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Predigt:

Gottesfurcht besiegt die Menschenfurcht

12. Sonntag im Jahreskreis A (25.06.2023)

L1: Jer 20,10-13; L2: Röm 5,12-15; Ev: Mt 10,26-33


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Wir sind es gewohnt, im Leben viele Rücksichten zu nehmen, und dies ist auch gut so, denn sonst wäre menschliches Zusammenleben nicht möglich. So suchen wir Missverständnisse und harte Worte zu vermeiden und geben bei bestimmten Dingen nach, weil wir uns auf die Situation des anderen einstellen und ihn sonst vielleicht überfordern oder erzürnen würden.

Doch Nachgeben um jeden Preis ist keine Lösung. Wer dies tut, erspart sich zwar für den Moment eine Auseinandersetzung oder ein Gespräch. Wenn das aber immer geschieht, verzichtet ein solcher Mensch auf das Recht, eine eigene Meinung zu haben und eigene Entscheidungen zu treffen. Und so wird das Leben unfrei und fremdbestimmt, und vielleicht staut sich dann ein Ärger an, der sich plötzlich als Zorn zeigt und damit offenbart, dass dieser Mensch nicht glücklich ist mit seiner Situation.

Jesus Christus möchte uns jede Angst und Furcht nehmen, die uns unfrei machen. Wer auf Gott als den Herrn schaut und ihn fürchtet, der wird frei und kann ohne Menschenfurcht sein Leben auf gute Weise gestalten.

Was aber bedeutet es, Gott zu fürchten? Widerspricht eine solche Furcht nicht der Liebe zu Gott und dem Vertrauen? Gemeint ist hier nicht, dass wir vor Gott Angst haben sollen, denn wir sind ja seine Kinder, die er liebt. Vielmehr geht es um die Ehrfurcht, also um das Ernstnehmen Gottes, um jenen Respekt, der mit der Liebe notwendigerweise verbunden ist.

Wer sich im Glauben auf Gott hin ausrichtet und ihm die Ehre gibt, der fürchtet ihn auf rechte Weise. Die Liebe zu Gott lässt uns gleichzeitig im Vertrauen wachsen, weil wir wissen, dass wir nur bei Gott Geborgenheit und Heil empfangen.

Als Folge dessen kann uns Jesus dann sagen, indem er sich auf die Dinge dieser Welt bezieht: „Fürchtet euch nicht!“ (Mt 10,31). Denn Gottes Vorsehung leitet uns, und wir sind in seiner liebenden Hand geborgen.

Wenn wir eine solche Haltung verinnerlicht haben, dann sind wir frei im Herzen. Die Wechselfälle des Lebens werden uns dann nicht über Gebühr erschüttern, und wir können auch unseren Mitmenschen in einer unbefangenen, freundlichen Weise gegenübertreten, ohne uns ihnen anzubiedern. Denn wer sich aus falsch verstandener Rücksichtnahme in allem zurücknimmt und vielleicht sogar anbiedert, weiß nicht mehr, wofür er selber steht. Die eigene Überzeugung wird nicht mehr kundgetan, ja vielleicht gibt ein solcher Mensch auch in Fragen nach, die Wichtiges betreffen und wo es um den Glauben an Gott geht.

Dass es diese Möglichkeit gibt, erwähnt Jesus im Evangelium ausdrücklich. Wir sind in der Gefahr, Gott vor den Menschen zu verleugnen, wenn wir um jeden Preis bei den Menschen anerkannt und beliebt sein wollen. Dies aber ist nicht zielführend.

Umgekehrt gilt: Wer sich vor den Menschen zu Jesus bekennt, zu dem wird sich der Herr im Himmel vor seinem Vater in Gegenwart der Engel bekennen.

Es geht also um Treue und Wahrhaftigkeit. Weil wir selber hier immer wieder schwach sind, brauchen wir den Geist der Stärke. Diesen erbitten wir von unserem Herrn Jesus Christus auf die Fürsprache der Gottesmutter Maria.

Legen wir also vertrauensvoll unser Leben in die Hände Gottes, der und beschützt und zum ewigen Leben führen will! Ihm wollen wir treu bleiben im Leben und im Sterben. Amen.