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Predigt:

Kleine Dinge können Großes bewirken

13. Sonntag im Jahreskreis A (28.06.2020)

L1: 2 Kön 4,8-11.14-16a; L2: Röm 6,3-4.8-11; Ev: Mt 10,37-42


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Kleine Dinge können manchmal viel bedeuten und Großes bewirken. Diese Zuversicht vermitteln uns die Texte der Lesungen und des Evangeliums an diesem 13. Sonntag im Jahreskreis A.

Wir Menschen denken uns vielleicht: „Das, was ich tue, ist so gering und unbedeutend; was soll es schon Gutes bewirken?“ Und bei manchen macht sich Resignation und Mutlosigkeit breit. Denn sie beklagen den Lauf der Dinge in der großen Welt und meinen, sie selbst seien ohnmächtig und hilflos gegenüber dem, was andere beschließen und durchführen. Es gebe so viel Unrecht – und man könne doch als einzelner nichts tun!

Gegenüber solchen Sichtweisen möchten uns die Schrifttexte dieses Sonntags dazu einladen, das Gute in unserem Leben und in dem unserer Mitmenschen wahrzunehmen. Überall dort, wo Gutes geschieht – und sei es noch so gering und unbedeutend –, bleibt dies nicht folgenlos. Für die betreffenden Menschen kann dies wie ein Türöffner zu Gott hin sein, der unser Herz mit seiner Liebe und Gnade beschenken will. Blicken wir daher genauer hin auf die Botschaft der Offenbarung Gottes, wie sie uns an diesem Sonntag verkündet wird!

Die alttestamentliche Lesung aus dem zweiten Buch der Könige berichtet uns von einer Frau und ihrem Ehemann, die regelmäßig den Propheten Elischa in ihrem Haus zu Gast hatten. Wegen seiner besonderen Gottverbundenheit wurde er von diesem Ehepaar mit viel Aufmerksamkeit betreut. Er erhielt eine eigene Wohnung im Obergemach, wohin er sich zurückziehen konnte. Als der Prophet Elischa und dessen Diener Gehasi diese vornehme und liebevolle Betreuung erfuhren, hatten sie den Wunsch, der Frau und ihrem Mann all diese guten Taten zu vergelten. Gott aber gab dem Propheten ein, diesem kinderlosen Ehepaar gegenüber eine Verheißung auszusprechen. Und so sprach Elischa zu dieser Frau: „Im nächsten Jahr um diese Zeit wirst du einen Sohn liebkosen.“ (2 Kön 4,16a).

Hier zeigt sich, dass gerade kleine Dinge, wenn sie mit Liebe getan werden, Großes bewirken können. Wir aber erwarten nicht Anerkennung und Lohn von unseren Mitmenschen, sondern bauen auf die Zusage Gottes, der alles Gute, das wir mit seiner Hilfe tun, einst reichlich vergelten wird. Die Schätze des Himmelreiches sind nicht mit dem zu vergleichen, was uns diese Welt an Gütern und Belohnungen anbieten kann. Auch wir dürfen auf die Verheißungen Gottes vertrauen!

Die Lesung aus dem Römerbrief des Apostels Paulus erinnert uns an die gläubige Verbundenheit mit dem auferstandenen Herrn. Wir sind durch die heilige Taufe mit dem Tod und mit der Auferstehung des Herrn vereint. So können wir nun ein neues Leben in der Gegenwart Gottes führen; wir sind auf geistliche Weise bereits auferstanden, indem wir für die Sünde tot sind und das Gute tun. Gottes Heiliger Geist aber bewirkt, dass nichts von allem Guten vergessen wird und wirkungslos bleibt. Gerade kleine und unscheinbare Dinge können reiche Frucht bringen. Die Gegenwart des auferstandenen Herrn begleitet und stärkt uns.

Im Evangelium weist Jesus auf jene geringen Dienste hin, die wir vielleicht einem Menschen gerade deshalb erweisen, weil er ein Jünger Christi ist. So wie die vorher genannte Frau und ihr Mann den Propheten Elischa betreut hatten und dafür göttlichen Lohn empfingen, so werden auch unsere guten Taten nicht vergessen, die wir anderen Menschen wegen ihrer Zugehörigkeit zu Gott erweisen. Vielleicht sagt jemand: „Mir begegnet kein Prophet Gottes, dem ich Gutes erweisen könnte!“ Da sollte man antworten: „Jeder Mensch ist ein Bote Gottes für dich; der Mitmensch ist dir von Gott anvertraut.“ Denn in jedem Menschen dürfen wir das Abbild Gottes erblicken. Ja noch mehr: In Christus sind alle Menschen zur Gotteskindschaft und zum ewigen Leben berufen. So gesehen hat dann ein jeder ein Recht auf unsere liebevolle Aufmerksamkeit, wenn diese Person auf irgendeine Weise in unser Leben tritt. Und auch hier gilt: Nichts Gutes geht verloren. Auch die kleinen Dinge sind im Herzen Gottes eingeschrieben; er vergisst sie nicht, sondern wird sie im Reich Gottes vergelten.

Unsere Liebe soll vor allem Gott gelten. Dieser Mehrwert der Liebe aber befähigt uns zu selbstlosem Dienst gegenüber unserem Nächsten. Möge uns die Fürbitte der Gottesmutter Maria und des heiligen Josef stets begleiten. Wenn wir in allem das Reich Gottes suchen, werden wir das Glück der Gemeinschaft mit Gott empfangen und auf diese Weise auch viele andere Menschen zu Gott führen dürfen. Amen.