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Heilig

Karl Hörmann: LChM 1976, Sp. 792-794

Die Religionsgeschichte bezieht in den Begriff des Heiligen alles ein, was vom Menschen verehrt wird. Die religionsphilosophische Analyse zeigt, daß das Heilige auf Höhepunkten vom Menschen erfahren wird, ohne ganz gefaßt werden zu können. Es leuchtet als das auf, was allein dem Menschen und der Welt Sinn (Heil) gibt. Der Mensch kann das Heil nicht fordern, sondern nur aus dem h.en Seinsgrund als Gnade erhoffen.

Nach der Hl. Schrift ist Gott der Heilige (seine Heiligkeit = Erhabenheit: Majestät, Doxa, übermächtiges Leben). Er neigt sich zum Menschen und versetzt diesen trotz seiner Schuld in den Bereich der Heiligkeit.

Im AT erweist sich Gott als der Heilige Israels, der sich dieses Volk zu eigen nimmt. „Wenn ihr nun mein Wort hört und meinen Bund haltet, dann sollt ihr unter allen Völkern mein besonderes Eigentum sein, denn mir gehört die ganze Erde. Ihr sollt mir ein Königkreich von Priestern und ein h.es Volk sein“ (Ex 19,5 f).

Das NT zeigt Gott als den Heiligen, „der in unzugängl. Lichte wohnt“ (1 Tim 6,16; vgl. 1 Kor 2,11; Kol 1,15) und zugleich Vater Jesu Christi und unser Vater ist, der in Jesus, dem Heiligen Gottes (Mk 1,24; Joh 6,69; Apg 3,14), die Menschen beruft und ihnen endgültiges Heil gibt; aus dieser Zugehörigkeit zum Heiligen folgt die Forderung einer entsprechenden Lebensgestaltung (sittl. Heiligkeit). „Als Kinder des Gehorsams richtet euch nicht nach den Lüsten, die euch früher, zur Zeit eurer Unwissenheit (beherrschten), sondern wie jener h. ist, der euch berufen hat, so sollt auch ihr h. werden in jegl. Wandel. So steht ja geschrieben: Heilig sollt ihr sein, weil ich h. bin“ (1 Petr 1,14–16). „Ihr aber seid ein h.er Stamm, ein zu eigen erworbenes Volk, auf daß ihr die Großtaten dessen verkündet, der euch aus der Finsternis berufen hat in sein wunderbares Licht“ (1 Petr 2,9). Paulus schreibt „an alle Geliebten Gottes in Rom, die berufenen Heiligen“ (Röm 1,7), „an die Gemeinde Gottes in Korinth, an die Geheiligten in Christus Jesus, die berufenen Heiligen“ (1 Kor 1,2; vgl. Eph 4,12; Apg 9,13). Wie einst Gott das Volk Israel sich zu eigen erworben und geheiligt hat, wollte Christus „sich selbst die Kirche herrl. zuführen, ohne Flecken und ohne Runzeln oder dergleichen, sondern h. und makellos“ (Eph 5,27).

Gott ruft zur Teilnahme an seiner Heiligkeit also den Menschen. Dennoch ist zu beachten, daß die ganze Schöpfung (Welt) daran teilhaben soll. „Denn die ungeduldige Sehnsucht der Schöpfung harrt auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes“ (Röm 8,19). Der Mensch soll „durch Anerkennung Gottes als des Schöpfers aller Dinge sich selbst und die Gesamtheit der Dinge in Beziehung zu Gott bringen, sodaß, nachdem alle Dinge dem Menschen unterworfen sind, Gottes Name wunderbar sei auf der ganzen Erde“ (2. Vat. Konz., GS 34). Die Dinge, die durch den Menschen in Beziehung zu Gott gebracht sind, können gewiß nicht im selben Sinn wie der Mensch, aber doch analog geheiligt oder h. genannt werden; und sie können dem Menschen helfen, selbst h.er (mehr mit Gott verbunden) zu werden.


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