www. St Josef.at
Die katholische Informationsseite der Gemeinschaft v. hl. Josef
Navigation
Word-Dokument

Predigt:

Wir verehren Maria als wahre Gottesmutter!

Hochfest der Gottesmutter Maria C (01.01.2019)

L1: Num 6,22-27; L2: Gal 4,4-7; Ev: Lk 2,16-21


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Was bedeutet es, wenn wir die heilige Jungfrau Maria als wahre Gottesmutter verehren? Denn am ersten Tag des neuen Jahres feiern wir ihr Hochfest. Sie hat Jesus, den ewigen Sohn Gottes, vom Heiligen Geist empfangen und in unversehrter Jungfräulichkeit der Welt den Erlöser geboren.

Gottesmutter zu sein ist etwas Einzigartiges. Es ist jene Berufung, jene Aufgabe, jene Erwählung, die Gott schon von Ewigkeit her für Maria vorgesehen hatte. Zugleich war die Freiheit Marias in den göttlichen Heilsplan einbezogen. Weil Gott im Voraus wusste, dass Maria ihr Ja sagen würde zur Menschwerdung des Sohnes Gottes aus ihrem Schoß, deshalb erwählte er sie. Maria steht da in Stellvertretung der ganzen Menschheit und spricht zum Engel Gabriel die Worte: „Mir geschehe, wie du es gesagt hast.“ Obwohl diese Würde der Gottesmutterschaft einzigartig und über alle Maßen groß ist, spricht Maria in Demut ihr Ja. Sie will eine „Magd des Herrn“ sein (Lk 1,38), um auf diese Weise Jesus, der sich gemäß den Verheißungen des Propheten Jesaja als „Knecht Gottes“ versteht, den Weg zu bereiten und ihn einzuführen in das menschliche Leben.

Maria ist ein Mensch wie wir alle; sie ist keine Göttin – wohl aber ist sie die „Gottesgebärerin“, die Gottesmutter. Um dies recht zu verstehen, müssen wir zweierlei bedenken: Gott ist unendlich groß und über alles erhaben. Kein Geschöpf vermag ihn zu erfassen. Und doch steigt der große und erhabene Gott, der Unfassbare und Unbegreifliche, herab in unsere Niedrigkeit. Er wird ein Mensch; er lässt sich einschließen im Schoß der Jungfrau, wächst heran als kleines Kind und ist als Mensch unser Bruder geworden. Welch ein Wunder der göttlichen Nähe, des Herabsteigens zu uns Menschen!

Zugleich aber befähigt Gott jene Frau, von der er empfangen und geboren werden wollte, dazu, ihn wirklich aufzunehmen. Maria ist vom ersten Augenblick ihres Daseins hier auf Erden die vollkommene Empfänglichkeit für Gott. Der Glaubenssatz, dass sie ohne Erbsünde empfangen wurde, weist hin auf ihre Bereitschaft von Anfang an, die Liebe Gottes aufzunehmen. Niemals setzte Maria der Gnade Gottes ein Hindernis entgegen. In Freiheit war sie bereit, den Willen Gottes zu verwirklichen. Denn Gottes Allmacht achtet unsere Freiheit. Maria war kein willenloses Geschöpf, sondern sie hat in personaler Weise mitgewirkt bei der Empfängnis und Geburt des Sohnes Gottes. So ist sie die wahre Gottesmutter geworden!

Wenn Maria den Sohn Gottes in ihrem jungfräulichen Schoß aufnimmt, so begegnen einander Gott und Mensch auf einzigartiges Weise. Maria empfängt und gebiert Jesus für uns. Es ist nicht ihre private Auserwählung, um die es bei der Gottesmutterschaft geht. Denn das Große, das ihr widerfährt und wobei sie in Freiheit mitwirkt, betrifft die ganze Menschheit. Jesus, das Kind, das sie vom Heiligen Geist empfängt, ist der Immanuel, der Gott-mit-uns. Auf endgültige Weise liefert sich Gott den Menschen aus; er macht sich in seinem Sohn klein und verletzlich, um uns so den unüberbietbaren Beweis seiner Liebe zu geben.

Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., hat dies einmal so ausgedrückt:

„Im Kind Jesus ist die Wehrlosigkeit der Liebe Gottes am meisten offenkundig: Gott kommt ohne Waffen, weil er nicht von außen erobern, sondern von innen gewinnen, von innen her umwandeln will. Wenn irgendetwas den Menschen, seine Selbstherrlichkeit, seine Gewalttätigkeit, seine Habgier besiegen kann, dann die Schutzlosigkeit eines Kindes. Gott hat sie angenommen, um uns so zu besiegen und zu uns selbst zu führen.“

Die Feier der Gottesmutterschaft Marias gehört zum weihnachtlichen Geheimnis. Heute am Oktavtag von Weihnachten wurde das Kind Jesus beschnitten; es erhielt den Namen Jesus, den ihm seine Eltern auf Geheiß des Engels geben sollten: Gott ist der Retter.

Freuen wir uns über die einzigartige Liebe, die uns Gott in seinem Sohn erweist! Wir preisen die Gottesmutter Maria und schenken ihr Liebe und Ehre. Der heilige Josef stand Maria am nächsten; er war ihr jungfräulicher Gemahl. Er zeige uns, welche Würde Maria als Gottesmutter zukommt und wie sie uns allen eine geistliche Mutter sein will, indem sie uns Jesus, den Erlöser, schenkt! Amen.