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Nicht alles ist gleich-gültig!
Zur angeblich bevorstehenden "Priesterweihe" von Frauen (2002)

Robert Bösner

Die Fernsehsendung „thema“ in ORF 2 vom Montag, dem 28.01.02 brachte unter anderem in einem Beitrag Interviews von Teilnehmerinnen an einem abschliessenden Blockseminar des „Kirchenvolksbegehren“ über ihre – von der Glaubenskongregation als unerlaubt erklärten – Vorbereitungskurse zur Diakonen – u. Priesterweihe von Frauen. Angeblich (!) stünde diese Weihe nahe bevor.

Spontanreaktion einer aktiven Bäuerin zu der obgenannten Sendung: „Also, nach der Sendung habe ich nicht gewusst, ob da von der evangelischen, unserer katholischen oder von der altkatholischen Kirche die Rede war!“ Eine andere interessierte Frau sagte mir „Diese Frauen – wie sie die Sendung zeigt – üben bei ihren „Proben“ für die „Messfeier“ nicht einmal die ‚richtige‘ heilige Messe ein, sondern machen es ja ganz anders als bei uns! Und das wollen „katholische“ „Priester(-innen)“ werden?“

Und schliesslich die pointierte Frage:

“Was stimmt jetzt wirklich?“

Nachdem es Frau Melle und Herrn Ertl mit ihrer Sendung tatsächlich gelungen ist, viele Zuseher in der Frage einer angeblich (!) nahe bevorstehenden „Priesterweihe“ von Frauen in der „katholischen“ Kirche zu verwirren, soll es hier mein Beitrag sein, den schwungvoll von der Regie mit Elementen verschiedener christlicher Kirchen gemixten „Cocktail“ auf seine Bestandteile zu untersuchen. Bei diesem Bemühen ein paar Orientierungspunkte:

Katechese oder Sensation eines „Begehrens“?

Vorerst stimmt wirklich, dass es den Verantwortlichen der oben genannten Sendung nicht um die Hinführung der Zuseher/-innen zum Glaubenssinn und zur aktuellen Lehre der römisch-kartholischen Kirche über das apostolische Dienstamt in ihr geht.

Vielmehr stimmt wirklich, dass die Hauptaussage im Vorspann der Sendung schlichtweg falsch ist: nämlich, dass es „bald Frauenpriesterweihe in der ´katholischen´ Kirche!“ geben werde.

Es stimmt wirklich, dass es dem Glaubensgut der römisch-katholischen Kirche widerspricht, dass Frauen gültig in die Ordnung der sakramentalen Priestergemeinschaft einer Diözese (presbyterium) durch den Bischof aufgenommen werden könnten..

Kein fließender Übergang zwischen den zwei verschiedenen Sakramentenordnungen !

Darüber hinaus stimmt es wirklich, dass es dem Glauben der katholischen Kirche widerspricht, wenn jemand behauptet, dass es vom gemeinsamen Priestertum der Gläubigen zur Teilhabe am geisterfüllten apostolischen Priestertum einen „fließenden Übergang“ gäbe. Das will im Klartext heissen: Es kann nicht jeder gute Christ automatisch (!) Priester werden.

Es stimmt wirklich, dass es zwei verschiedene Weisen der Gegenwart des Herrn in seiner Kirche gibt: „Wo zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind, da bin Ich mitten unter ihnen“, das ist die durch den Heiligen Geist befruchtende Weise der wirklichen Gegenwart des Herrn in/für seine schon bestehende (!) Kirche. ( gemeinsames Priestertum der Getauften).

Die andere Weise seiner Gegenwart ist die sakramentale, bleibende Anwesenheit des Herrn im Apostelkollegium mit/unter Petrus. Mit Hilfe dieses Zwölferkreises beabsichtigte der auferstandene Herr seine von Ihm gegründete Kirche durch die Zeiten hindurch im Bestand zu erhalten. Das 2. Vatikanische Konzil lehrt diesbezüglich in der Kirchenkonstitution:“Im heutigen Bischofskollegium der Weltkirche ist auf eine gewisse Weise (Anm.: sakramental) das Apostelkollegium anwesend.“

Das ist ist nicht zuerst eine Frage von Mann und Frau!

Es stimmt daher nicht, dass ein Bischof der römisch- katholischen Kirche eine von den in der Fernsehsendung gezeigten Kandidatinnen, die sich im Selbststudium eine „vermischte“ Auffassung über die beiden „Priestertümer“ angeeignet haben, durch Handauflegung bestätigen könnte. Diese ihre – mehr aus einem bestimmten „Begehren“ kommende – Auffassung entspricht nämlich nicht der Glaubenslehre der Kirche und ist praktisch eine sakramententheologische Irrlehre!

Wenn die Kirche eine solche Vermischung der beiden Geistgaben (dh. des gemeinsamen Priestertumes der Getauften mit dem Priestertum des apostolischen Dienstes) grundsätzlich ablehnt, kommt das nicht – wie man gerne unterstellt – von der Bevorzugung eines der beiden Geschlechter (Mann oder Frau). Diese Vorbehalte der römisch-katholischen Kirche ergeben sich vielmehr aus einem ganz bestimmten Vor–Verständnis vom apostolischen Stiftungswillen Jesu ! Auch Männer, wenn sie sich so berufen fühlten wie diese Frauen (will sagen: der Bischof muss mich weihen, weil ich mir vorstelle, dass ich ein guter Seelsorger wäre!) könnten nicht geweiht werden!

Jeder Sprecher ist nur für seine Kirche zuständig

Was andere christliche (!) Kirchen in dieser Sakramentenfrage denken und lehren, hat für die altkatholische Kirche ihr Bischof Heitz in der Sendung richtig wiedergegeben. Beide Kirchen haben aber zu gleichen Themen oft grundverschiedene Positionen. Darum ist ja auch die Kircheneinheit miteinander (noch) nicht möglich!

Darum muss sich auch jeder Kirchenverantwortliche an seine Zuständigkeit halten und kann nicht in die andere (!) Kirche hinein etwas lehren oder bestimmen! Der altkatholische Bischof Heitz weiss nach eigenen Worten ganz genau: Wenn er katholische Frauen in die altkatholische Priestergemeinschaft aufnähme ( was nach altkatholischem Vorverständnis möglich wäre), dann würde er sie aus der römisch-katholischen Kirche „herausweihen“ und sie wären dann nicht mehr römisch-katholisch, sondern würden dann zur altkatholischen Kirche dazugehören. Einen solchen Vorgang nennt man in den zwischen-konfessionellen Beziehungen „Proselytismus“ dh. Initiativen der Abwerbung.

Stiftungswille Jesu ist die Norm!

Was gilt nun, wenn besonders zu einer sakramententheologischen Frage zwei Kirchen nicht nur Unterschiedliches, sondern sogar Gegensätzliches sagen?

Es stimmt nämlich wirklich nicht, was der altkatholische Bischof in der besagten Sendung über die römisch-katholische Sakramentenordnung behauptete, nämlich dass ein römisch-katholischer Bischof gültig (!) Frauen zum Priester weihen kann.

Wenn es nämlich ein römisch-katholischer, in der apostolischen Weihenachfolge stehender Bischof dennoch wagte, eine Frau mit Handauflegung (unter Anwesenheit von dafür „begeisterten“ Presbytern) in sein diözesanes Priesterkollegium (presbyterium) aufzunehmen, dann empfinge diese Frau dennoch – trotz aller guten Absicht – keine neue und dauernde(!) Gnade (unauslöschliches Merkmal), wie es bei der gültigen Weihe eines männlichen Diakones zum Priester der Fall wäre. Es bliebe „nur“ eine schöne Erinnerung, die aber mit der Zeit – wie alles Menschliche – verblassen würde.

Genaugenommen beginge dieser römisch-katholische Bischof mit dieser ungültigen „Weihe“, die gar keine ist, eine schwere Sünde gegen den apostolischen Stiftungswillen des Herrn. Jesus hat seine Absichten mit den Worten: „Tut dies zu meinem Gedenken!“ besiegelt.

Welche Absichten verfolgt die Regie dieser Sendung ?

Zum Schluss: es stimmt vor allem wirklich ein Vorwurf an die Regie der Sendung: sie hat die nötige Sorgfalt verabsäumt, wenn sie in genannter Sendung diese falsche Aussage über die Gültigkeit der Weihe von Frauen in der römisch-katholischen (!) Kirche gleich mehrmals wiederholen liess. Da kommt einem wirklich die Frage, ob sich die Regie für die Zuseher der objektiven Berichterstattung verpflichtet weiss ? Die anfangs zitierten spontanen Reaktionen lassen das Gegenteil vermuten.

Oder haben sich die Verantwortlichen vor der Sendung nicht in der Sakramententheologie der römisch-katholischen Kirche kundig gemacht? Oder liess es die Regie einfach darauf ankommen, weil man „im Trüben“ der Unkenntnis „leicht fischen kann“?

Somit stimmt wirklich, dass man den genannten Fernsehbeitrag in der Sendung „thema“ vom Montag, dem 28. Jänner 02 nur als eine Belangsendung einer ganz bestimmten“begehrenden“ Stimmungsmache bezeichnen kann. Angesichts des überlieferten Glaubens löst sich auch der – weiter oben als „Kirchen-Cocktail“ apostrophierte – Gehalt der Sendung in leeren Schaum auf.

Gibt es nur in der römisch-katholischen Kirche Grundsatzprobleme mit der Frauenordination ?

Im übrigen stimmt es wirklich, dass die Regie – aus welchen Gründen auch immer – „wohlweislich“ in diesem Fernseh-Beitrag verschwiegen hat, in welche grundsätzliche Glaubensprobleme eine andere christliche Kirche, nämlich die anglikanische Kirche, mit der Zulassung der Frauenordination gekommen ist. Von ihren innerkirchlichen Spannungen, von den Übertritten zur katholischen Kirche und von den ernsten Spaltungstendenzen wegen der Bischofsweihe von Frauen kann man doch überall, auch in liberalen Zeitungen, lesen!

Und die orthodoxe Kirche wird in diesem Zusammenhang überhaupt nicht erwähnt! Mit mit ihrem ständigen Hinweis auf die apostolischen Traditionen ist sie ein unverdächtiger Zeuge gegen die angeblich so nahe bevorstehende (!?) Priesterweihe von Frauen in einer „katholischen“ Kirche. Fragt sich nur: in welcher „katholischen“ Kirche!