www. St Josef.at
Die katholische Informationsseite der Gemeinschaft v. hl. Josef
Navigation
Word-Dokument

Predigt:

Die Worte Jesu sind eine heilsame Herausforderung

31. Sonntag im Jahreskreis A (05.11.2023)

L1: Mal 1,14b-2,2b.8-10; L2: 1 Thess 2,7b-9.13; Ev: Mt 23,1-12

Diese Homilie erschien in "Kirche bunt", 02.11.2023, S.9


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Als unser Herr Jesus Christus hier auf Erden lebte, hat er sich nicht gescheut, offen Zeugnis zu geben für die Botschaft von der rettenden Liebe des himmlischen Vaters. Er hat dies getan mit aller Demut, da er als Mensch unter uns Menschen lebte; zugleich hat ihn eine einzigartige Autorität ausgezeichnet, denn er ist der menschgewordene Sohn Gottes.

Jesus sah sich vor die Situation gestellt, dass sich die religiösen und politischen Anführer im Volk Israel auf vielfache Weise seiner Botschaft entgegenstellten. Was Jesus im Evangelium nach Matthäus den Schriftgelehrten und den Pharisäern vorwirft, sind keine Kleinigkeiten: Sie lehren zwar in der Autorität des Mose, da sie sich auf seinen Lehrstuhl gesetzt haben, aber sie leben nicht danach. Ihnen geht es nur um das eigene Ansehen und Wohlergehen, nicht um den Willen Gottes. So legen sie den Leuten schwere Lasten auf, ohne selbst einen Finger zu rühren.

Was rät Jesus also den Leuten, die angewiesen sind auf die geistliche Leitung dieser Schriftgelehrten? Sollen sie künftig eigene Wege gehen und diese Autoritäten einfach links liegen lassen? Jesus geht es um die Wahrheit Gottes. Und so sagt er zu seinen Zuhörern: „Tut und befolgt also alles, was sie euch sagen, aber richtet euch nicht nach ihren Taten; denn sie reden nur, tun es aber nicht.“ (Mt 23,3) Mit anderen Worten: Das, was sie sagen, ist wahr, denn sie verkünden tatsächlich das Wort Gottes und legen das Gesetz des Mose aus. Wer in gutem Glauben danach handelt, wird das Heil erlangen. Zugleich ist es wichtig, dass sich die Zuhörer nicht von der inneren Haltung der Pharisäer anstecken lassen, sozusagen von ihrem „Sauerteig“ (vgl. Mt 16,6). Diese Haltung besteht in Heuchelei und Doppelzüngigkeit, Ehrsucht und Machtstreben auf Kosten jener Menschen, die sie zum Heil führen sollen.

Jesus Christus, der Herr, setzt sich bewusst ab von einer solchen Haltung. Er ist gekommen, nicht um sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben als Lösegeld hinzugeben für viele (vgl. Mk 10,45). Jede herrscherliche Anmaßung liegt ihm fern, und dasselbe erwartet er auch von seinen Jüngern. Diese sollen sich daher im Unterschied zu den Pharisäern nicht auf Ehrentitel festlegen lassen wie „Rabbi“, also „Meister“, oder „Vater“ und „Lehrer“. Nur einer ist unser Vater: der im Himmel; nur einer ist unser Meister und Lehrer: Christus. Die Worte Jesu an seine Jünger sind anspruchsvoll: „Der Größte von euch soll euer Diener sein. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“ (Mt 23,12)

Die Worte Jesu waren und sind für die Gläubigen aller Zeiten und für die Kirche insgesamt immer wieder eine heilsame Herausforderung. Die Heiligen der Kirchengeschichte haben das zu leben versucht, was Jesus seinen Jüngern aufgetragen hat. Sie haben ihr Leben zu einer Gabe der Liebe für andere gemacht. Ob sie nun in Ehe und Familie gelebt haben, ob sie ein weltliches oder kirchliches Amt innehatten: Ihr Lebensprogramm war es, auf Jesus Christus zu schauen und ihm nachzufolgen. Dies ist auch für unsere Zeit aktuell. Was für uns selbst, aber auch für die Kirche insgesamt zählt, ist die dienende Liebe im Blick auf Gott, unseren Vater.  Wir alle brauchen die gegenseitige Ermutigung im Guten. Denn so gehen wir auf dem Weg des Heils – Christus dem Herrn entgegen!