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Predigt:

Mitverantwortung für Gottes gute Schöpfung

22. Sonntag im Jahreskreis C (31.08.2025)

L1: Sir 3,17-18.20.28-29; L2: Hebr 12,18-19.22-24a; Ev: Lk 14,1.7-14


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Im Evangelium dieses Sonntags lobt Jesus alle, die bescheiden sind. Ein Überheblicher nämlich wird sich kaum freiwillig in die zweite Reihe stellen. Er ist es gewohnt, seine eigenen Ansprüche durchzusetzen – auf Kosten anderer. Wer hingegen bescheiden ist und die rechte Demut übt, verfügt über eine innere Gelassenheit, und die Mitmenschen anerkennen sein bescheidendes Auftreten und sind ihm wohlgesonnen.

Der Welttag der Schöpfung, den wir am 1. September begehen, erinnert uns daran, dass der Mensch gegenüber der Natur als Schöpfung Gottes oft selbstherrlich auftritt. Indem er seinen Willen durchsetzt, zerstört er vieles. Gerade die natürliche Umwelt als Lebensgrundlage der Pflanzen, Tiere und Menschen muss darunter leiden. Auf diese Weise verkennt der Mensch seinen ihm von Gott gegebenen Auftrag für die Schöpfung. Er soll nämlich nicht herrschen wie ein Despot, sondern in liebevoller Fürsorge für alle Mitgeschöpfe ist der Mensch eingesetzt in Stellvertretung Gottes als Verwalter all des Guten, was Gott selbst in die Schöpfung hineingelegt hat.

Papst Franziskus hat in seiner Enzyklika „Laudato si‘“ vom technokratischen Paradigma gesprochen, das heißt von einer Einstellung des Menschen, wonach ihm alles bedingungslos unterworfen ist. Er will herrschen um jeden Preis und ignoriert dabei die Bedürfnisse seiner Mitgeschöpfe. Die Natur wird dann nicht mehr respektiert und in ihrem Eigenwert wahrgenommen. Sie ist vielmehr ein Gegenstand der Manipulation und der schrankenlosen Ausbeutung. Wohin aber wird das führen?

Die negativen Früchte all dessen sehen wir heute schon in verschiedenen, vom Menschen gemachten oder zumindest mitverursachten Katastrophen, welche die Ökologie betreffen und somit die Erde als „gemeinsames Haus“ in schwere Mitleidenschaft ziehen. Demgegenüber gilt es achtsam zu sein. Die Weisheit des Herzens soll sich mit Bescheidenheit und wahrer Demut verbinden. In Liebe soll sich der Mensch dem Mitmenschen zuwenden und die Not der Welt lindern. Zugleich sollen wir uns verantwortlich wissen für die Pflanzen und Tiere sowie für die unbelebte Natur. Es braucht eine wahre Umkehr im Herzen – nur dann kann sich auch in den Strukturen etwas zum Besseren ändern. Solange sich jeder nur auf den anderen verlässt und selber nichts tut, können wir keinen wirklichen Neubeginn erwarten. Alles, was wir tun, ist dann nichts anderes als „Flickschusterei“, wo man zwar das Notwendige repariert, aber die großen Zusammenhänge übersieht.

Papst Leo XIV., der Nachfolger von Papst Franziskus, lädt uns ein, im Kleinen, aber auch im Großen damit zu beginnen, Samenkörner der Hoffnung und des Friedens auszusäen. So wie das Wachstum in der Natur fast unmerklich geschieht, aber doch seine Zeit braucht, so ist auch das Wachstum all des Guten, was wir im Herzen erwägen und uns vornehmen, ein Prozess, welcher Geduld erfordert. In allem aber dürfen und sollen wir auf Gott vertrauen, der ein Freund der Menschen ist und alle Geschöpfe liebt. Dann ist auch das Kleine von Bedeutung, und die zu erwartenden Rückschläge können uns nicht den Mut nehmen. Selbst dann, wenn wir unseren eigenen Beitrag zum Schutz der Schöpfung als sehr gering wahrnehmen, ist dieser nicht umsonst. Andere werden gerade dadurch ermutigt, dass wir nicht aufgeben. So lasst uns einfach beginnen, die Natur als Schöpfung Gottes in dankbarem Staunen und mit innerer Wertschätzung anzunehmen und sie zu respektieren. All dies wird dann auch wiederum dem Menschen zugutekommen, denn gerade die Ärmsten der Armen leiden oft besonders an der Zerstörung ihrer natürlichen Lebensgrundlagen.

Nicht vergessen wollen wir das Gebet um den Frieden in der Welt. Die Fürbitte der Gottesmutter Maria, des heiligen Josef sowie aller Engel und Heiligen möge uns stets begleiten! Wenn Gott einst all das vollendet, was er geschaffen hat, werden wir im „neuen Himmel“ und auf der durch Gott erneuerten Erde das Lob Gottes singen ohne Ende; es wird ein dankbarer Lobpreis sein, der alle Geschöpfe miteinbezieht, denn Gott ist gut, und gut ist alles, was er geschaffen hat. Amen.