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Predigt:

Sich von Gott finden lassen

19. Sonntag im Jahreskreis A (13.08.2023)

L1: 1 Kön 19,9a.11-13a; L2: Röm 9,1-5; Ev: Mt 14,22-33


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Wer ist Gott? Wie erkennen wir ihn, wie finden wir ihn?

In der Lesung aus dem ersten Buch der Könige soll der Prophet Elija Gott begegnen und findet ihn tatsächlich: allerdings nicht im Sturm, im Erdbeben oder im Feuer, sondern im sanften Säuseln des Windes.

Im Evangelium nach Matthäus werden die Apostel im Boot der Macht Jesu gewahr, als sich der heftige Wind legte, nachdem sie Jesus zum Vertrauen auf seine Gegenwart aufgerufen hatte und er den Petrus mit der ausgestreckten Hand gerettet hatte, als dieser im Wasser unterzugehen drohte.

In der gegenwärtigen Situation der Menschen können wir drei Gruppen unterscheiden: Die einen wollen Gott nicht finden und suchen ihn deshalb nicht. Die anderen meinen, er lasse sich nicht finden und leiden unter seiner scheinbaren Abwesenheit. Andere wiederum haben ihn gefunden oder besser gesagt, sie haben sich von Gott finden und ansprechen lassen und bezeugen dankbar, dass Gott uns nahe ist und uns rettet!

Sehen wir uns dies im Einzelnen näher an:

Da wäre die erste Gruppe, die kein Interesse an Gott hat und ihn darum auch nicht sucht. Es scheint, als hätte es für das eigene Leben keine Bedeutung, ob Gott existiert oder nicht. Vielleicht wird die Frage nach Gott überhaupt nicht gestellt, weil solche Menschen aufgehen in ihren irdischen Tätigkeiten: Es können dies wichtige Aufgaben und Verpflichtungen sein, aber auch Dinge, die mit dem Wohlleben und der Bequemlichkeit und so mit dem Egoismus zu tun haben. Vielleicht sind solche Menschen auch einfach ohne Gott aufgewachsen, wie dies dann der Fall sein kann, wenn Eltern ihren Kindern nicht mehr von Gott erzählen und der Glaube in der eigenen Familie keine Rolle spielt. Wir könnten hier sowohl von einem theoretischen als auch einem praktischen Atheismus sprechen. Man lebt so, als ob es Gott nicht gibt bzw. als ob er, wenn es ihn gäbe, bedeutungslos wäre. Die Frage wird natürlich sein: Wie weit kommt ein solcher Mensch? Wie wird er umgehen mit schwerem Leid und mit Trauer? Wie kann er eine Antwort finden auf das Problem des Todes? Kann man einfach so sang- und klanglos auf den Blick nach oben verzichten und so tun, als ob es nichts anderes gäbe als dieses irdische Leben? Dies durchzuhalten bis zum bitteren Ende schaffen wohl die wenigsten Menschen.

Die zweite Gruppe von Menschen ringt ehrlich mit der Frage nach Gott. Es sind vielleicht weniger intellektuelle Fragen als vielmehr praktische, existenzielle Erfahrungen, die den Anstoß dafür geben – wohl vor allem dann, wenn es Menschen schlecht geht, sie enttäuscht worden sind oder keinen Ausweg mehr sehen. Da fragen sie, vielleicht sogar anklagend: Wo ist Gott? Wo bleibt er denn? Warum hilft er mir nicht? Warum zeigt er sich mir nicht? Wer diese leidvollen Situationen der Prüfung durchmachen muss, sollte ermutigt werden, nicht aufzugeben, sondern auszuharren. Gott wird sich dieser Person zur rechten Zeit zeigen. Auch Petrus war auf dem See in einer brenzligen Lage, und er schrie zum Herrn um Rettung. Wir kommen vielleicht im Leben in Situationen, wo uns nur dieser Notschrei des Herzens bleibt: O Gott, erhöre mich! Und ja – wenn Du hier nicht aufgibst, sondern Dich ausstreckst nach dem anscheinend so fernen Gott: Er wird Dich hören! Er ist Dir nahe, auch wenn Du dies noch nicht weißt oder spürst.

Wahrscheinlich gehören wir, die wir hier im Gotteshaus versammelt sind, zur letzten Gruppe: nämlich zu jenen Menschen, die Gott gesucht und ihn dann gefunden haben, die vielleicht in tiefer Not des Herzens Gott angefleht haben, er möge sich zeigen, und die dann erfahren durften, dass er nicht fern von uns ist, sondern uns nahe ist und Hilfe schenkt. Besser gesagt: Wir durften die Erfahrung machen, dass Gott uns nachgegangen ist und uns gleichsam gefunden hat, so wie der Hirte dem verlorenen Schaf nachgeht und es liebevoll in die Arme nimmt, wenn er es findet. Dann aber bleibt es für diesen Menschen eine Aufgabe und ist es eine Selbstverständlichkeit, Gott anbetend zu loben und zu preisen für seine große Güte. Dankbarkeit erfüllt das Herz, und wovon das Herz voll ist, das möchte auch der Mund verkünden. Solche Menschen werden aus der Erfahrung des Geschenkes der Gottesnähe auch anderen Menschen beistehen, ihnen Mut machen und sie – soweit möglich – hinführen zum Gebet, zur betrachtenden Lesung der Heiligen Schrift, zur Teilnahme am Gottesdienst und insbesondere zur gläubigen Mitfeier der heiligen Messe sowie zu Werken der Nächstenliebe. Denn wer viel empfangen hat, darf und soll auch viel weitergeben! Auf diese Weise dürfen wir mitwirken am Heilsplan Gottes, der keinen Menschen vergisst, sondern alle zur Erkenntnis der Wahrheit über Gott führen und in Jesus Christus durch seine Kirche retten will.

Blicken wir abschließend mit großem Vertrauen auf die Gottesmutter Maria! In mütterlicher Weise begleitet sie uns als ihre Kinder dabei, Gott zu suchen und zu finden. Sie erbittet uns das Heil in Jesus Christus, dessen Wort wir im Evangelium hören und der uns ins ewige Reich seiner Liebe ruft. Ja, auch wir dürfen Boten der Liebe Gottes sein und so dem Heil der Menschen dienen. Amen.