Predigt:
Den Willen des himmlischen Vaters tun
26. Sonntag im Jahreskreis A (01.10.2023)
L1: Ez 18,25-28; L2: Phil 2,1-11; Ev: Mt 21,28-32
Josef Spindelböck
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
In der Lesung aus dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde von Philippi wird den Adressaten eine besondere Mahnung mitgegeben. Es heißt dort: „Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht“ (Phil 2,5). Auf die rechte Gesinnung kommt es also an, das heißt, auf die gute Einstellung des Herzens.
Wir fragen uns: Gibt es einen Unterschied zwischen einem Menschen, der anständig lebt und eine entsprechend gute Gesinnung hat, aber nicht an Jesus Christus glaubt, und einer Person, die bereits an Jesus Christus glaubt und ihn als Herrn und Meister ihres Lebens anerkennt?
Für den Apostel Paulus ist die Antwort klar: Ja, diesen Unterschied gibt es, oder es sollte ihn jedenfalls geben. Alles aber wird davon abhängen, ob der Mensch, der an Jesus Christus glaubt, dies auch als wichtig für das persönliche Leben ansieht, ob also diese Frau oder dieser Mann aus dem Glauben lebt oder nicht.
Welches aber ist die Gesinnung Jesu Christi? Gott hat uns dadurch seine Liebe offenbart, dass er um unseres Heiles willen Mensch geworden ist in seinem Sohn Jesus Christus. Der Sohn Gottes ist in aller Demut unseren Weg gegangen; er hat sich erniedrigt für uns und sich hier auf Erden nicht in seiner göttlichen Macht zur Geltung gebracht, sondern als einer, der dient. Wenn wir Jesus Christus nachfolgen, dann ist das auch für uns maßgebend: In wahrer Demut soll einer der Diener des anderen sein. Jeder soll auf das Wohl und Heil seines Nächsten bedacht sein. Nach dem Vorbild Christi und mit seiner Gnade sollen auch wir einander beistehen in allen Lebenslagen. So verwirklichen wir das Gebot der Nächstenliebe und verbinden uns mit der Gesinnung Jesu Christi.
In der Liebe, die aus dem Herzen Jesu entspringt, empfangen wir die Kraft, das eigene Leben einzusetzen im Dienst an den Schwestern und Brüdern.
Wie der Sohn Gottes sein menschliches Leben am Kreuz für uns hingegeben und geopfert hat, so sollen auch wir füreinander und zur Ehre Gottes zu einer Gabe der Liebe werden. Auf diese Weise wird das Leben Christi an uns und durch uns sichtbar, denn am dritten Tag nach seinem Tod ist er auferstanden und schenkt allen, die an ihn glauben, das ewige Leben.
Im Christsein liegt also ein „Mehrwert“ – vorausgesetzt, dass wir auch wirklich als Christen leben wollen. Wer hingegen die Schätze des Glaubens nicht beachtet, der wird gedankenlos dahinleben oder auf etwas bauen und setzen, das nicht tragfähig ist. Vielleicht beschämen uns dann Menschen, die nicht glauben, durch ihre Ernsthaftigkeit und ihr gutes Beispiel. Denn auch sie erkennen im Gewissen, was gut und böse ist. Wenn sie auf der Suche der Wahrheit und dem Guten sind, wird sie Gottes Heiliger Geist leiten, selbst dann, wenn sie sich dessen noch nicht bewusst sind. Auf Dauer kann der Mensch freilich das Gute nur tun, wenn ihn die Gnade Gottes darin bestärkt und trägt. Hier aber sind wir auf den einzigen und wahren Erlöser der Menschen verwiesen, auf den Herrn Jesus Christus.
Im Evangelium wird aufgezeigt, dass es um die wirkliche Erfüllung des Willens Gottes geht. Wenn also ein Mensch zwar theoretisch Ja sagt zu Gott und sich vielleicht auch als gläubiger Christ bekennt, dann kann er dennoch im Leben versagen, indem er sich weigert, dem Willen Gottes gemäß zu leben. Umgekehrt gibt es auch Menschen, die nicht an Gott glauben, aber dennoch das Gute tun, das ihnen im Gewissen als Verpflichtung vorgelegt wird.
Beten wir für alle Menschen guten Willens, dass sie noch entschiedener als bisher das Gute tun und auf diesem Weg auch Gott näherkommen! Wir wollen aber Gott auch bitten, dass er seinen Heiligen Geist aussende, damit alle, die sich Christen nennen, sich auch im praktischen Leben wirklich als Christen erweisen. Denn schließlich sollte die übrige Welt gerade an der Liebe, die wir einander erweisen, erkennen, wie gut Gott ist und wie sehr er uns in Jesus Christus geliebt hat! Amen.
