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Predigt:

Vater im Glauben

10. Sonntag im Jahreskreis A (11.06.2023)

L1: Hos 6,3-6; L2: Röm 4,18-25; Ev: Mt 9,9-13


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Der Vatertag, der an diesem Sonntag in Österreich begangen wird, ist eine gute Gelegenheit, aufzublicken zu Gott, unserem himmlischen Vater, und ihm zu danken für das Geschenk irdischer Vater- und Mutterschaft!

In der Lesung aus dem Römerbrief (4,18) wird uns Abraham als Vater im Glauben vorgestellt, der eben deshalb auch als „Vater vieler Völker“ angesprochen wird. In Abraham verbindet sich die leibliche Vaterschaft mit der geistigen. Im Neuen Testament stellt uns Matthäus gleich zu Beginn seines Evangeliums den heiligen Josef vor, der gegenüber dem Jesuskind auf Erden die väterlichen Rechte und Pflichten ausübte.

Erinnern wir uns an das „Jahr des heiligen Josef“ (2020/2021):  

Am 8. Dezember 2020 hatte Papst Franziskus das Apostolische Schreiben „Patris corde“ über den heiligen Josef und dessen einzigartige Vaterschaft veröffentlicht. Er zeigte darin auf, dass Josef von Nazareth, dem das Jesuskind anvertraut war, mit Maria, der Mutter des Kindes, in jungfräulicher Ehe verbunden war. Dem ewigen Sohn Gottes, der Mensch geworden war und der als kleines Kind heranwuchs, sollte hier auf Erden weder die menschliche Mutter noch der väterliche Beschützer fehlen.

Josef vertrat gleichsam die Stelle des himmlischen Vaters hier auf Erden und war für den kleinen Jesus da. Er führte ihn ins Leben ein und machte ihn mit allem Nötigen vertraut. Denn auch wenn der Sohn Gottes seiner Gottheit nach allwissend ist, so war er als Mensch doch eingebunden in unsere Erfahrungswirklichkeit und wollte so auch die normalen Entwicklungs- und Reifestufen eines Menschen durchlaufen.

Jedes Kind aber ist auf Liebe und Fürsorge angewiesen. Tag für Tag lernt es die Welt ein Stück weit neu kennen. Und als Jesus dann in einem Alter war, wo er nicht nur im jüdischen Gesetz unterrichtet wurde, sondern auch in vielen praktischen Dingen, so auch im Handwerk des Zimmerers, da hat Josef von Nazareth seine väterliche Rolle auf besondere Weise wahrgenommen.

Schon Papst Johannes Paul II. hatte in seinem Schreiben über den heiligen Josef „Redemptoris custos“ festgehalten: „Jesus wuchs heran und nahm zu ‚an Weisheit, Alter und Gnade‘ (vgl. Lk 2, 52), im Kreis der Heiligen Familie unter den Augen Josefs, der die hohe Aufgabe hatte, Jesus ‚aufzuziehen‘, das heißt ihn zu ernähren, zu kleiden und im Gesetz und in einem Handwerk zu unterweisen, wie es den Pflichten, die dem Vater aufgetragen sind, entspricht“ (Nr. 16).

Der heilige Josef spiegelt hier auf Erden die Vaterschaft Gottes wider. Diese Aufgabe ist eigentlich jedem irdischen Vater zugedacht. Ein Kind braucht im Ideal- und Normalfall Mutter und Vater. Beide erfüllen eine besondere Aufgabe und sind unersetzbar. Freilich wissen wir um unvollständige und zerbrochene Familien und um spezielle Konstellationen, in welchen Kinder vielfach leben und aufwachsen. Dies alles aber ist umso mehr ein Argument für gute Väter und Mütter. Gemeinsam kommen sie ihrer Erziehungsverantwortung am besten nach, und dies dann, wenn sie nicht nur auf das irdische Wohlergehen und auf die materiellen Dinge achten, sondern wenn die Eltern den Kindern den guten Weg weisen durch dieses Leben, dem ewigen Ziel entgegen.

Über die väterliche Verantwortung sagt Papst Franziskus: „Als Vater wird man nicht geboren, Vater wird man. Und man wird zum Vater nicht einfach dadurch, dass man ein Kind in die Welt setzt, sondern dadurch, dass man sich verantwortungsvoll um es kümmert. Jedes Mal, wenn jemand die Verantwortung für das Leben eines anderen übernimmt, übt er ihm gegenüber in einem gewissem Sinne Vaterschaft aus“ (Patris corde, Nr. 7).

Gute Eltern ermöglichen den Kindern ihre leibliche und geistige Entwicklung und Reifung. Sie halten die Kinder nicht fest als ihren Besitz, denn Kinder sind den Eltern anvertraut. Mit dem Blick auf Josef von Nazareth stellt der Papst fest: „Jedes Kind trägt ein Geheimnis in sich, etwas noch nie Dagewesenes, das nur mit Hilfe eines Vaters zur Entfaltung gebracht werden kann, der seine Freiheit respektiert; eines Vaters, der sich bewusst ist, dass sein erzieherisches Handeln erst dann zum Ziel kommt und dass er erst dann sein Vatersein ganz lebt, wenn er sich ‚nutzlos‘ gemacht hat, wenn er sieht, dass das Kind selbständig wird und allein auf den Pfaden des Lebens geht, wenn er sich in die Situation Josefs versetzt, der immer gewusst hat, dass das Kind nicht seines war, sondern einfach seiner Obhut anvertraut worden war“ (ebd.).

Heute danken wir besonders den Vätern für ihr Dasein und ihre Sorge um die Familien und insbesondere um die Kinder und die jungen Menschen. Wir beten zu Gott, dem himmlischen Vater, und rufen die Fürbitte der Gottesmutter Maria und des heiligen Josef an, damit allen Vätern, Müttern und Kindern der Segen des Himmels in Fülle zuteil werden möge. Amen.