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Predigt:

Elisabethsonntag - Welttag der Armen

33. Sonntag im Jahreskreis A (19.11.2017)

L1: Spr 31,10-13.19-20.30-31; L2: 1 Thess 5,1-6; Ev: Mt 25,14-30


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Zum ersten Mal begeht die Kirche an diesem 33. Sonntag im Jahreskreis den „Welttag der Armen“. Papst Franziskus hat diesen Tag als Frucht des „Jahres der Barmherzigkeit“ eingesetzt, das vor einem Jahr zu Ende gegangen ist.

Es trifft sich gut, dass dieser „Welttag der Armen“ heuer auf den 19. November fällt. Denn dies ist der Gedenktag der hl. Elisabeth von Thüringen, die sich selbstlos eingesetzt hat für die Armen und Kranken. Der fürstliche Rang und die Reichtümer ihrer Familie hielten sie und ihren Gatten Ludwig nicht davon ab, sich freiwillig zu erniedrigen, um den Armen und Schwachen zu dienen. In mütterlicher Liebe sorgte Elisabeth von Thüringen nicht nur für ihre eigenen Kinder, sondern für viele Menschen in ihrem Umkreis, welche sich in Not und Elend befanden. Ihr Beispiel hat viele Menschen aufgerüttelt, manche sogar schockiert. Wie konnte diese ungarische Königstochter, die schon in ihrer Kinderzeit zur Erziehung und Vorbereitung auf die spätere Heirat auf die Wartburg nach Thüringen gebracht wurde, sich nur auf diese Weise herablassen zu den Armen und Geringgeachteten, zu den Kranken und Aussätzigen, zu den Ausgestoßenen, zu den Bettlern und Kriminellen? Entsprach das ihrer Würde? So lauteten die Sorgen und Vorwürfe aus ihrer eigenen Umgebung.

Aber nein! Elisabeth wusste, was sie tat, und sie tat es aus Liebe. Sie sah zwar die Armut als Problem an, doch nicht die Armen. Denn in den Armen erkannte sie Christus, den Herrn. Ihm wollte sie dienen, und sie hatte die Worte des Evangeliums ganz tief in ihrem Herzen verinnerlicht, wonach all das Gute, das wir einem von den geringsten Brüdern und Schwestern tun, dem Herrn selber getan und erwiesen wird (vgl. Mt 25)!

Papst Franziskus erinnert in seinem Schreiben zum „Welttag der Armen“ an das unbeschreibliche Elend und die vielen Formen der Armut, die wir in der Welt vorfinden. Er spricht von der Armut, die „uns mit tausenden Gesichtern anschaut, die gezeichnet sind von Schmerz, Ausgrenzung, Missbrauch, Gewalt, Folter, Gefängnis, von Krieg, vom Entzug von Freiheit und Würde, fehlenden Bildungschancen und Analphabetismus, Gesundheitsnotlagen und Arbeitslosigkeit, Menschenhandel, Sklaverei, Exil, Elend und erzwungener Migration. Die Armut hat das Gesicht von Frauen, Männern und Kindern, die aus niederträchtigen Interessen ausgebeutet werden, niedergetrampelt von der perversen Logik der Macht und des Geldes.“

Die Kirche folgt dem Beispiel ihres Herrn und Meisters Jesus Christus und wendet sich den Armen zu. Jeder von uns kann auf diese Weise die Liebe, die wir von Gott und den Mitmenschen empfangen haben, weitergeben. Es kommt nicht auf die Größe der Gabe an, sondern auf die Wahrhaftigkeit und Tiefe der Liebe, die wir den Brüdern und Schwestern in Not erweisen. Es gilt die Armen wahrzunehmen als Menschen mit gleicher Würde und gleichen Rechten. Der Glaube, den wir im Herzen tragen, soll sich zeigen und auswirken in Taten der Liebe. Nur dann ist dieser Glaube lebendig und trägt bei zu unserem Heil.

In der ersten Lesung aus dem Buch der Sprichwörter ist die Rede von einer gottesfürchtigen und vorbildlichen Frau. Es heißt hier ausdrücklich, nachdem ihr Familiensinn und ihr Arbeitseifer gepriesen worden sind: „Sie öffnet ihre Hand für den Bedürftigen und reicht ihre Hände den Armen.“ (Spr 31,20). Wie trifft dies doch in hervorragender Weise auf die heilige Elisabeth von Thüringen zu!

Wer reichlich gibt, wird auch selber beschenkt. Das Almosen, welches die Heilige Schrift und die Tradition der Kirche empfehlen, ist keine Gabe von oben, die den Empfänger erniedrigt. Es soll vielmehr eine echte Zuwendung zum Mitmenschen erfolgen, welche noch wichtiger ist als die Gabe selbst. Auch dort, wo wir einem Menschen nicht das geben können, was er von uns erwartet, soll er doch unsere Aufmerksamkeit erhalten und vielleicht eine Ermutigung, einen Trost oder einen guten Wunsch um den Segen Gottes! Wichtig ist eine innere Haltung der Begegnung und des Teilens, die sich immer wieder in Taten der Liebe verwirklicht.

Wenn das Evangelium von den Talenten spricht, die uns anvertraut sind, dann wollen wir damit sorgsam umgehen. Je mehr wir unsere Fähigkeiten und Kräfte einsetzen für das Wohl und Heil unserer Mitmenschen, desto mehr werden auch wir in der Liebe wachsen und reifen. Das Geheimnis unseres Lebens lautet Hingabe. Nur diese führt zum Glück. Die Talente des Gleichnisses werden sich mehren, je mehr wir all das Gute, das Gott uns schenkt, einsetzen zu seiner Ehre und aus Liebe zu den Mitmenschen.

Armut ist nicht nur ein äußerer Zustand, den es zu ändern gilt, wo er bedrückend ist, sondern vor allem eine innere Haltung, die wir Gott gegenüber einnehmen sollen. Jesus preist in der Bergpredigt jene selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich. Gemeint ist die Haltung der Demut und der Dankbarkeit, denn nur so können wir Gutes empfangen und es auch weitergeben.

Die Caritas sammelt heute am „Elisabethsonntag“ besonders für die Projekte der Inlandshilfe. Auch in unserem Land gibt es Menschen in Not, für die wir da sein sollen. Vergelt’s Gott für Ihre Hilfe!

Möge uns der Segen Gottes allezeit stärken und die Fürbitte aller Heiligen des Himmels, besonders der heiligen Elisabeth von Thüringen, stets begleiten! Amen.