Predigt:
Eng ist die Tür, doch viele sind gerufen
21. Sonntag im Jahreskreis C (24.08.2025)
L1: Jes 66,18-21; L2: Hebr 12,5-7.11-13; Ev: Lk 13,22-30
Josef Spindelböck
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
Welche Vorstellungen haben wir vom Himmelreich? Verlagern wir es ganz ins Jenseits, also in die Ewigkeit nach dem Tod, oder lassen wir es schon hier auf Erden beginnen?
Natürlich sollten wir vor allem fragen, wie Gott selber in seinem Sohn Jesus Christus vom Himmelreich spricht. Denn dann gründen wir unsere eigenen Vorstellungen letztlich auf Gott, der uns seinen Sohn Jesus Christus als „Weg, Wahrheit und Leben“ geoffenbart hat.
Im Evangelium dieses 21. Sonntags im Jahreskreis C nach Lukas nehmen wir eine innere Spannung wahr! Am Schluss dieser Schriftstelle spricht Jesus von einer alle Menschen und alle Völker umfassenden Verheißung: dass sich nämlich die Menschen von überallher versammeln und im Reich Gottes zu Tisch sitzen werden. Nicht nur das von Gott im Alten Bund auserwählte Volk Israel wird hier genannt, sondern viele Menschen aus allen Völkern und Nationen sind zu diesem Mahl geladen.
Ganz am Anfang dieses Evangeliums hatte Jesus jedoch von der „engen Tür“ gesprochen, in die wir uns mit allen Kräften bemühen sollten einzutreten.
Wie passt das zusammen? Jesus spricht jeden seiner Zuhörer ganz persönlich an. Und tatsächlich sind alle eingeladen, durch den Glauben ins Reich Gottes einzutreten und einst an der Seligkeit der ewigen Gemeinschaft mit Gott im Himmel teilzunehmen. Hier, so sagt Jesus, solle man sich mit allen Kräften bemühen, durch die enge Tür hineinzugelangen. Denn offenbar erwartet Gott von uns, dass wir mit seiner Gnade mitwirken. Er möchte jedem das Heil schenken, und doch sind wir aufgerufen, durch unseren Glauben und unser Leben das Ja zu Gott auch zu verwirklichen. Jesus will seine Zuhörer also nicht entmutigen, sondern gerade umgekehrt: Er fordert sie auf, das Menschenmögliche zu tun und ganz auf Gottes Gnade zu vertrauen!
Was aber geschieht im Herzen, wenn jemand ein Jünger des Himmelreiches wird? Dann wird dieser Mensch gleichsam geistlich wiedergeboren, und die Liebe Gottes erfüllt ihn. Wir haben diese Gnade empfangen bei unserer Taufe. Wie wichtig ist es doch für uns als Erwachsene, dass wir uns bewusst auf die heilige Taufe besinnen, die wir einmal empfangen haben. Man spricht dann von Tauferneuerung, wie dies beispielsweise in der Osternacht geschieht. Da bringen wir ganz bewusst durch unser Taufbekenntnis zum Ausdruck, dass wir an den dreifaltigen Gott glauben. Wir sagen dem Bösen ab und wählen den Weg der Wahrheit und der Liebe!
Überall aber, wo Menschen auf diese Weise innerlich verwandelt worden sind, verändert sich etwas in ihrem Umfeld. Dies kann zuerst unmerklich geschehen, indem einfach die menschliche Atmosphäre besser wird und gleichsam ein guter Geist einkehrt. Dann aber kann es sein, dass auch andere von dieser Bekehrungsdynamik ergriffen werden und die nötigen Schritte setzen.
Sagen wir nie: Wir können ohnehin nichts tun! Nein: Du kannst bei dir selbst beginnen, indem du dem Wirken des Heiligen Geistes in deinem Herzen Raum gibst. Genau dies reicht aus, um die Welt zu verändern – zuerst im Kleinen, dann auch im familiären und im gesellschaftlichen Umfeld. Rufen wir dazu die Fürbitte der Gottesmutter Maria an! Sie möge unser Herz mit dem ihren vereinigen und uns durch die Macht der Liebe verwandeln, die von Gott kommt. Auf diese Weise kehren Friede und Gerechtigkeit ein, und die Menschen versöhnen sich. Was wie eine Utopie klingen mag, ist im Reich Gottes schon längst Wirklichkeit! Amen.