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Der Da Vinci - Code
Rezension zu Dan Brown, Das Sakrileg (5. Mai 2006)

Josef Spindelböck

Hinweis/Quelle: Dan Brown, Das Sakrileg. Thriller, aus dem Amerikanischen von Piet van Poll, Bergisch Gladbach 2004

Der nun als Schriftsteller tätige ehemalige Englisch-Lehrer Dan Brown hat nach dem auch hierzulande erfolgreichen Roman „Illuminati“ (dt. 2003) nun einen neuen Thriller vorgelegt mit dem deutschen Titel „Das Sakrileg“ (englisch: „The Da Vinci Code“). Das Buch ist auf dem besten Weg, auch im deutschen Sprachraum zu einem Bestseller zu werden, so wie in der englischen Version, die bereits letztes Jahr erschienen ist.

Der Direktor des Pariser Louvre, Jacques Saunière, wird vor einem Gemälde Leonardo da Vincis ermordet aufgefunden. Es stellt sich heraus, dass er noch im Sterben eine verschlüsselte Botschaft (den „Da Vinci – Code“) an seine Enkelin Sophie Neveu, von Beruf Kryptologin bei der Pariser Polizei, hinterlassen hat, die nach Saunières im Code enthaltenen letztem Willen bei der Aufklärung der Botschaft mit dem Kunst-Professor und Symbolologen Robert Langdon zusammenarbeiten soll. Dabei geraten die beiden in ein Netzwerk der Verschwörung. Wie sich herausstellt, war Saunière der letzte Großmeister der Prieuré de Sion, die das Geheimnis des Grals hütet. Eben dieses Geheimnis will jemand der Bruderschaft entreißen. Er nennt sich „der Lehrer“ und ist der Auftraggeber mehrerer Morde. Ein gewisser Silas, im Buch als „Mönch“ des Opus Dei bezeichnet, führt einige davon durch. So hat es den Anschein, dass die katholische Kirche durch das Opus Dei verhindern will, dass das Geheimnis des Grals offenbar wird.

Der Gral soll nämlich – so will es Dan Brown im „Sakrileg“ – keineswegs nur der Kelch sein, aus dem Jesus Christus mit seinen Aposteln beim Letzten Abendmahl getrunken hat, sondern vielmehr eine Sammlung hochbrisanter Dokumente aus der frühchristlichen Zeit. In diesen gnostisch-apokryphen Quellen, die von der Kirche angeblich unterdrückt wurden, werde aufgezeigt, dass Jesus mit Maria Magdalena verheiratet war und sogar ein Kind mit ihr gehabt habe. Er sei ein bloßer Mensch und nicht der Sohn Gottes, wozu ihn erst Kaiser Konstantin gemacht habe. Die Prieuré de Sion sei die Hüterin dieses Geheimnisses über das wahre Leben Jesu, und nun versuche jemand diese Dokumente an sich zu reißen, um sie endgültig zu vernichten, bevor der Welt durch die Bruderschaft vom Zion die Wahrheit über das Christentum bekannt gemacht werden könne.

Robert Langdon und Sophie Neveu können ihren Verfolgern nur knapp entkommen, und nicht nur einmal scheint es, alles sei verloren. Wer aber sind diese Verfolger? Einer Antwort darauf fiebert der Leser ebenso entgegen wie der nach dem Geheimnis des Grals. Die Wende ist überraschend: Es stellt sich heraus, dass der „Lehrer“ eine jener Personen ist, der man dies am wenigsten zugetraut hätte. Am Ende finden Sophie und Robert den Schlüssel zum Geheimnis des Grals. Wie sie damit in Zukunft umgehen werden, bleibt offen.

Die symbolischen Erklärungen und Anspielungen machen einen großen Teil des Buches aus und werden in interessanter Weise dargeboten, unabhängig davon, ob sie faktisch zutreffend sind oder nicht. Leonardo da Vinci nimmt eine Schlüsselrolle ein, denn in seinem Werk finden sich gemäß Dan Brown viele Anspielungen an das Geheimnis des Grals, das von der Kirche unterdrückt werde. Ein wichtiger Schlüssel des „Da Vinci-Codes“ sei in Leonardos Gemälde „Das Letzte Abendmahl“ zu finden: Da Vinci habe an der rechten Seite Christi nicht Johannes, sondern Maria Magdalena malen wollen. Diese Deutung wird jedoch von namhaften Kunsthistorikern nicht unterstützt.

Das Buch ist etwas vom Spannendsten, das ich je gelesen habe. Meisterhaft versteht es Brown, die einzelnen Handlungsfäden weiterzuführen und im Hinblick auf ihre Lösung offen zu halten. Die einzelnen Kapitel des 605 Seiten starken Romans sind meist kurz und zeichnen sich durch einen ungelösten Überhang aus, der zum Weiterlesen anregt. Es ist die Handlung einer Nacht und eines Tages, die hier beschrieben wird, und in dieser Zeit könnte man das Buch auch lesen, sofern man nicht aus anderen Gründen davon ablassen muss.

Inhaltlich ergibt sich aufgrund der durchgehend gnostischen Bezüge eine fundamentale Kritik: Die These einer kirchlichen Verschwörung gegen das Gralsgeheimnis kann man nur als absurd bezeichnen. Die Vorwürfe an die Kirche, nicht das wahre Evangelium weitergegeben zu haben, sind alt und stammen aus frühen gnostischen Quellen. Die Kirche habe stets das Weibliche und Sexuelle unterdrückt, so ein Hauptvorwurf. Eben darum geht es auch in diesem Buch: Die Gnosis und ein Kult der Natur als „göttlicher Urmutter“ sollen hoffähig gemacht werden. Es ist jene Lehre, wie sie den Templern, den Meistern mittelalterlicher Dombauhütten, der Prieurè de Sion und ihren Großmeistern, hier vor allem Leonardo da Vinci, aber auch den Rosenkreuzern und Freimaurern zugeschrieben wird – ob mit Recht oder nicht, soll hier nicht entschieden werden. Glaube habe nichts mit Wahrheit als solcher zu tun, sondern jeder halte das für wahr, was er glauben wolle – so die metaphysische Hauptaussage von „Sakrileg“, ein typisch freimaurerisches Credo.

Aufgrund des Defizits an Glaubenswissen und an praktizierter Gläubigkeit, wie es auch bei vielen katholischen Christen festzustellen ist, wird das Buch leider dazu beitragen, dass so mancher in seinen Vorurteilen gegen die katholische Kirche bestärkt wird und weiter der Boden bereitet wird für jene antichristliche Ideologie, wie sie das „New Age“ und eine moderne Welt-Gnosis darstellen. Wer in der Lage ist, diese „Hämmer“ zu verkraften, ohne am katholischen Glauben irre zu werden, kann das Buch lesen – spannend ist es jedenfalls, auch wenn es früher bestimmt auf dem „Index der verbotenen Bücher“ gelandet wäre …!


Kathpress-Meldung zu Buch und Film „Sakrileg“

Athen, 5.5.06 (KAP) Die orthodoxe Kirche von Griechenland hat zum Boykott des Films „Sakrileg“ („Da Vinci-Code“) aufgerufen. Wie die Athener Zeitung „Ta Nea“ berichtete, hat der Heilige Synod der Kirche einen entsprechenden Aufruf beschlossen. Der Aufruf soll am Sonntag in den Kirchen Griechenlands verlesen werden. Die orthodoxen Christen werden eingeladen, „den Glauben zu schützen, den Film nicht anzuschauen und das Buch von Dan Brown nicht zu lesen“.

Als Vorlage des Films diente der Bestseller von Dan Brown, von dem weltweit 40 Millionen Exemplare verkauft wurden. Die Thesen Browns, dass Maria Magdalena die Gefährtin Jesu gewesen sei und ihm Kinder geboren habe, beruhen auf Spekulationen der Gnosis, einer pseudoreligiösen Strömung, die ab dem 2. Jahrhundert in Erscheinung trat. In mehreren gnostischen Evangelien (so dem „Maria-Magdalena-Evangelium“, dem „Philippus-Evangelium“ und dem „Thomas-Evangelium“) werden diese Spekulationen angedeutet oder ausgesprochen.

“Exhumiert“ wurden die gnostischen Spekulationen von dem französischen Antisemiten Pierre Plantard (1920–2000), der ab 1954 fingierte Dokumente herausgab, in denen behauptet wurde, Maria Magdalena sei mit Hilfe des Joseph von Arimathäa nach Frankreich gegangen und habe dort ein Kind namens Sarah zur Welt gebracht, das Stammmutter der Merowinger gewesen sein soll. Maria Magdalena wird in diesen Fälschungen auch mit dem Heiligen Gral in Verbindung gebracht, wobei der Ausdruck „San Greal“ als „sang real“ (katalanisch für „königliches Blut“) gedeutet wird. Die Thematik wurde später von den beiden „esoterischen“ Autoren Louis Pauwels und Jacques Bergier aufgegriffen und landete schließlich in Dan Browns populärem Bestseller.

Eine wichtige Rolle in Dan Browns Roman spielt die angebliche Geheimgesellschaft der „Prieure de Sion“. Den Spekulationen rechter Esoteriker zufolge hätten sich die Mitglieder aus Überlebenden des Templerordens rekrutiert, nachdem dieser am 13. Oktober 1307 aufgelöst worden war. Andere Versionen sprechen davon, dass die „Prieure“ bereits früher existiert habe und ihrerseits erst den Templerorden gegründet hätte, um verborgene Dokumente aus den Ruinen des herodianischen Tempels in Jerusalem zu bergen.

Pierre Plantard – der 1953 wegen Betrugs und Unterschlagung verurteilt worden war – gründete am 7. Mai 1956 einen Verein „Prieure de Sion“. Der Verein veröffentlichte eine Zeitschrift und bestand etwa ein Jahr lang. Es folgte die detaillierte Ausarbeitung der „Prieure“-Verschwörungstheorie. In den sechziger Jahren begann Plantard, systematisch Dokumente zu fälschen. Diese Dokumente wiesen allesamt auf eine Geheimgesellschaft „Prieure de Sion“ hin, die seit Jahrhunderten im Verborgenen das Geheimnis der Merowinger hüte. Zu den Nachkommen der Merowinger gehörte demnach natürlich Pierre Plantard selbst. Um seine angebliche Herkunft aus dem Hochadel zu untermauern, legte er sich den Namensbestandteil „de Saint-Clair“ zu und ließ sich mit „Majestät“ anreden.

Plantard und seine Komplizen stellten auch eine Verbindung zwischen dem „Geheimnis der Merowinger“ und dem Mythos um die südfranzösische Ortschaft Rennes-le-Chateau her, der schon zahlreiche Schatzsucher begeistert hatte. Demzufolge sei in Rennes-le-Chateau ein Schatz verborgen, entweder der Schatz des Templerordens oder derjenige des Königs Salomo. Später stellte sich heraus, dass die Gerüchte von einem lokalen Gastronomen verbreitet worden waren, um den Umsatz anzukurbeln. Plantard behauptete nun, der Schatz sei in Wahrheit das „Geheimnis der Merowinger“. Entsprechende Dokumente wurden gefälscht und dem Pfarrer Berenger Sauniere unterschoben, der das „Geheimnis“ von Rennes-le-Chateau um 1910 Jahren entdeckt haben soll.

Der britische Journalist und Esoteriker Michael Baigent fügte der Verschwörungstheorie eine wichtige Komponente hinzu: Ein „Jahrtausende altes Geheimnis“ um die Nachkommenschaft Jesu, das die Kirche erschüttern würde, sollte es jemals ans Licht kommen. Dabei handle es sich um eine Urkunde, die die eheliche Verbindung zwischen Jesus und Maria Magdalena belege sowie eine Liste ihrer Nachkommen enthalte, eben den Merowingern und sämtlichen europäischen Hocharistokraten.

Als 1989 der Geschäftsmann Roger-Patrice Pelat, ein Freund von Francois Mitterrand und angeblicher Großmeister der „Prieure de Sion“, unter rätselhaften Umständen starb, wurde Plantard, der gerade eine Neuauflage seiner Theorien in Angriff genommen hatte, von der Polizei verhört. In diesem Verhör sagte Plantard unter Eid aus, dass es die „Prieure de Sion“ nicht gebe; er gestand, alles erfunden zu haben. Die Polizei durchsuchte das Haus Plantards und fand dort zahlreiche „Urkunden“ der „Prieure de Sion“, auch solche, in denen behauptet wurde, Plantard sei der „wahre König von Frankreich“. Nach Plantards Tod im Jahre 2000 verselbständigte sich der Mythos um die „Prieure de Sion“ zunehmend.