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Predigt:

Der Versuchung zum Bösen widerstehen

1. Fastensonntag A (01.03.2020)

L1: Gen 2,7-9; 3,1-7; L2: Röm 5,12-19; Ev: Mt 4,1-11


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Die Österliche Bußzeit oder die Fastenzeit erinnert uns daran, dass wir als Menschen nicht vollkommen sind. Immer wieder versagen wir und bleiben hinter den Erwartungen zurück, die wir uns selber stellen oder die auch andere an uns haben.

Und gegenüber Gott? Ja, da sind wir als Menschen sowieso immer Empfangende und in diesem Sinne stets Schuldner. Denn alles, was wir sind und haben, verdanken wir Gott. Wir können ihm unseren Dank nicht so abstatten, wie es eigentlich würdig und angemessen wäre. Und dann gibt es tatsächlich die moralische Schuld, die Sünde, die unsere Gottesbeziehung trübt oder gar zerstört. Eigentlich ist es unvorstellbar, dass wir als Menschen dazu in der Lage sind. Es hat mit unserer Freiheit zu tun, die uns für das Gute gegeben ist, die aber auch für das Tun des Bösen missbraucht werden kann.

Die Lesung aus dem Buch Genesis berichtet vom Zustand des Menschen im Paradies, wo er in vollkommener Harmonie mit Gott, mit sich selber und seinesgleichen und mit allen Lebewesen der Erde lebte. Doch dann trat der Versucher in Gestalt einer Schlange auf, und der Mensch – Adam und Eva – stimmte dieser Versuchung zu. Die Frucht vom verbotenen Baum der Erkenntnis war köstlich anzusehen; was allerdings auf den Genuss dieser Frucht folgte, war nicht eine höhere Erleuchtung oder gar die Gottgleichheit, sondern die Beschämung der eigenen Nacktheit und das Bewusstsein, alles Große und Schöne verloren zu haben, was Gott den Stammeltern geschenkt hatte. Auf die Sünde folgte die Verfallenheit an den Tod.

Wie erfreulich ist es da, dass Gott selbst uns seinen Sohn als Erlöser gesandt hat! In der Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom wird uns die unendlich segensreiche Erlösungstat Jesu Christi vor Augen gestellt. Er ist gleichsam der neue Adam: Was der erste Adam (Eva miteingeschlossen) durch seinen Ungehorsam gegenüber Gott zerstört hat, das hat Jesus Christus als zweiter Adam wiederhergestellt. Maria, die Mutter des Erlösers, ist die neue Eva. Die Sünde hat nun keinen Platz mehr; sie hat ihr Recht verloren. Alle, die an Jesus Christus glauben und sich taufen lassen, werden gerechtfertigt. Das ewige Leben ist uns neu geschenkt. Der Tod ist nicht mehr unser endgültiges Schicksal; wir sind erlöst und befreit.

Das Beispiel des Sohnesgehorsams Jesu gegenüber seinem himmlischen Vater leuchtet machtvoll auf im Evangelium nach Matthäus: Anders als die Stammeltern, die der Versuchung nachgaben und sich von der Sünde besiegen ließen, leistet Christus der Herr dem Teufel Widerstand. Der dreimaligen Versuchung stellt er ein dreimaliges Bekenntnis seiner Treue gegenüber dem himmlischen Vater entgegen. Es ist zuerst die Versuchung zu irdischer Sattheit, zu irdischem Genuss, der Jesus entgegenhält, dass der Mensch nicht vom irdischen Brot allein lebt. Der Versuchung zur Vermessenheit stellt Jesus den Verzicht auf die Herausforderung Gottes entgegen. Auf die Versuchung zur Macht über die Menschen der Erde antwortet Jesus mit dem Hinweis auf die Gott allein gebührende Anbetung und Verherrlichung.

Durch sein Beispiel zeigt uns der Sohn Gottes, dass wir in der Versuchung auf Gott vertrauen sollen. Er wird nicht zulassen, dass die Versuchung über unsere Kräfte geht und uns auf Dauer bezwingt. Gerade deshalb beten wir im Vaterunser zu Gott: „Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.“ Gott möge nicht zulassen, dass wir durch unsere eigene Sorglosigkeit oder Fahrlässigkeit in Situationen geraten, die für uns eine Versuchung darstellen, von Gott abzufallen oder ihn durch eine Sünde zu beleidigen.

Nutzen wir die Fastenzeit für das vermehrte Gebet, für Werke der Nächstenliebe und für eine maßvolle Lebensweise. All dies stärkt uns im Guten und bringt uns Gott näher. Ihm sei die Ehre und die Macht in alle Ewigkeit.

Amen.