusevangelium beginnt mit einer Darstellung des Stammbaums Jesu (vgl. Mt 1,1–17). Es geht um eine Antwort auf die Frage: Woher kommt Jesus seiner Menschheit nach? Von wem stammt er ab, wem verdankt er sich? Der Evangelist lässt diese Geschlechterfolge mit Abraham beginnen; auf diese Weise ergeben sich drei Höhepunkte: nämlich Abraham, dann folgen vierzehn Generationen bis zu König David; von dort wiederum vierzehn bis zur Babylonischen Gefangenschaft des Volkes Israel und dann nochmals vierzehn Generationen bis zur Geburt Christi, des Erlösers. Einleitend heißt es: „Buch des Ursprungs Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams“ (Mt 1,1), und am Schluss dieses Stammbaumes formuliert es der Evangelist so: „Jakob zeugte den Josef, den Mann Marias; von ihr wurde Jesus geboren, der der Christus genannt wird“ (Mt 1,16). Das lässt aufhorchen: Denn bei allen übrigen Stammvätern heißt es jeweils, dieser zeugte jenen; hier aber wird gesagt, dass Jesus von Maria geboren wurde. Ein Hinweis auf eine zeugende Funktion Josefs fehlt ausdrücklich; er ist Vater im gesetzmäßigen Sinn (vgl. auch Joh 1,45; 6,42), aber nicht im biologischen Sinn!

Auch im Lukasevangelium gibt es einen Stammbaum Jesu (vgl. Lk 3,23–38). Einleitend heißt es dort: Jesus „galt als Sohn Josefs. Die Vorfahren Josefs waren …“ Und dann folgt – von der damaligen Gegenwart in die Vergangenheit gerichtet – eine Reihe von Personen, die mit Adam abschließt, der wiederum von Gott stammt (vgl. Lk 3,38). Die beiden Stammbäume Jesu zeigen, dass der Sohn Gottes wirklich eingetreten ist ins Menschengeschlecht. Er ist wahrer Mensch, und seine gesetzliche Abstammung lässt sich zurückführen auf den König David, dann auch auf Abraham und schließlich auf Adam. Mit Adam kam die Sünde in die Welt, durch Jesus Christus als dem neuen Adam das Heil und die Erlösung (vgl. Röm 5,12–21). Maria und Josef aber waren als jungfräuliches Ehepaar miteinbezogen, sodass Jesus auf ehrenhafte Weise in diese Welt eingeführt wurde. Der Dienst des heiligen Josef ist unentbehrlich. Josef ist der gesetzliche Vater Jesu (vgl. Lk 4,22).

Wussten Sie, dass es im Neuen Testament drei Verkündigungserzählungen gibt? Da ist erstens die Verkündigung der Geburt Johannes des Täufers durch den Engel des Herrn an seinen Vater, den Priester Zacharias, der dies dann seiner Frau mitteilt (vgl. Lk 1,5–25). Zacharias jedoch zweifelt an der Möglichkeit der Erfüllung der göttlichen Verheißung; er und seine Frau sind schon alt, und seine Frau Elisabeth gilt überdies als unfruchtbar. Dennoch verwirklicht sich die Ankündigung zur rechten Zeit. Die zweite Verkündigung bezieht sich auf die Jungfrau Maria, die mit einem Mann namens Josef verlobt ist, der aus dem Geschlecht Davids stammt (vgl. Lk 1,26–38). Maria soll die Mutter des Erlösers werden; es ist der verheißene Messias, und so wird sie vom Engel angesprochen als die Gnadenvolle („gratia plena“). Ihr Kind aber wird sie vom Heiligen Geist empfangen, denn sie erkennt nach ihren eigenen Worten keinen Mann. Besagt dies nicht, dass sich Maria bereits vorher dazu entschieden hat, ihr Leben auf jungfräuliche Weise zu verbringen? Kann man sich vorstellen, dass Josef von der Entscheidung seiner künftigen Frau nichts gewusst hat und einfach vor vollendete Tatsachen gestellt worden ist? Jede Ehe ist an sich auf die Weitergabe des Lebens hin ausgerichtet; hätte Maria einseitig ihre Jungfräulichkeit aufrecht erhalten wollen, ohne dass Josef damit einverstanden war, wäre die Ehe von vorneherein ungültig gewesen. Maria muss also Josef noch vor ihrer Verlobung, die im jüdischen Eherecht als erste Stufe der Eheschließung galt, darüber informiert und um ein Einverständnis gebeten haben, dass sie als gottgeweihte Jungfrau ihm anvertraut werde und er sie in dieser Weise als ebenfalls jungfräulicher Gemahl unterstützen wolle. Maria sagt Ja zum Plan Gottes, den ihr der Engel offenbart: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast.“ (Lk 1,38). Josef von Nazareth ist ebenfalls bereit, den Willen Gottes anzunehmen und zu bejahen, denn er ist „gerecht“, wie wir dann aus dem Matthäusevangelium erfahren (vgl. Mt 1,19). Wir sollten daher nicht annehmen, dass Josef ein alter Mann war; vielmehr war er Maria auch im Alter entsprechend, und man traute es diesem Paar ohne weiteres zu, dass sie auf natürliche Weise Kinder haben konnten. Vom Geheimnis ihrer jungfräulichen Beziehung und von der wunderbaren Empfängnis des Jesuskindes ahnte sonst niemand etwas.

Jetzt sind wir bei der dritten Verkündigungserzählung: Ein Engel offenbart dem schlafenden Josef im Traum, was Gott Großes an Maria getan hat, die ein Kind erwartet, und dass er nicht zögern soll, Maria als seine Frau zu sich zu nehmen (vgl. Mt 1,18–25). Wieso aber hat Josef gezögert? Misstraut er seiner ihm bereits angetrauten, aber noch nicht von ihm ins Haus heimgeführten Frau, die er in ihrem Entschluss zur Jungfräulichkeit kennt und die er aufgrund der Übereinkunft mit ihr nicht sexuell „erkennen“ wird? Er sieht ja, dass sie ein Kind unter ihrem Herzen trägt. Von wem ist dieses Kind? Wie soll er sich verhalten? Es liegt dem heiligen Josef als gerechten Mann fern, Maria auf ungerechte Weise zu verdächtigen und sie der Schande und Missachtung der Menschen preiszugeben. Er ahnt, dass Gott etwas Großes an Maria bewirkt hat und kann es sich dennoch nicht erklären. Gehört er hier dazu? Ist er dessen würdig, Maria als seine Frau zu sich zu nehmen?[1] Wenn er sie still und heimlich verlässt, fällt die Schuld in den Augen der Menschen auf ihn. So hätte er die Ehre Marias bewahrt. – Doch genau hier greift Gott ein! Der Engel sagt Josef klar und unmissverständlich, dass er Maria als seine Frau zu sich nehmen soll, d.h. er soll sie heimführen in sein Haus und damit die Ehe mit ihr in öffentlicher Weise kundtun. Das Kind aber wird jedenfalls ihm zugesprochen, auch wenn er nicht der biologische Vater ist. Wenn der Engel zu Josef sagt, er solle dem Kind „den Namen Jesus geben“ (Mt 1,21), dann werden Josef damit von Gott her die Vaterrechte und Vaterpflichten übertragen. Es ist der besondere Auftrag Gottes für Josef, das Jesuskind ehrenvoll in diese Welt einzuführen. Er soll das Kind in väterlicher Weise beschützen und seiner Gattin Maria in ehelicher und zugleich jungfräulicher Liebe beistehen! Josef aber tut, was der Engel ihm sagt. Er macht keine Worte, sondern horcht auf Gott und gehorcht. Josef ist ein Mann des Glaubens und als solcher ein Mann der Tat! Darin zeigt sich seine Gerechtigkeit, die an die Glaubensgerechtigkeit Abrahams erinnert (vgl. Röm 4,3; Gal 3,6; Jak 2,23).

In jener Zeit, als Maria gesegneten Leibes ist, steht Josef als ihr jungfräulicher Gemahl ihr nach Kräften bei. Ist es vorstellbar, dass er Maria allein den beschwerlichen Weg von Nazareth nach Ain-Karim hat gehen lassen, wo ihre Verwandte Elisabeth zu Hause war (vgl. Lk 1,39–56)? Elisabeth preist Maria als Mutter ihres Herrn selig, weil sie „geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.“ (Lk 1,45). Auch Josef von Nazareth hat Anteil an diesem Lobpreis, denn sein Glaube an das Geheimnis der Menschwerdung Gottes ist ebenso präsent und wirksam wie der Glaube Marias.

Josef wird dann in Bethlehem zum Zeugen der Geburt Jesu (vgl. Lk 2,1–20). Dass das Paar überhaupt nach Bethlehem kam, ist auf eine Anordnung des Kaisers Augustus zurückzuführen, „den ganzen Erdkreis in Steuerlisten einzutragen.“ (Lk 2,1). So wurde auch das Kind Jesus mit Namen erfasst und gleichsam als Bürger dieser Welt registriert. Hierzu schreibt Papst Johannes Paul II. in „Redemptoris custos“ (Nr. 9): „Als sich Josef in Befolgung der Anordnungen der staatlichen Behörden zur Eintragung in die Einwohnerlisten nach Betlehem begab, erfüllte er in Bezug auf das Kind die wichtige und bedeutsame Aufgabe, den Namen »Jesus, Sohn Josefs aus Nazareth« (vgl. Joh 1, 45), offiziell in die Einwohnerliste des Römischen Reiches eintragen zu lassen. Diese Eintragung bezeugt offenkundig Jesu Zugehörigkeit zum Menschengeschlecht, Mensch unter Menschen, Bürger dieser Welt, der den zivilen Gesetzen und Einrichtungen unterworfen ist, aber auch »Retter der Welt«.“

Die Geburt des Erlösers vollzog sich in aller Stille und Abgeschiedenheit in einem Stall. Die vielen Krippendarstellungen legen davon Zeugnis ab. Wir nehmen Maria und Josef wahr sowie das Kind, das in Windeln gewickelt in einer Krippe liegt. Maria und Josef beten den Sohn Gottes an; jenes Geheimnis, das von Ewigkeit her in Gott verborgen war, ist ihnen jetzt offenbar geworden (vgl. Eph 3,9). Dass auch Tiere anwesend waren – nämlich Ochs und Esel –, legt die fromme Überlieferung nahe, und bald kommen auch Hirten zum Kind, das in der Krippe liegt. Denn die Engel vom Himmel haben ihnen die frohe Kunde gebracht, dass „in der Stadt Davids der Retter geboren“ ist (Lk 2,11). Später erscheinen dann auch die Weisen aus dem Morgenland, um dem Kind anbetend zu huldigen. Ein geheimnisvoller Stern hat ihnen den Weg gewiesen (vgl. Mt 2,1–12). Jene Gaben, die sie dem Kind dargebracht haben (Gold, Weihrauch und Myrrhe), werden der Heiligen Familie bestimmt geholfen haben, ihr gemeinsames Leben mit den nötigen Mitteln auszustatten.

Am achten Tag nach der Geburt des Kindes wurde dieses gemäß dem jüdischen Brauch beschnitten. Es erhielt dabei den Namen Jesus (vgl. Lk 2,21). Das Recht der Namensgebung stand dem Vater zu und wurde vom Engel ausdrücklich Josef zugesprochen, aber auch Maria aufgetragen (vgl. Mt 1,25; vgl. Lk 1,31); wir dürfen annehmen, dass sich die Gatten hierin völlig einig waren, den Auftrag Gottes zur Namensgebung gemeinsam zu erfüllen. „Jesus“ bedeutet „Gott rettet“, „Gott erlöst“. „Christus“ aber ist der Amtstitel und entspricht dem hebräischen Wort „Messias“ (der Gesalbte).

Vierzig Tage nach der Geburt Jesu folgte die Darstellung des Kindes durch seine Eltern im Tempel zu Jerusalem (vgl. Lk 2,22–39). Maria und Josef begegnen uns als fromme jüdische Eltern, die alles tun, was im mosaischen Gesetz verlangt wird. Sie bringen das vorgesehene Opfer dar, mit dem der Erstgeborene ausgelöst wird: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben (vgl. Lk 2,24). Auch später wird sich zeigen, dass Maria und Josef das heranwachsende Jesuskind mit allem vertraut machen, was zur Frömmigkeit des jüdischen Volkes gehört. In bemerkenswerter Weise stellt der Evangelist Lukas über den heranwachsenden Jesus fest, dass das Kind an Kräften zunahm, mit Weisheit erfüllt war und dass Gottes Gnade auf ihm ruhte (vgl. Lk 2,40). Ja, „seine Weisheit nahm zu, und er fand Gefallen bei Gott und den Menschen.“ (Lk 2,52). Menschlich gesehen gab es also auch ein Lernen beim Kind Jesu und eine Zunahme seines Erfahrungswissens, auch wenn er als der ewige Sohn Gottes an der göttlichen Allwissenheit partizipierte und als Mensch von Anfang an in seiner Seele die unmittelbare Gottesschau besaß sowie je nach Bedarf auch auf eingegossenes Wissen zurückgreifen konnte, wie es die theologischen Lehrer der Kirche ausführen.[2]

Josef von Nazareth war für das Kind ein guter Lehrmeister und führte Jesus in die Welt der Arbeit ein. So wird Jesus im Matthäusevangelium als „Sohn des Zimmermanns“ bezeichnet (Mt 13,55) und im Markusevangelium wird Jesus selbst als Zimmermann angeführt (Mk 6,3).

Josef von Nazareth war ein arbeitender Mensch, genauer gesagt ein Handwerker und noch spezieller ein Zimmermann. Mit diesem Beruf war in alter Zeit noch viel mehr verbunden als heute, entsprechend den damaligen Möglichkeiten: Er musste in der Lage sein, ein Haus zu bauen und für die nötige Innenausstattung zu sorgen. Weil Josef von Nazareth „gerecht“ war, wie die Schrift sagt (vgl. Mt 1,19), hat er seinen Beruf mit Hingabe und Sorgfalt ausgeübt.

Jesus hat sich von Josef in der Arbeit eines Zimmermanns und Baumeisters unterrichten lassen und so der Arbeit ihren Adel und ihre Würde zurückgegeben, ja sie von ihrem Fluch erlöst. Die Arbeit ist eine hervorragende Weise, die eigenen Talente und Fähigkeiten zur Geltung zu bringen. Sie soll beitragen zur Verherrlichung Gottes und zur Heiligung der Menschen. In diesem Sinn ist der heilige Josef der Patron der Arbeiter, dessen Gedenktag die Kirche am 1. Mai begeht.

Ein Rückblick auf den „ägyptischen Josef“ lohnt sich (vgl. Gen 37–50): Der Patriarch Jakob, der dann den Namen Israel bekam, hatte zwölf Söhne; ihre jeweiligen Familien stehen am Ursprung der zwölf Stämme Israels. Josef aber, der dem Jakob von seiner Lieblingsfrau Rachel geboren worden war, wurde von seinem Vater in besonderer Weise geschätzt und bevorzugt, was den Neid seiner Brüder erweckte. Diese wollten ihn in einer Zisterne umkommen lassen, verkauften ihn dann aber als Sklaven an midianitische Kaufleute, die nach Ägypten unterwegs waren. Dort stieg er – nach wechselvollen Ereignissen – aufgrund seiner Kunst der Traumdeutung bis zum Stellvertreter des Pharao auf, also zum Vizekönig. Dank des ägyptischen Josef war es möglich, die guten Erntejahre mit den schlechten auszugleichen und eine Hungersnot in Ägypten zu verhindern. Schließlich kam es zur Begegnung der Brüder und ihres alten Vaters Jakob mit Josef. In der Folge zog die Sippe Jakobs nach Ägypten und wurde zu einem ansehnlichen Volk.

Der ägyptische Josef lehrt uns durch sein Schicksal, dass wir in allem auf Gottes Vorsehung vertrauen dürfen und dass es zugleich darauf ankommt, dass ein jeder seiner eigenen Berufung gemäß lebt. Auch menschliches Versagen, ja sogar Sünde kann sich durch Gottes Barmherzigkeit, welche Umkehr und Vergebung ermöglicht, zum Guten hin wenden.

Josef von Nazareth war, zusammen mit seiner jungfräulichen Gemahlin Maria und dem Jesuskind, ebenfalls eine Zeitlang in Ägypten. Denn er musste mit seiner Familie vor König Herodes fliehen, der dem neu geborenen Jesuskind nachstellte, weil er in diesem Kind einen potenziellen Konkurrenten für seinen Thron sah (vgl. Mt 2,1–23). Auch beim hl. Josef hat sich der Glaube an die Vorsehung Gottes bewährt. Sowohl der ägyptische Josef als auch Josef von Nazareth konnten Träume richtig deuten und erkannten dadurch den Plan Gottes. Zugleich waren sie nüchterne Männer, die in Treue für das sorgten, was ihnen anvertraut war. Der heilige Josef sorgte für die Heilige Familie und jetzt im Himmel für die Kirche. Er ist der gute Hausvater, der gute Verwalter.

Papst Franziskus schreibt in „Patris corde“ über die Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten: „Das Evangelium gibt keine Auskunft über die Zeit, in der sich Maria und Josef und das Kind in Ägypten aufhielten. Sicherlich aber mussten sie essen, eine Bleibe und Arbeit finden. Es braucht nicht viel Fantasie, um das diesbezügliche Schweigen des Evangeliums zu füllen. Die Heilige Familie musste sich konkreten Problemen stellen wie alle anderen Familien, wie viele unserer Brüder und Schwestern Migranten, die auch heute noch aufgrund von Not und Hunger gezwungen sind, ihr Leben zu riskieren. In diesem Sinne glaube ich, dass der heilige Josef in der Tat ein besonderer Schutzpatron für all jene ist, die wegen Krieg, Hass, Verfolgung und Elend ihr Land verlassen müssen.“

Als der junge Jesus zwölf Jahre alt war und damit vor dem jüdischen Gesetz als volljährig galt, machte die Heilige Familie eine Wallfahrt zum Tempel nach Jerusalem (vgl. Lk 2,41–51). Auch Jesus war dabei. Als ihn die Eltern Jesu plötzlich vermissten und erst nach drei Tagen im Tempel fanden, da war ihnen Jesus gehorsam. Zugleich aber bezeugte er durch seine Worte den himmlischen Vater. Josef von Nazareth, der die irdische Vaterstelle für Jesus einnahm, muss hier erneut bewusst geworden sein, dass er diese Aufgabe nur erfüllen konnte, indem er auf Gott als den himmlischen Vater verwies und den heranwachsenden Jesus nicht bei sich selbst festhielt.

Jesus verbrachte dennoch gemäß dem Zeugnis der Evangelium dreißig Jahre im engeren Kreis seiner Herkunftsfamilie und gewiss auch in lebendem Austausch mit den Angehörigen seiner Sippe und der weiteren Verwandtschaft, die in den Evangelien mehrfach benannt werden. Als er dann nach seiner Taufe durch Johannes im Jordan öffentlich auftrat und das nahe Reich Gottes verkündete, indem er zu Umkehr und Glauben aufrief (vgl. Mk 1,14–15), da wird zwar seine Mutter Maria in den Evangelien immer wieder erwähnt, nicht jedoch Josef. Die Tradition der Kirche nimmt an, dass er im Kreis seiner Angehörigen auf friedvolle und gottergebene Weise gestorben ist. Eben deshalb gilt der heilige Josef als Patron der Sterbenden und als Fürsprecher für einen guten Tod. Die Aufgabe Josefs war es, der heiligen Familie zu dienen. „In Bezug auf Jesus“ ist er „der irdische Schatten des himmlischen Vaters“, wie Papst Franziskus ausführt („Patris corde“, Nr. 7). So gibt er dem Wirken des nunmehr erwachsenen Jesus Raum, der sich ganz auf den himmlischen Vater bezieht und ihn den Menschen offenbart. In diesem Zusammenhang erweist sich die jungfräuliche Empfängnis und Geburt Jesu durch Maria im Heiligen Geist als höchst angemessen und als notwendigerweise verbunden mit der einzigartigen Gottessohnschaft Jesu.

Diese Überlegungen auf biblischer Grundlage sollen abgeschlossen werden mit einem Zitat aus dem Apostolischen Schreiben „Redemptoris custos“ von Johannes Paul II.: Am Geheimnis der Menschwerdung hatte Josef von Nazareth „teil wie kein anderes menschliches Geschöpf, ausgenommen Maria, die Mutter des menschgewordenen Wortes. Er hatte zusammen mit ihr daran teil, weil er in das tatsächliche Heilsgeschehen einbezogen worden war, und wurde zum Hüter derselben Liebe, durch deren Macht der ewige Vater ‚uns im Voraus dazu bestimmt (hat), seine Söhne zu werden durch Jesus Christus‘ (Eph 1,5).“

 

 

Der hl. Josef in der Verehrung der Kirche

 

Bezeugung und Entfaltung der Glaubenswahrheit

In den ersten Jahrhunderten des Christentums war es wichtig, dogmatisch zu klären, wer Jesus Christus ist: nämlich der menschgewordene Sohn Gottes, also wahrer Gott und wahrer Mensch in der Einheit der zweiten göttlichen Person. Zur Wirklichkeit der Menschwerdung gehört es, dass unser Herr Jesus Christus in einer menschlichen Familie empfangen und geboren werden wollte. Maria ist als Jungfrau die wahre Mutter des Erlösers, sie wird mit Recht als «Gottesgebärerin» bezeichnet (Konzil von Ephesus, 431). Josef von Nazareth ist im rechtlichen und nicht im biologischen Sinn der Vater Jesu.

Nach dem jüdischen Gesetz galten Maria und Josef schon seit ihrer «Verlobung» als Mann und Frau; die zweite Stufe der Eheschliessung bestand in der Heimführung der Gattin. Gemäss dem Zeugnis der Bibel erhielt Josef von Nazareth durch einen Engel die Weisung, Maria als seine Frau zu sich zu nehmen und für das Kind die irdische Vateraufgabe zu erfüllen (vgl. Mt 1,20). Denn das Kind Jesus, das die Jungfrau vom Heiligen Geist empfangen hatte, ist der von Gott verheissene Retter und Erlöser der Menschen (vgl. Mt 1,21; Jes 7,14).

Grundlage der kirchlichen Verehrung des hl. Josef sind nicht irgendwelche apokryphe Erzählungen (in denen er mitunter als Greis und Witwer dargestellt wird)[3], sondern die Berichte der Evangelien (vor allem bei Mt 1–2; Lk 1,27; Lk 2). Dort wird kein einziges gesprochenes Wort von Josef überliefert, wohl aber wird aufgezeigt, dass Josef ein gerechter Mann war. Sein Leben war ganz auf Gott bezogen, zugleich übte er das Handwerk des Zimmerers aus. Maria und Josef hatten keine sexuelle Gemeinschaft miteinander, und dennoch liebten sie einander von Herzen. Die liebevolle Annahme und Sorge für das Kind Jesus stand im Mittelpunkt.

 

Die Anfänge der Verehrung des heiligen Josef: Josef war kein alter Mann

Ab wann lässt sich eine ausdrückliche Verehrung des hl. Josef feststellen? Spuren davon gibt es bereits im christlichen Altertum, und zwar immer dann, wenn die Kirchenväter die jungfräuliche Empfängnis Marias verteidigen und dabei auf den ehrenvollen Schutz der Jungfrau durch Josef von Nazareth hinweisen. Der Glaubensgehorsam Josefs gegenüber Gott wird als heilsgeschichtlich bedeutsam hervorgehoben. Der Kirchenvater Augustinus zeigt auf, dass in der Ehe zwischen Maria und Josef alle wichtigen Werte einer Ehe verwirklicht waren: Das Kind Jesus war der treuen Gemeinschaft von Maria und Josef anvertraut; ihr ehelicher Bund war heilig und unauflöslich.[4]

Mitunter wird in apokryphen Schriften und späteren Werken der Frömmigkeitsgeschichte behauptet, Josef sei beim Eingehen der Ehe mit Maria schon alt gewesen, vielleicht gar ein Witwer und bereits Vater mehrerer Kinder. Dann aber wäre damit das Kind Marias – eben Jesus – praktisch der Schutzlosigkeit preisgegeben worden. Niemand hätte einem 80jährigen Greis zugetraut, der biologische Vater des Jesuskindes sein zu können. Maria wäre dann dem Vorwurf einer Ehebrecherin ausgeliefert gewesen, mit allen damit verbundenen Konsequenzen, die bis zur Steinigung einer solchen Frau reichen konnten. Nun ist es von der Heiligen Schrift und der Glaubenslehre der Kirche her klar, dass Josef von Nazareth nicht der biologische Vater Jesu war, da das Kind im jungfräulichen Schoß Marias vom Heiligen Geist empfangen worden war. Dennoch war es wichtig, dass dieses Geheimnis der jungfräulichen Empfängnis Jesu zu jener Zeit noch nicht bekannt wurde. Gemäß dem Willen Gottes sollte im Urteil der Menschen gelten, dass Jesus das Kind Marias und Josefs war. Josef war gemäß der Heiligen Schrift zwar nicht der biologische Vater Jesu, wohl aber der rechtliche, und dies war verbunden mit der vollen Verantwortung, die ein Vater für sein Kind hat, also mit allen väterlichen Rechten und Pflichten.

Ein zweiter Grund legt sich nahe: Wie hätte ein Greis die Strapazen der Reise zuerst nach Bethlehem, dann aber auch noch nach Ägypten auf sich nehmen können? Wie wäre er in der Lage gewesen, aktiv das Handwerk des Zimmermanns auszuüben und dann den jugendlichen Jesus darin zu unterweisen?

Noch ein wichtiges Argument ist von Bedeutung: Josef von Nazareth war mit Maria in einer wahren Gemeinschaft des Herzens verbunden war; schließlich war er ihr wirklicher Ehemann, auch wenn es gemäß dem Plan Gottes für diese Ehe zu keiner sexuellen Vereinigung zwischen den beiden kam. Josef von Nazareth war also seiner jungfräulichen Gemahlin in allem ebenbürtig (unbeschadet ihrer besonderen Gnadenfülle und Erwählung); dies musste sich auch auf die Entsprechung des Alters beziehen, sodass ein möglicher Unterschied nicht derart groß sein konnte, dass eine echte Gattenliebe zwischen den beiden kaum mehr vorstellbar war.

Ikonographisch finden sich schon in früher Zeit vereinzelt Darstellungen der heiligen Familie: nach dem Konzil von Ephesus wird nicht nur die Gottesmutterschaft Marias betont und hervorgehoben, sondern auch die heilsgeschichtliche Rolle Josefs von Nazareth bildhaft gewürdigt. In Santa Maria Maggiore (Rom) nehmen Mosaiken aus dem 5. Jh. auf die Geburt und Kindheit Jesu Bezug. Auf der Elfenbeintafel der Maximianskathedra von Ravenna (546–556) sitzt Josef zusammen mit Maria dem Kinde Jesus gegenüber.

In der koptischen Kirche findet man ein altes Fest mit der Bezeichnung «Josef der Zimmermann», welches für den 20. Juli festgehalten ist. Die Tradition kennt auch die Aufenthaltsorte der Heiligen Familie in Ägypten, welche bis heute Gegenstand der frommen Verehrung durch Pilger sind. Durch die Begründer des karmelitischen Lebens kam die besondere Verehrung des hl. Josef vom Osten in den Westen. Das Martyrologium des Klosters Reichenau um 850 legt den Gedenktag des heiligen Josef für den 19. März fest.

 

Verstärkte Verehrung im Mittelalter und in der Neuzeit

Eine Wende zu einer besonderen Verehrung des hl. Josef erfolgte im Mittelalter. Zugleich wurde die Rolle des hl. Josef theologisch durchleuchtet. Johannes Gerson (1363–1429), der Kanzler der Pariser Universität, machte in einer Sitzung des Konzils von Konstanz am 8. September 1416 den Vorschlag, den heiligen Josef zum Patron der katholischen Kirche zu ernennen. Gerson musste vor seinem Gegner, dem gewalttätigen Herzog von Burgund, nach Rattenberg (Tirol) fliehen, wo er am 27. Juli 1418 seine 3000 Verse zählende Dichtung zu Ehren des hl. Josef vollendete, die «Josephina».

Pioniere in dieser Hinsicht waren der hl. Bernhard von Clairvaux und der hl. Bernhardin von Siena. Auch Mystikerinnen haben die Verehrung des hl. Josef angeregt, z.B. Gertrud von Helfta, Birgitta von Schweden (Weihnachtsvision) oder Theresa von Avila.

Theresa von Avila verehrte den heiligen Josef als Helfer in allen Angelegenheiten; er ist vor allem ein Lehrmeister im Gebet: „Wer aber keinen Lehrmeister finden sollte, der ihn im Gebet unterweist, möge doch diesen glorreichen Heiligen als Lehrmeister nehmen, und er wird sich auf dem Weg nicht verirren.“[5]

In der Ordensfamilie des Karmel kommt dem Patronat des hl. Josef ein besonderer Stellenwert zu. Viele Kirchen des Ordens sind ihm geweiht; besondere Altäre wurden ihm zu Ehren errichtet. Die Karmeliten förderten die Verehrung des hl. Josef unter dem gläubigen Volk, so durch die Verbreitung einer Josefsnovene vor seinem Hauptfest und durch die geistliche Begleitung entsprechender Bruderschaften.

Viele Gläubige haben in der Folge den hl. Josef verehrt, und die Kirche hat seine liturgische Verehrung gefördert. Bruderschaften und Orden, aber auch Länder stellten sich unter seinen Schutz. Der heilige Josef wird verehrt als Patron des guten Todes, als Patron der Handwerker, besonders der Zimmerer, sowie als Vorbild jungfräulicher Reinheit.

Das am 19. März gefeierte Hochfest des hl. Josef wurde 1479 durch Papst Sixtus IV. in Rom eingeführt und ist seit einer entsprechenden Verfügung von Papst Gregor XV. im Jahr 1621 im Allgemeinen Römischen Kalender als gebotener Feiertag enthalten; sein liturgischer Rang wurde von den Päpsten immer weiter erhöht. Papst Klemens X. stellte am 14. Februar 1675 eine Bulle aus, in welcher der hl. Josef für alle Zeiten zum Patron der österreichischen Erblande erhoben wurde. Die Feier eines bereits in manchen Orden und Diözesen bestehenden Festes der Vermählung Marias und Josefs wurde 1678 vom Apostolischen Stuhl dem Herrscherhaus Habsburg für Österreich gewährt. Mit päpstlichem Breve vom 28. März 1676 wurde der hl. Josef zum allgemeinen Patron der katholischen Länder des Heiligen Römischen Reiches erhoben. Mit kaiserlichem Hofdekret vom 11. Januar 1772 wurde unter der Regentschaft von Maria Theresia der heilige Josef zum Landespatron von Tirol festgesetzt.

1729 wurde der Name des hl. Josef in die Allerheiligenlitanei aufgenommen.

Am 3. Sonntag nach Ostern gab es in der römischen Liturgie ein zweites Fest des hl. Josef, das seinem Schutz und Patrozinium gewidmet war. Unter Papst Pius IX. wurde am 10. September 1847 mit dem Dekret der Ritenkongregation „Inclytus Patriarcha Joseph“ das Fest der Schutzherrschaft des hl. Josef auf die gesamte Kirche ausgeweitet. Derselbe Papst gewährte verschiedene Ablässe zur Verehrung des hl. Josef und hob den Monat März für seine Verehrung besonders hervor.

Eine eigene Präfation zum hl. Josef findet sich seit 1920 im „Missale Romanum“.

Pius IX. räumte in seinem Apostolischen Schreiben „Inclytum Patriarcham“ vom 7. Juli 1871 bei der Verehrung des hl. Josef diesem einen Rang vor allen anderen Heiligen ein, freilich nach der Gottesmutter Maria. Unter Pius IX. wurde der hl. Josef am 8. Dezember 1870 zum Schutzpatron der Kirche ernannt. Das Dekret der Ritenkongregation nahm Bezug auf die Bittschriften von Bischöfen und Gläubigen aus der Weltkirche, die auch auf dem Ersten Vatikanischen Konzil erneut und noch dringlicher ihre Anliegen vorgebracht hatten.

Leo XIII. widmete ihm die Enzyklika «Quamquam pluries». Pius X. approbierte am 18. März 1909 die Litanei vom heiligen Josef.

Seit 1955 gibt es das Hochfest Josefs des Arbeiters, welches im Zuge der nachkonziliaren Kalenderreform zu einem nichtgebotenen Gedenktag geworden ist. Johannes XXIII. fügte am 13. November 1962 durch ein Dekret der Ritenkongregation den Namen des hl. Josef in den Canon der hl. Messe ein (Erstes Hochgebet) und stellte das 2. Vatikanische Konzil unter sein Patronat. Im Jahr 2013 hat die Gottesdienstkongregation mit dem Dekret «Paternas vices» die Erwähnung des hl. Josef auch in den Hochgebeten II–IV geregelt.

Johannes Paul II. veröffentlichte das Apostolische Schreiben «Redemptoris custos». Auch Benedikt XVI. hat ihn sehr verehrt. Papst Franziskus verweist immer wieder auf die Fürsprache und den Schutz des heiligen Josef.

Wir brauchen in der Gegenwart das Vorbild und Beispiel des guten Vaters, der für seine Familie da ist und sie im Glauben an Gott begleitet. All dies hat Josef von Nazareth vorgelebt und lässt ihn als wichtigen Fürbitter bei Gott auch für uns erscheinen!

 

Literatur:

  • Filas Francis Led, Joseph, St., in: The New Catholic Encylopedia, tom. 7, 1034–1037
  • Filas Francis Led, Joseph, St., Devotion to, in: The New Catholic Encylopedia, tom. 7, 1034–1037
  • Holböck Ferdinand, Predigten über den hl. Josef, http://www.praelat-holboeck.at/engelundheilige.html
  • Mühleisen Hans-Otto / Pörnbacher Hans / Pörnbacher Karl (Hg.), Der heilige Josef. Theologie – Kunst – Volksfrömmigkeit, Lindenberg 2008
  • Seeanner Josef / Schmid Werner (Hg.), St. Josef. Zeugnisse der Kirche über ihren Schutzpatron, Kleinhain 2000
  • Seitz Joseph, Die Verehrung des hl. Joseph, in ihrer geschichtlichen Entwicklung bis zum Konzil von Trient dargestellt, Freiburg 1908
  • Souvay, Charles (1910), St. Joseph, in: The Catholic Encyclopedia, http://www.newadvent.org/cathen/08504a.htm
  • Stramare Tarcisio, Er gab ihm den Namen Jesus. Der heilige Josef in Leben und Lehre der Kirche. Übersetzt von Claudia Reimüller und herausgegeben von Josef Spindelböck, Kleinhain 2005
  • Wucherpfenning Ansgar, Josef der Gerechte. Eine exegetische Untersuchung zu Mt 1–2, Freiburg 2008
 

[1] „Josef war gerecht und jene Jungfrau unbefleckt; wenn er sie aber entlassen wollte, so geschah dies aus dem Grunde, weil er in ihr die Kraft eines Wunders und ein großartiges Geheimnis erkannte, dem nahezukommen er sich für unwürdig hielt.“ („Joseph justus erat, et illa Virgo immaculata erat. Sed ideo illam dimittere volebat quoniam virtutem mysterii et sacramentum quoddam magnificum in eadem cognoscebat, cui approximare sese indignum aestimabat.) – Ps. Orig., Hom 1 in divers., in: PL 95, 1164. Dt. zitiert nach Seeanner / Schmid, St. Josef, 32; Seitz, Die Verehrung des hl. Joseph, 52.

[2] Vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 472–473.

[3] Zu den Apokryphen, die nicht zum Kanon der Heiligen Schrift zählen und als historisch und dogmatisch unzuverlässig gelten, gehören beispielsweise das Ps-Jak-Evangelium, das Ps-Mt-Evangelium, das (Ps-) „Evangelium von der Geburt der Jungfrau Maria“, die „Erzählung von Josef dem Zimmermann“ sowie das „Leben der Jungfrau und der Tod Josefs“.

[4] „Alle Güter der Ehe sind also bei den Eltern Christi voll vorhanden: Nachkommenschaft, Treue, Sakrament. Die Nachkommenschaft erkennen wir in unserem Herrn Jesus Christus selbst, die Treue, weil kein Ehebruch vorlag, das Sakrament, weil keine Auflösung erfolgte.“ („Omne itaque nuptiarum bonum impletum est in illis parentibus Christi, proles, fides, sacramentum. Prolem cognoscimus ipsum Dominum Jesum : fidem, quia nullum adulteriium : sacramentum, quia nullum divortium. “) – Augustinus, De nuptiis et concupiscentia, 1,13, in: PL 94, 421.

[5] Theresa von Avila, Vida 6,8.