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Laster

Karl Hörmann: LChM 1976, Sp. 961-963

1. Der Durchformung im sittl. Guten, der Tugend, steht die durch wiederholtes böses Tun entstandene Neigung und Fertigkeit im Bösen, das zur Gewohnheit gewordene Böse, das Laster, gegenüber.

Seine Verderblichkeit liegt darin, daß es den Menschen im Bösen festlegt und ihm dadurch die freie Lebensgestaltung in der Richtung des Guten erschwert. „Denn weil der Wille verkehrt war, kam aus ihm das Laster, und da ich dem Gelüste dienstbar wurde, kam ich zur Gewohnheit, und da ich der Gewohnheit nicht widerstand, kam es zur Notwendigkeit“ (Augustinus, Conf. VIII 5,10; PL 32,753). „Die Sünde wird durch die Gewohnheit alltägl., sie wird hingenommen, als wäre sie nichts“ (Augustinus, Sermo 17/3,3; PL 38,125). Auch der Gewohnheitssünder sucht in seinem Begehren Gutes, aber an der falschen Stelle. Aus ungestilltem Verlangen nach Erfüllung häuft er Sünde auf Sünde, ohne zur Ruhe kommen zu können.

2. Am gefährlichsten sind die Laster, die an ein berechtigtes Anliegen des Menschen anknüpfen, es aber über die rechten Grenzen hinausführen, unter ihnen die sog. Hauptsünden (peccata capitalia). Ihre Gefährlichkeit liegt eben darin, daß der Mensch sich vormachen kann, er gebe nur dem berechtigten Verlangen nach, während er in Wirklichkeit schon längst die Grenzen (z.B. von der Sparsamkeit zum Geiz) überschritten hat. „Nicht alle Laster sind Gegensätze der Tugend. Es gibt auch solche, die sozusagen hart an die Tugend grenzen und ihr zwar nicht wirkl., aber infolge eines Scheines ähnl. sind“ (Augustinus, Contra Iul. IV 20; PL 44,478).

Ihren Namen tragen die Hauptsünden nicht desh., weil sie immer Todsünden sein müßten, sondern weil sich in ihrer Richtung gern die Begierlichkeit regt und sie desh. leicht zu Lastern und zu Quellen (capita in diesem Sinn) vieler anderer Sünden werden. In Anlehnung an bibl. (z.B. 1 Joh 2,16; Gal 15,19.21) und außerbibl., auch nichtchristl., Zusammenstellungen führt Gregor d. Gr. (Moral. XXI 45; PL 76,620; vgl. Thomas von A., S.Th. 1,2 q.84 a.4) sieben Hauptsünden an: Hoffart, Geiz, Neid, Unmäßigkeit, Unkeuschheit, Zorn, Trägheit.


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