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In den Herausforderungen des Lebens Gott treu bleiben

1. Fastensonntag A (26.02.2023)

L1: Gen 2,7-9; 3,1-7; L2: Röm 5,12-19; Ev: Mt 4,1-11

Fastenhirtenbrief 2023


Bischof Alois Schwarz

Liebe Schwestern und Brüder!

Am ersten Fastensonntag lesen wir in unseren Sonntagsgottesdiensten das Evangelium von der Versuchung Jesu in der Wüste (Mt 4, 1 – 11). Jesus war 40 Tage in der Wüste auf sich alleine gestellt und angewiesen auf das, was die Schöpfung für ihn bereithielt. Wir erfahren nicht, wie es ihm dabei ergangen ist. Es wird nicht erzählt, ob es schwer für ihn war, ob er körperlich erschöpft war, ob er aufgeben wollte, ob er es bereut hat. Nein, es wird in der biblischen Erzählung überliefert, wie er in diese strapaziöse Alltagssituation hinein versucht wurde. Also genau dorthinein, wo es für Jesus aus dem irdischen Verständnis heraus betrachtet eine sehr herausfordernde Zeit war, genau da versucht ihn der Teufel von seinem Weg abzubringen. Erstaunlich, dass diese Geschichte seit zweitausend Jahren an Aktualität nichts verloren hat.

Zeit der enormen Herausforderungen

Auch wir leben heute in einer Zeit, die uns immer wieder vor enorme Herausforderungen stellt. Denken wir an den Krieg in der Ukraine, das schwere Erdbeben in der Türkei, die Corona-Pandemie, die zahlreichen Unruhen, existenzielle Ängste und Geldsorgen in vielen Familien, Streit, Scheidung, Unzufriedenheit, die Klima-Krise und vieles mehr. Auch wir werden versucht, das Vertrauen in unseren Gott zu verlieren. Wir werden auf die Probe gestellt. Immer mehr Menschen wenden sich von Gott und von der Kirche ab, mit der Begründung, dass Gott nicht gut sein könne, wenn er das alles geschehen lasse. Diejenigen, die immer noch in die Kirche kommen, die mit Gott in Verbindung bleiben im Gebet, im Fasten, im Feiern der Gottesdienste, sie werden immer weniger. Man könnte denken: Das Zeitalter der Hoffnungslosigkeit und Resignation ist angebrochen. Was also tun?

Am Beispiel Jesu erfahren wir, dass die Vorschläge des Satans für Jesus nicht in Frage kommen, auch und obwohl das Hungern und Dürsten aus der menschlichen Sicht betrachtet ihm alles abverlangte. In unsere Zeit übersetzt bedeutet es: Dieser Beginn der Fastenzeit 2023 schenkt uns erneut die Chance, den Versuchungen unseres Alltags zu widerstehen. Eine Möglichkeit, dass dies gelingen kann, könnte sein, das Gegenteil unserer momentanen Alltagswirklichkeit zu entdecken: der Versuchung des Krieges und des Streites zu widerstehen, um sich für den Frieden und das fürsorgende Miteinander einzusetzen.

Diese Fastenzeit 2023 ist einmal mehr die Chance, unseren Blick auf das zu richten, was gut ist.
Im Blick auf den Krieg, die vielen Krankheiten und die Umweltkatastrophen wie Erdbeben, Überschwemmungen, Stürme, Dürre und dergleichen ist es hilfreich, zu erkennen, dass der Großteil unseres Landes verglichen mit anderen Ländern weitgehend verschont geblieben ist. Dafür braucht es aber Formen der Dankbarkeit. Das kann durch Gebete, durch Wallfahrten, durch Spenden und/oder persönlichen Einsatz für die Betroffenen und dergleichen gelingen.

Diese Fastenzeit 2023 ist einmal mehr die Chance, unseren Blick auf das zu richten, was gut ist. Damit setzen wir ein Zeichen, der Versuchung des Jammerns, des Protestierens und des Klagens zu widerstehen, weil wir uns das Vertrauen in unseren Gott nicht erschüttern lassen. Wir bleiben ihm treu trotz aller Widrigkeiten, die das Leben bereithält. Wir vergessen dennoch nicht zu danken für das Gute, das er uns jeden Tag zukommen lässt: den Aufgang der Sonne, das frische Wasser, den Regen, das Grün unserer Wiesen und Felder, den freundlichen Blick eines Menschen, das Lachen, das er uns durch andere ins Gesicht zaubert und vieles mehr.

Ich lade Sie ein, liebe Schwestern und Brüder, diese Fastenzeit als Entdeckungsreise auf den Spuren Gottes zu erleben. Meistens ist es dabei hilfreich, schlechte Gewohnheiten beim Essen, in der Arbeitseinteilung und/oder im Blick auf unsere Bewegungsfreudigkeit zu ändern, um so in ein anderes, ein neues Bewusstsein der Liebe und Dankbarkeit auf Gott hin zu kommen, ohne dabei die Menschen in Not aus den Augen zu verlieren.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen eine gesegnete Fastenzeit

 

Dr. Alois Schwarz
Diözesanbischof