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Fr 16. Feb 2024 20:55

Gedenkmesse zum 40. Todestag Johannes Messners

(kathpress.at) Die von Johannes Messner entfaltete Naturrechtslehre "hat große Bedeutung und wird sie weiter behalten". Das unterstrich Bischof Klaus Küng in einer Gedenkmesse zum 40. Todestag des Priestergelehrten, der den ersten Lehrstuhl für Ethik und Sozialwissenschaften an der Wiener Theologischen Fakultät innehatte und als Gründer der "Wiener Schule der Naturrechtsethik" gilt. Messner habe es "meisterhaft verstanden", vernunftgemäß die Rechte und Pflichten, die aus der Natur des Menschen erwachsen, zu begründen und darzulegen. Gerade angesichts eines schwindenden gesellschaftlichen Konsenses über Grundwerte wie Ehe und Familie oder Bedrohungen des Lebens an seinem Beginn und Ende brauche es eine Rückbesinnung auf das Naturrecht, betonte der frühere St. Pöltner Bischof im Wiener Stephansdom.

Aus der Befassung mit der Naturrechtslehre werde klar, dass es bindende Normen gibt, die gelten, unabhängig davon, wie man denkt und welche Meinung man über etwas habe, führte Küng weiter aus. Dieser normative Anspruch sei auch die innere Verbindung mit dem Gebot Gottes, das aus sich heraus wirksam sei. Messner habe um diesen inneren Zusammenhang gewusst, aber in seinem Oeuvre ganz auf die vernunftgemäße Begründung von naturrechtlichen Normen gesetzt, die aber auch durch die Offenbarung abgesichert seien.

Ein so verstandenes Naturrecht spiele im kirchlichen Lehramt nach wie vor eine Rolle, und das nicht nur bei Papst Johannes Paul II., betonte Küng. Immer wieder habe Papst Benedikt XVI. den naturrechtlich geprägten Begriff der "Humanökologie" verwendet, und auch im jetzigen Pontifikat werde an der Naturrechtslehre festgehalten.

Messner sei aber auch als Mensch und Priesterpersönlichkeit beeindruckend gewesen. "Er hat das Gebet zur Quelle seiner wissenschaftlichen Arbeit gemacht und jeden Tag die Heilige Messe gefeiert." Messners spirituelle Schrift "Das Wagnis des Christen" (ursprünglich: "In der Kelter Gottes") sei eine nach wie vor lohnende Lektüre, so der emeritierte Bischof. "Freundlichkeit und Bescheidenheit", mit diesen Worten habe bereits Kardinal Franz König den Mensch Johannes Messner treffend beschrieben.

Mit Altbischof Küng feierten den Gedenkgottesdienst der Wiener Weihbischof Franz Scharl, der an Hochschule in Trumau lehrende Moraltheologe Josef Spindelböck sowie Militärordinariatskanzler Harald Tripp. Tripp fungierte auch als Postulator im Seligsprechungsprozess der Erzdiözese Wien für Johannes Messner, der 2002 eröffnet und 2016 sistiert und somit bis auf Weiteres eingestellt wurde. Eingeladen zum Gottesdienst hatte die Johannes-Messner-Gesellschaft, die sich der Pflege und Fortführung des wissenschaftlichen und spirituellen Erbes von Johannes Messner verschrieben hat.

Johannes Messner war Professor für Ethik und Sozialwissenschaft an der Universität Wien. Er galt als Doyen des christlichen Naturrechts und Gründer der "Wiener Schule der Naturrechtsethik". In der Zwischenkriegszeit war er ein wichtiger Berater sowohl des katholischen Episkopates als auch führender christlich-sozialer Politiker in Österreich.

Messner wurde am 16. Februar 1891 in Schwaz (Tirol) als Sohn eines Bergmanns und einer Fabrikarbeiterin geboren. Nach der Volksschule in Schwaz besuchte er das humanistische Gymnasium in Brixen, wo er nach der Matura von 1910 bis 1914 an der Katholisch-theologischen Hochschule studierte und am 29. Juni 1914 zum Priester geweiht wurde. Es folgten mehrere Jahre Seelsorgetätigkeit in Tiroler Pfarren sowie Rechts- und Wirtschaftsstudien in Innsbruck und München. Messner war bei verschiedenen Zeitschriften, die sich mit den sozialen und politischen Problemen der Zeit auseinandersetzten, tätig. 1926 verfasste er den Entwurf eines sozialen Hirtenschreibens.

1927 hatte er sich mit einer Studie zur Grundlegung einer systematischen Wirtschaftsethik an der Salzburger Theologischen Fakultät habilitiert, wo er anschließend mehrere Jahre als Privatdozent lehrte. 1935 berief ihn die Universität Wien als Außerordentlichen Professor für Ethik und Sozialwissenschaften. Mittlerweile war Messner durch sein erstes großes Werk, "Die Soziale Frage", bekannt geworden. Er entwickelte darin eine umfassende Sozialkritik, zeigte dabei das Scheitern von Kapitalismus und Sozialismus auf und betonte die Bedeutung einer christlichen Sozialreform für die Lösung der sozialen Frage.

Durch den "Anschluss" verlor er seine Professur, angesichts der drohenden Verhaftung floh er über die Schweiz nach England, wo er im von Kardinal Newman gegründeten Oratorium in Birmingham Aufnahme fand. 1949 erschien, zunächst in Englisch, Messners Hauptwerk "Social Ethics". Der Titel der bald folgenden deutschen Ausgabe lautete "Das Naturrecht". Ab 1949 nahm Messner auch wieder seine Lehrtätigkeit in Wien auf. 1962 wurde er emeritiert. Er starb am 12. Februar 1984 in Wien.

Link: Johannes-Messner-Gesellschaft

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