www. St Josef.at
Die katholische Informationsseite der Gemeinschaft v. hl. Josef
Navigation
Word-Dokument

Predigt:

Die Provokationen der Liebe Gottes

13. Sonntag im Jahreskreis A (02.07.2023)

L1: 2 Kön 4,8-11.14-16a; L2: Röm 6,3-4.8-11; Ev: Mt 10,37-42


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Gottseidank war Jesus kein Politiker. Denn mit einem solchen Programm und mit derartigen Anforderungen hätte er sicher keine Wahlen gewonnen. Es scheint vielmehr, dass er bestimmte Dinge so zugespitzt formuliert hat, dass auch die treuesten seiner Anhänger zeitweise an ihm irre geworden sind.

Warum tut er das? Oder besser gefragt: Was verkündet Jesus wirklich? Wie sollen wir ihn richtig verstehen? Was will er uns durch seine Worte sagen und durch sein Beispiel zeigen?

Ein rechter Zugang zum Verständnis der Worte und Taten Jesu kann nicht „von außen“ gefunden werden, also aus der Warte eines unabhängigen und neutralen Beobachters. Er selbst möchte, dass wir eine Entscheidung treffen, und zwar, dass wir uns im Glauben zu ihm bekennen. Weil er die Freiheit achtet, können sich Menschen auch gegen ihn und seine Botschaft entscheiden.

Wer aber im Glauben Ja sagt zum menschgewordenen Sohn Gottes, wird auch dann nicht an ihm irre werden und ihn verlassen, wenn er Worte hört, die er nicht gleich versteht oder die provozieren. Das Evangelium dieses Sonntags hat hier tatsächlich einiges anzubieten:

Da heißt es zuerst sinngemäß, dass wir selbst die engsten Verwandten und Freunde nicht mehr lieben sollen als ihn – denn sonst seien wir seiner nicht wert (vgl. Mt 10,37). Dies kann nur der Sohn Gottes sagen: Denn Gott allein gebührt höchste Ehre und der Inbegriff all unserer Liebe. Wohlgemerkt: Jesus sagt nicht, dass wir unsere Angehörigen und Freunde nicht lieben dürfen. Vielmehr geht es um die Einheit von Gottes- und Nächstenliebe. Wer Gott an die erste Stelle setzt, wird nämlich die Menschen nicht weniger lieben, sondern mehr und auf eine neue, einzigartige Weise. So kann sich auch die eheliche und familiäre Gemeinschaft vertiefen; ja, sie hat gerade dann Bestand, wenn sie auf Gott und seine Liebe gegründet ist.

Das zweite, was uns vielleicht anstößig erscheint, ist die Aufforderung, das Kreuz zu tragen und Jesus nachzufolgen (vgl. Mt 10,38). Geht es denn nicht billiger? Muss es denn das Kreuz sein? So lautete schon die Frage der Apostel. Und dennoch hat uns der Herr gerade am Kreuz erlöst, und wer das tägliche Kreuz in Einheit mit ihm auf sich nimmt, wird Kraft und Hoffnung schöpfen und das Ziel des ewigen Lebens erreichen. Das Kreuz des Erlösers und die Verbundenheit mit ihm ist der Weg zum wahren Glück, zum ewigen Heil.

In diesem Sinn verorten wir auch die Worte Jesu, dass jener sein Leben finden wird, der es um seinetwillen verliert (vgl. Mt 10,39). Gemeint ist, dass gerade die Liebe zu Gott und zum Nächsten uns frei macht vom Egoismus. Wer sich selbst ganz zu einer Gabe der Liebe macht, wird nicht leer ausgehen, sondern das Leben in Fülle empfangen.

Und dann folgen im heutigen Evangelium noch einige Verheißungen im Hinblick auf den himmlischen Lohn, wenn wir Gutes tun (vgl. Mt 10,40–42). Auch die kleinsten und geringsten Werke der Liebe, die sonst niemand beachtet, werden bei Gott anerkannt. Vor allem aber ist es die Gastfreundschaft, die herausgestellt wird. Prinzipiell gilt diese allen Menschen, doch vorrangig denen, die von Jesus als Jünger ausgesandt sind. So können uns gerade diese Worte Hoffnung vermitteln, was unser eigenes, oft so armseliges Leben betrifft, aber auch das Leben anderer, bei denen wir vielleicht nicht viel Gutes sehen, Gott der Herr aber schon.

Empfehlen wir uns selber, aber auch unsere Verwandten und Freunde sowie alle Menschen der Liebe und Barmherzigkeit Gottes. Die Fürbitte der Gottesmutter Maria und des heiligen Josef möge uns allezeit begleiten, damit wir einst das selige Leben in Gottes Herrlichkeit empfangen! Amen.