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Sam 2. Sep 2023 08:22

Papst Franziskus in der Mongolei: Respekt und Zusammenarbeit, Achtung der Religionsfreiheit

(vaticannews.va) 

In der mongolischen Hauptstadt Ulaanbaatar hat Franziskus den Einsatz einer der kleinsten katholischen Gemeinden weltweit für Gerechtigkeit, Frieden und soziale Harmonie gewürdigt. Am Samstagmorgen nahm er seinen ersten öffentlichen Termin wahr: Die Begegnung mit Vertretern der Regierung, der Zivilgesellschaft und des Diplomatischen Korps im „Ikh Mongol“-Saal des Staatspalastes.

Wortlaut: Die erste Papstrede in der Mongolei

Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt

Er hoffe, dass „die einheimischen Katholiken dank einer weitsichtigen Gesetzgebung stets ohne Schwierigkeiten ihren menschlichen und geistlichen Beitrag für die Mongolei zum Wohle dieses Volkes leisten können,“ so das Kirchenoberhaupt in seiner ersten Ansprache auf mongolischem Boden.

Der erste Besuch eines Papstes in dem asiatischen Land fällt mit zwei wichtigen Jubiläen zusammen: dem 30. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen dem Binnenstaat in Ostasien und dem Heiligen Stuhl, und dem 860. Jahrestag der Geburt des Begründers des Mongolischen Reiches, Dschinghis Khan.

Am Bild der Ger – der mobilen Behausung der Nomaden in der Mongolei – illustrierte der Papst die „wertvolle Verbindung zwischen Tradition und Moderne“. „Sie sind nämlich ein Bindeglied zwischen dem Leben der Alten und der Jungen und erzählen von der Kontinuität des mongolischen Volkes, das vom Altertum bis in die Gegenwart seine Wurzeln zu bewahren wusste und sich dabei vor allem in den letzten Jahrzehnten den großen globalen Herausforderungen von Entwicklung und Demokratie geöffnet hat. In der Tat spielt die heutige Mongolei mit ihrem weiten Netz an diplomatischen Beziehungen, ihrer aktiven Zugehörigkeit zu den Vereinten Nationen und ihrem Einsatz für Menschenrechte und Frieden eine bedeutende Rolle im Herzen des großen asiatischen Kontinents und auf der internationalen Bühne.“

Lobende Worte fand Franziskus auch für die Entschlossenheit der Mongolei, die „Verbreitung von Atomwaffen aufzuhalten und sich der Welt als ein Land ohne Atomwaffen zu präsentieren: Die Mongolei ist nicht nur eine demokratische Nation, die eine friedliche Außenpolitik betreibt, sondern sie ist bestrebt, eine wichtige Rolle für den Weltfrieden zu spielen. Außerdem – und das ist ein weiteres weises Element, das bemerkenswert ist – gibt es in eurer Rechtsordnung keine Todesstrafe mehr.“

Lobenswert sei auch die „tiefe spirituelle Konnotation des Landes“, die die Mongolei zu „einem Symbol für Religionsfreiheit“ mache, so Franziskus weiter.

„Die Religionen sind, wenn sie sich auf ihr ursprüngliches spirituelles Erbe zurückbesinnen und nicht durch sektiererische Abweichungen korrumpiert werden, in jeder Hinsicht verlässliche Stützen beim Aufbau gesunder und blühender Gesellschaften, in denen sich die Gläubigen darum bemühen, dass das zivile Zusammenleben und das politische Wirken immer mehr im Dienst des Gemeinwohls stehen, und damit auch dem gefährlichen Nagen der Korruption einen Riegel vorschieben,“ gab der Papst zu bedenken.

Diese stelle nämlich „in jeder Hinsicht eine ernste Bedrohung für die Entwicklung einer jeden menschlichen Gruppierung dar“ und nähre sich „von einer utilitaristischen und skrupellosen Mentalität, die ganze Länder verarmen lässt. Sie ist ein Indiz dafür, dass sich der Blick vom Himmel abwendet und die weiten Horizonte der Geschwisterlichkeit meidet, indem er sich in sich selbst verschließt und die eigenen Interessen allem anderen voranstellt.“

Viele Anführer der Mongolei hätten stattdessen „den vielfältigen heiligen Traditionen eine respektvolle und versöhnliche Haltung zuteilwerden lassen“, stellte der Papst mit Blick auf die bewegte Geschichte des Landes fest.

„Es war für euch fast natürlich, zu der Gedanken- und Religionsfreiheit zu gelangen, die in eurer aktuellen Verfassung verankert ist. Nachdem ihr die atheistische Ideologie ohne Blutvergießen überwunden habt, die glaubte, den religiösen Sinn auslöschen zu müssen, weil sie ihn für ein Entwicklungshemmnis hielt, bekennt ihr euch heute zu jenem grundlegenden Wert der Harmonie und des Zusammenwirkens von Menschen verschiedener Glaubensüberzeugungen, die – aus ihrer jeweiligen Perspektive – zum sittlichen und geistlichen Fortschritt der Völker beitragen.“

Vor dem Hintergrund der laufenden Verhandlungen über ein bilaterales Abkommen zwischen der Mongolei und dem Heiligen Stuhl betonte Franziskus:

„Ich freue mich, dass die katholische Gemeinschaft, so klein und unscheinbar sie auch ist, mit Begeisterung und Engagement am Gedeihen des Landes mitwirkt, indem sie die Kultur der Solidarität, des Respekts für alle und des interreligiösen Dialogs verbreitet und indem sie sich für Gerechtigkeit, Frieden und soziale Harmonie einsetzt.“ 

Wie Papst Franziskus, ließ auch der Präsident der Mongolei, Uchnaagiin Chürelsüch, in seiner Ansprache die Geschichte der Beziehungen zwischen der Mongolei und dem Heiligen Stuhl Revue passieren, „die auf die Zeit des von Dschingis Khan gegründeten Großen Mongolenreichs zurückgeht.“ Die Grundsätze der Achtung der geistigen Freiheit und des Glaubens seien den Mongolen „vererbt und in der Verfassung der Mongolei festgeschrieben“, betonte das Staatsoberhaupt.

Mit Papst Franziskus teile man auch das Herzensanliegen „Mutter Erde“: einen Schatz, den die Mongolen seit der Antike „bewahrt und gehütet“ hätten, um ihn an die nächsten Generationen weiterzugeben. Daher werde „die Mongolei dem Heiligen Stuhl auch zur Seite stehen, um unsere Umwelt, Nahrungsmittel und Sicherheit zu bewahren, die die Grundlage der Menschheit und der nachhaltigen Entwicklung sind,“ so sein Versprechen.

Franziskus weilt noch bis kommenden Montag in der Mongolei. In dem am dünnsten besiedelten Land der Erde will das Kirchenoberhaupt vor allem die katholische Gemeinschaft stärken.

Franziskus ist der erste Papst der Geschichte, der mongolischen Boden betritt. 2003 hatte man zwar einen Besuch Johannes Pauls II. ins Auge gefasst - zur Weihe des ersten Bischofs der Mongolei und der Einweihung der neuen Kathedrale in der Hauptstadt Ulanbaatar hatte er dann aber doch einen Vertreter geschickt.

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