www. St Josef.at
Die katholische Informationsseite der Gemeinschaft v. hl. Josef
Navigation
Word-Dokument

Weltmissionssonntag

29. Sonntag im Jahreskreis A (22.10.2017)

L1: Jes 45,1.4-6; L2: 1 Thess 1,1-5b; Ev: Mt 22,15-21

Hirtenwort der Bischöfe Österreichs


Bischöfe Österreichs

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,

am 22. Oktober 1978, vor genau 39 Jahren, hat Papst Johannes Paul II. sein Amt als Bischof von Rom, als Nachfolger des Apostels Petrus, angetreten. Auch damals handelte es sich um den Weltmissions-Sonntag, – also jener Tag, an dem sich Christen solidarisch mit ihren Schwestern und Brüdern in aller Welt zeigen – damals wie heute. Es ist sicher nicht vermessen, darin eine Fügung Gottes zu sehen, denn das gesamte Pontifikat dieses heiligen Papstes stand unter dem Vorzeichen der Mission. Johannes Paul II. wollte durch seine zahllosen Reisen dem Beispiel des heiligen Paulus folgen und als Missionar und Zeuge des Evangeliums das Volk Gottes im Glauben stärken.

In seiner Missionsenzyklika „Redemptoris Missio“ sprach er eindringlich von der „Pflicht“ jedes Getauften zur Mission, weil „die Zahl jener, die Christus nicht kennen und nicht zur Kirche gehören, ständig im Wachsen“ ist (RM, 3). Immer wieder hat er darauf hingewiesen, dass Mission nur dann wirksam ist, wenn sie Gott als Liebe verkündet und diese Liebe für alle Mitmenschen konkret erfahrbar macht. Die Mission der Kirche ist die Verkündigung eines liebenden Gottes. Papst Franziskus hat diese Linie noch verstärkt: Die göttliche Barmherzigkeit und die christliche Nächstenliebe sind die treibende Kraft jeder Mission. Das wird heute überall deutlich sichtbar, wenn Christen gegen die vielfältigen Formen des religiösen Extremismus das Zeugnis der Liebe ablegen, oft bis zum Martyrium.

Ein besonders bewegendes Beispiel solcher christlicher Liebe haben zum Beispiel im Jahr 1997 vierzig junge Priesterstudenten in Buta in Burundi abgelegt. In dem jahrelangen Bürgerkrieg in Burundi wollten sie sich nicht nach Volkszugehörigkeit separieren lassen. Als die mordenden Rebellen ihr Seminar überfielen und ihnen befahlen, sich in Hutu und Tutsi aufzuteilen, blieben die Seminaristen vereint und weigerten sich, die Zugehörigkeit der anderen zu verraten. Sie wollten lieber gemeinsam sterben, als einzelne ihrer Brüder dem blinden Hass der Mörder auszuliefern. Überlebende bezeugen, dass sie von mehreren Sterbenden dasselbe Gebet gehört haben: „Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Für Burundi sind diese vierzig Märtyrer heute ein Zeichen der Hoffnung und der Versöhnung, nach einem langen und unbeschreiblich grausamen Bürgerkrieg.

Auch heute erblicken wir auf der Welt viele Krisenherde. Ostafrika wird gerade von einer schweren Hungersnot heimgesucht. Im Nahen Osten macht sich sektiererische Gewalt breit, unzählige Menschen, darunter viele Christen, leiden unter dem Terror des sogenannten „Islamischen Staates“. Kenia, das diesjährige Missio-Beispielland, ist von beidem betroffen: von einer entsetzlichen Hungersnot und dem sich ausbreitenden Islamismus. Der Norden und Westen des Landes leiden unter der Dürre, und die islamistische Al-Shabaab-Miliz ist eine anhaltende Bedrohung. Im April 2015 ermordeten die Fanatiker an einer Hochschule in Garissa im Osten Kenias 148 Studenten, die meisten von ihnen waren Christen. Die Aufgabe der Kirche in all diesen Krisen ist immer dieselbe: Wo Hass und Terror Zwietracht säen, muss sie Versöhnung und Frieden stiften, dort, wo sich Hunger und Dürre breitmachen, muss sie alles Menschenmögliche tun, um auf dieses Leiden aufmerksam zu machen und es zu lindern. Wenn alle Stricke reißen, wenn der Staat, die Gesellschaft und sogar viele internationale Hilfsorganisationen bereits aufgegeben haben, ist die Kirche immer noch dort, an der Seite der leidenden Menschen. Die christliche Liebe, das missionarische Zeugnis, weicht nicht vor Schmerzen und Tod zurück. Sie findet Gott gerade auch dort – und ermöglicht damit auch vielen glaubensfernen Menschen eine Gotteserfahrung. Wir müssen diese Kirche aber unterstützen – durch unser Gebet und unsere Spenden. Gerade die Kirche in den von Krisen gebeutelten Ländern braucht unsere Unterstützung und Solidarität.

Aber wir brauchen auch eine Stärkung der missionarischen Aufbrüche in unserem eigenen Heimatland. Inzwischen sind viele Priester aus Afrika, Asien und Lateinamerika in österreichischen Pfarren tätig.

Wenn es uns bedrückt, dass die Weitergabe des Glaubens an nachfolgende Generationen bei uns keineswegs mehr selbstverständlich ist und uns immer mehr die Kinder und Jugendlichen fehlen, dann sollten wir auf Papst Franziskus hören. Er forderte die Päpstlichen Missionswerke „Missio“ auf: „Fangt mit dem Gebet an! Versetzt Eure Heimat in eine missionarische Aufbruchsstimmung“. Missio hat daher die Gebetsbewegung „Gott kann“ gestartet, an der jeder teilnehmen kann. Das Ziel ist, täglich für einen konkreten jungen Menschen in Österreich zu beten, dass er zum Glauben findet und die Liebe Gottes kennenlernt. Lassen wir uns vom missionarischen Eifer unseres Heiligen Vaters anstecken! „Gott kann“ heißt diese Gebetsaktion, weil für Gott nichts unmöglich ist, wenn wir ihn darum bitten.

Der Weltmissions-Sonntag wird seit 1926 auf der ganzen Welt gefeiert. In allen Ländern der Erde wird in den katholischen Gottesdiensten für die armen jungen Kirchen gesammelt. Dort, wo die Kirche am schnellsten wächst, jung und dynamisch ist, ist sie oft auch arm und hilfsbedürftig. Durch Gebet und Spende können wir am Weltmissions-Sonntag konkret einen Beitrag für die Verkündigung der Liebe Gottes, für die Bekämpfung der Armut und für die Ausbreitung des Friedens tun.

Mit der Bitte um die mütterliche Fürsprache Mariens für die Mission und für uns alle erteilen wir Ihnen und allen, mit denen Sie in Liebe verbunden sind, den bischöflichen Segen!

 
Die Erzbischöfe und Bischöfe Österreichs
Wien, den 22. Juni 2017