Predigt:
Mission heißt Sendung
29. Sonntag im Jahreskreis B (20.10.2024)
L1: Jes 53,10-11; L2: Hebr 4,14-16; Ev: Mk 10,35-45
Josef Spindelböck
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
Der Weltmissionssonntag weitet unseren Blick auf die Kirche in der ganzen Welt. Wir erinnern uns an den Auftrag Jesu an die Apostel und ihre Mitarbeiter, allen Menschen die frohe Botschaft vom Himmelreich zu verkünden und sie auf den Namen des dreifaltigen Gottes zu taufen.
Im Rom findet eine bedeutende Heiligsprechung statt. Zusammen mit weiteren Missionaren wird auch der Franziskanerpater Engelbert Kolland von Papst Franziskus heiliggesprochen. Er ist ein Vorbild aufgrund seines unerschütterlichen Glaubens und seiner bis in den Tod praktizierten Nächstenliebe. Kolland wurde im Jahr 1827 in Ramsau im Zillertal geboren und in der Pfarre Zell am Ziller auf den Namen Michael getauft; Engelbert wurde dann sein Ordensname.
„Nach seiner Priesterweihe studierte Kolland mehrere Jahre in Bozen, bevor er 1855 als Missionar ins Heilige Land entsandt wurde. Nach einer kurzen Tätigkeit in der Jerusalemer Grabeskirche kam er zu seiner letzten Wirkstätte, dem Paulus-Kloster in Damaskus. Während der Drusenaufstände kam es dort 1860 zu Ausschreitungen, bei denen etwa 8.000 Christen im Viertel ermordet wurden. Als in der Nacht vom 9. auf den 10. Juli das Kloster angegriffen wurde, gelang es Kolland zunächst, über das Dach zu fliehen, doch am Morgen wurde er gestellt. Dreimal wurde er gefragt, ob er bereit sei, Christus abzuschwören. Für jede Absage erhielt er einen Axthieb, bis er tot zusammenbrach. Der Angreifer soll Engelbert bereits gekannt haben.“ (Kathpress).
Gerade jetzt, wo in diesen Gebieten Krieg und Unruhe herrschen, ruft die Kirche die Fürbitte dieses großen Heiligen an, der im Dienst der Versöhnung der Menschen gewirkt hat und dabei dem christlichen Glauben treu geblieben ist bis in den Tod. So ist er dem Herrn Jesus Christus nachgefolgt auch in seinem Leiden und Sterben. Der heilige Engelbert hat sein eigenes Leben in der Verbundenheit mit dem Herrn zu einer Opfergabe der Liebe gemacht. So ist er für viele Menschen zum Segen geworden.
Das Evangelium dieses 29. Sonntags im Jahreskreis passt sehr gut zu diesem Gedenken. Denn Jesus belehrt seine Jünger darüber, dass „der Menschensohn nicht gekommen ist, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben als Lösegeld hinzugeben für viele.“ (Mk 10,45). Genau dies hat Engelbert Kolland beispielhaft verwirklicht. Nicht um Macht und Herrschaft, um Einfluss und Ehre ist es ihm gegangen, sondern er war ein demütiger Diener Gottes und der Mitmenschen. Die Liebe Gottes hat ihn erfüllt; so waren sein Leben und sein Tod nicht vergebens, sondern haben reiche Frucht gebracht wie ein Weizenkorn, das in die Erde fällt und stirbt und so neues Leben ermöglicht.
Wenn die ganze Kirche teilhat am missionarischen Auftrag (denn „Mission“ bedeutet „Aussendung“), dann fragen wir uns, wie das für uns persönlich gilt. Das erste wird wohl sein, dass wir den Glauben, den wir im Herzen tragen, auch nach außen hin bekennen. Immer wieder werden wir auf Menschen treffen, die uns nach der Hoffnung fragen, die uns erfüllt. Ihnen sollen wir Rede und Antwort stehen können in den wichtigen Fragen des Glaubens und Lebens (vgl. 1 Petr 2,4).
Bemühen wir uns auch um die eigene Weiterbildung und Vertiefung im Glauben! Wir können ja nur das weitergeben, was wir selber kennen und wovon wir selber überzeugt sind. Vielleicht ist es nötig, die Grundinhalte des Glaubens auch als Erwachsener mit einem neuen Blick für das Wesentliche zu erfassen. Wenn zum Beispiel Kinder auf die Erstkommunion und Firmung vorbereitet werden, so hört man immer wieder, dass sich auch Eltern und Großeltern für die Inhalte interessieren. Da wird einem auch selber als Erwachsener so manches bewusst, was für das Leben aus dem Glauben wichtig ist.
Dankbare Freude soll uns erfüllen, dass wir getauft und somit Gott geweiht sind. Als Kinder Gottes dürfen wir leben und einst sterben, um so einzugehen ins himmlische Reich, das der gütige Vater im Himmel auch für uns bereitet hat. Amen.