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Predigt:

Das Tun des Guten ist entscheidend

26. Sonntag im Jahreskreis A (27.09.2020)

L1: Ez 18,25-28; L2: Phil 2,1-11; Ev: Mt 21,28-32


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Was ist wichtiger: Schön zu reden oder gut und richtig zu handeln?

Zweifellos werden wir das zweite bevorzugen. Und doch kennen wir im Leben Situationen, in welchen gerade dies nicht verwirklicht ist. Ein Beispiel sind jene Politiker, die vor den Wahlen viel versprechen und zugleich wissen, dass sie es nicht halten werden können. Aber auch im zwischenmenschlichen Leben kann es vorkommen, dass wir selber oder jemand anderer etwas Großes und Wichtiges ankündigt, es aber dann doch nicht in die Tat umsetzt. Irgendetwas kommt dazwischen: Es mögen äußere Umstände und Faktoren sein, aber es kann sich auch das zeigen, was man als Willensschwäche bezeichnet: Wir haben zwar gute Ziele, wählen aber nicht die richtigen Mittel, um diese Ziele zu erreichen. Wir sind anfangs voll guten Mutes und halten doch nicht durch.

Genau hier knüpft Jesus in seinem Gleichnis an: Ein Vater hat zwei Söhne, denen er aufträgt, in seinem Weinberg zu arbeiten. Der eine sagt gleich „Ja“ und tut nicht, was der Vater will. Der andere sagt zuerst „Nein“, besinnt sich jedoch später und handelt dann im Sinne des Vaters.

Angewandt auf unsere Gottesbeziehung heißt dies: Nicht derjenige hat den Willen des himmlischen Vaters erfüllt, welcher oft das Wort „Herr“ im Munde führt, sondern derjenige, der schließlich das tut, was Gott erwartet. Es kann vorkommen, dass ein Mensch zuerst „Nein“ sagt, sich dann aber eines Besseren besinnt und schließlich das Gute und Richtige tut. Eben dies zählt vor Gott.

Jesus hatte mit unterschiedlichen Menschen zu tun: Da waren die Pharisäer und die Sadduzäer, welche die Schriftgelehrten repräsentierten. Sie führten fromme Worte im Mund und gaben sich in der Öffentlichkeit als gottverbundene Menschen aus. Jesus aber durchschaute die Heuchelei vieler, die auf diese Weise agierten, und er tadelte sie scharf. Im Gleichnis repräsentieren sie jenen Sohn, welcher zuerst „Ja“ sagt, dann aber doch nicht tut, was der Vater von ihm erwartet. Sie sagen äußerlich „Ja“ zum Willen Gottes, doch ihr Herz ist fern von Gott und sie verfolgen ihre eigenen Pläne. Auf diese Weise entsprechen sie nicht dem, was Gott von ihnen erwartet.

Andererseits gibt es öffentliche Sünder, wie die Zöllner und die Prostituierten. Unter diesen lassen sich so manche von den Worten Jesu ansprechen und folgen ihm nach. Sie spüren, dass ihnen die Liebe Gottes begegnet, und bereuen ihre Sünden. So ändern sie ihr bisheriges Leben. Hier, sagt Jesus, handelt es sich um jene Personen, welche zuerst nicht das tun, was Gott erwartet, die sich aber dann des Rechten besinnen und umkehren. Schlussendlich erfüllen sie den Willen Gottes! Im Gericht Gottes werden sie denen vorgezogen, welche bloß heuchlerisch vorgegeben haben, den Willen Gottes zu erfüllen. Was zählt, ist die Lauterkeit des Herzens und der aufrichtige Wille zur Bekehrung.

Was können wir daraus lernen? Es ist wichtig, ganz ehrlich zu sein. Anderen Menschen kann man etwas vormachen, sich selber vielleicht auch manchmal, aber Gott, der die innersten Geheimnisse der Herzen kennt, können wir nicht täuschen. Er weiß wirklich, wer wir sind und wo wir stehen. Ihm liegt unser Innerstes offen.

Dies aber soll uns nicht in Angst und Schrecken versetzen, sondern im Gegenteil zu großem Gottvertrauen ermutigen und befähigen. Denn Gott will uns nicht richten und verurteilen, sondern heilen und retten. Dies ist aber nur möglich, wenn wir uns Christus dem Herrn ganz anvertrauen. Wer könnte uns hier aber diesen Weg zum Herzen des Erlösers besser erschließen als seine heilige Mutter, die Jungfrau Maria? Sie rufen wir als die „Zuflucht der Sünder“ und als die „Trösterin der Betrübten“ an. Wenn wir also in ehrlicher Selbstprüfung bemerken, dass unser Herz in manchen Dingen keine Festigkeit und Klarheit im Guten besitzt, dann wollen wir den Weg zu Gott aufnehmen und dabei auf die Fürbitte Mariens vertrauen.

Im Gebet treten wir in Verbindung mit Gott, und auch im Alltag gibt es Momente der Stille und der Einkehr, wo wir uns der Gegenwart Gottes bewusst werden. Wir brauchen nichts zu verdrängen, sondern dürfen Gott auch unsere negativen Gedanken übergeben, sogar unser Versagen und unser Ungenügen in vielen wichtigen Dingen. Wenn wir dies tun und wenn wir zugleich bereit sind, unseren Mitmenschen zu vergeben, wo sie an uns schuldig geworden sind, dann wird uns ein Weg der inneren Verwandlung eröffnet. Gott allein kann unser Innerstes zum Guten hin verwandeln, und er tut dies, wenn wir im Gebet, in der Lesung der Heiligen Schrift und in der Feier der Sakramente die Nähe Gottes suchen. Der Empfang des Bußsakramentes (hl. Beichte) ist hier hilfreich.

Was wollen wir wagen? Wofür wollen wir unser Leben einsetzen? Der ewige Gott, der uns liebt und der in Jesus Christus für uns Mensch geworden ist, ist höchst vertrauenswürdig. Wenn der Mensch sich durch die Gnade Gottes bewogen entschließt, in allem Gott die Ehre zu geben und ihn allein anzubeten, dann kommt das Leben ins rechte Lot. Dann werden auch die Beziehungen zu den Mitmenschen geordnet sein und von Liebe, Achtung und Ehrfurcht gestaltet sein. Dann wird man den Menschen an seinem Lebensanfang und in den neun Monaten vor der Geburt genauso wertschätzen und in seinem Lebensrecht achten wie alte und kranke Menschen, die ein Recht auf die liebevolle Fürsorge ihrer Mitmenschen haben und keinesfalls der Euthanasie ausgesetzt werden dürfen, selbst wenn dies gesetzlich erlaubt werden sollte.

In Glaube und Gottvertrauen wollen wir unseren Weg durch dieses Leben gehen, bis uns Gott der Herr einst aufnimmt in die himmlischen Wohnungen! Amen.

Video-Link zur Homilie (YouTube)