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Predigt:

Im Himmel verankert, mit beiden Füßen auf Erden

Christi Himmelfahrt C (26.05.2022)

L1: Apg 1,1-11; L2: Eph 1,17-23 oder Hebr 9,24-28;10,19-23; Ev: Lk 24,46-53


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Wie die Apostel und Jünger damals, so blicken auch wir heute im Geiste dem Herrn nach, der vor ihren Augen in den Himmel aufgefahren ist. Die Jünger mussten sich auf eine neue Situation einstellen: Der Herr weilte nicht mehr sichtbar unter ihnen. Und doch hat er sie als der Auferstandene und Erhöhte nicht verlassen. Neun Tage nach der Himmelfahrt sandte Jesus vom himmlischen Vater aus den Heiligen Geist, der die Gemeinschaft der Glaubenden belebt und in der Wahrheit erhält.

Als sich die Jünger damals für neun Tage in den Abendmahlssaal zurückgezogen hatten, um zu beten, da war dies gleichsam die erste Novene der Kirchengeschichte. An neun aufeinanderfolgenden Tagen bitten wir Gott den Herrn in einem bestimmten Anliegen. Hier war die Bitte klar: Der Heilige Geist möge herabkommen und mit seinen Gaben die Kirche erfüllen!

Inmitten der Jünger waren auch Frauen, und hier hatte Maria, die Mutter Jesu, eine besondere Ehrenstellung inne. Sie verkörperte durch ihr Dasein gleichsam das betende Herz der Kirche, und so wurde sie – die Gnadenvolle – auch noch auf einzigartige Weise vom Heiligen Geist erfüllt. Der Heilige Geist schenkt uns die lebendige Verbundenheit mit Gott. Wir finden Geschmack am Guten; wir gehören nicht mehr dieser Welt an, sondern haben ein Heimatrecht im Himmel.

Genau dies wurde den Aposteln und Jüngern in der auf die Himmelfahrt Jesu folgenden Zeit immer mehr bewusst: Ihr wahres Ziel, ihre eigentliche Heimat ist im Himmel zu finden. Dorthin ist ihnen der Herr vorausgegangen, um sie einst zu sich zu holen, denn er bereitet eine Wohnung für sie vor.

Ja, das gilt auch für uns: Wir leben hier auf der Erde, um uns zu bewähren. Jenes Glück, das uns nicht mehr genommen werden kann, finden wir in der Seligkeit des Himmels. Wer Gott auf geistige Weise schauen darf, besitzt alles. Alle Sehnsüchte des Herzens kann und wird Gott reinigen und auf wahrhaft göttliche Weise erfüllen und stillen. Wir dürfen ihm alles anvertrauen!

Man könnte sagen: Es gibt zwei entgegengesetzte Gefahren und falsche Einstellungen in Bezug auf unser irdisches Leben. Das eine Extrem steht für die Meinung, hier auf Erden wäre das einzige Leben des Menschen zu finden; es gäbe kein Leben nach dem Tod. Menschen, die davon überzeugt sind, stehen vor einem Problem: Sie „müssen“ gleichsam das Glück hier auf Erden finden, und weil dies in jener absoluten Form nicht möglich ist, die wir ersehnen, bleibt für solche Menschen nur Enttäuschung und Frustration übrig. Eigentlich ist das eine traurige Einstellung, obwohl sie oft überdeckt wird vom Streben nach Macht, Ehre und Genuss.

Das andere Extrem wäre, wenn wir sagten: Wir leben ja ohnehin nur deshalb hier auf Erden, damit wir einmal in den Himmel kommen. Und dann sagen manche in falscher und einseitiger Weise: Was hier auf Erden geschieht, geht mich nichts an. Hauptsache, ich werde gerettet und komme in den Himmel. Was die anderen tun und lassen, ist mir egal.

Nein! Hier wird auf die christliche Weltverantwortung vergessen und diese ausgeblendet. Jesus Christus, der Herr, möchte, dass wir unser Herz im Himmel verankert haben, aber dass wir trotzdem mit beiden Beinen auf dieser Erde stehen und uns im Guten bewähren. Wir können mit der Hilfe Gottes so viel Gutes tun: jede und jeder im eigenen Bereich. Und so wirken wir wie ein Sauerteig für die Gesellschaft, und auch hier kann und soll Erneuerung geschehen, auch wenn das manchmal utopisch erscheint. Wir Christen glauben an die Kraft der Liebe; wir sind überzeugt, dass der Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit nie umsonst sein kann. Auch die Bewahrung der Schöpfung ist ein Anliegen, das wir aus dem Glauben an das ewige Leben in der Gemeinschaft mit Gott heraus wahrnehmen dürfen.

Gott ist gut, er beschützt uns auf unserem Weg durch diese Zeit. Je mehr wir unser Leben zu einer Gabe der Liebe für andere Menschen machen und dadurch Gott die Ehre geben, desto eher wirken wir auch unser persönliches Heil. Mögen auch wir dem Herrn einst nachfolgen in die Herrlichkeit des Himmels, wenn er uns aufnimmt am Ende unserer Tage! Amen.