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Predigt:

Gott hat uns alles anvertraut

7. Sonntag der Osterzeit A (21.05.2023)

L1: Apg 1,12-14; L2: 1 Petr 4,13-16; Ev: Joh 17,1-11a


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Dort, wo Menschen einander vertrauen, dort, wo es Liebe und Freundschaft gibt, teilt der eine dem anderen wichtige Dinge mit, die nur für diese Person bestimmt sind. Auch bei Kindern und jungen Menschen ist es etwas Besonderes, wenn ihnen ein Freund oder eine Freundin ein Geheimnis anvertraut. Es sind dies manchmal ganz persönliche Dinge. Wer sie mitteilt, signalisiert: Du bist vertrauenswürdig; Dir kann ich dieses Geheimnis mitteilen. Das bindet uns zusammen und ist ein Ausdruck der Gemeinschaft. Und es gilt auch: Ein solches Geheimnis darf man nicht verraten. Wer es dennoch tut, riskiert das Ende dieser Freundschaft.

Gott hat uns in seinem Sohn Jesus Christus zu Freunden, ja sogar zu Kindern Gottes gemacht. Und wie Jesus sagt, hat er uns durch den Sohn alles anvertraut, was er uns sagen wollte. Dabei geht es nicht nur um wichtige Sätze und Inhalte, sondern vor allem um das Geschenk der Liebe Gottes selbst.

Dass Gott in seinem innersten Wesen Liebe ist und dass er uns Menschen zum Heil führen will, ist wahrhaft eine frohe Botschaft. Wie wüssten wir darum, wenn Gott uns nicht in seine Gemeinschaft berufen hätte und uns durch seinen menschgewordenen Sohn Jesus Christus all dies mitgeteilt hätte?

Gott teilt uns nicht nur etwas mit, sondern er teilt sich uns selbst mit. Gott macht sich uns selber zum Geschenk. Dies gilt auch in einer tiefen Freundschaft, ja in einer Beziehung der Liebe, wie sie zwischen Mann und Frau bestehen soll, wenn sie ihr Ja-Wort in der Ehe zum Ausdruck bringen. Da teilt der eine Partner dem anderen und auch umgekehrt mit, wie man zueinander steht. Und das Ja-Wort der Ehe begründet dann diesen einzigartigen Bund der Liebe und des Lebens, der das ganze irdische Leben umfasst, bis der Tod die Gatten scheidet. Hier schenken sich die Ehepartner gegenseitig; sie behalten nichts zurück und machen sich gegenseitig zu einer Gabe der Liebe.

Wenn nun aber Gott selbst sich uns schenkt, dann ist das noch mehr als ein Ehebund. Es ist eine Liebe in höchstem Maß, die unüberbietbar ist und die das Geschenk der göttlichen Freundschaft für Zeit und Ewigkeit mit einschließt. Gott wird uns nie im Stich lassen; er steht zu uns. Sein Bund, den er in Jesus Christus mit uns geschlossen hat, währt ewig.

Wir Menschen können freilich in unserer Freiheit so handeln, als ob es diesen Bund nicht gäbe. Wenn der Mensch untreu wird, so bleibt Gott dennoch treu. Er streckt uns seine rettende Hand entgegen, solange wir leben.

All dies ist Anlass zur Freude und Dankbarkeit. Im Heiligen Geist jubeln auch wir darüber, dass uns Gott in Liebe erwählt und als seine Kinder angenommen hat. Großes hat er uns geschenkt; noch Größeres verheißt er uns für die Ewigkeit. Und damit wir an den gekreuzigten und auferstandenen Herrn glauben können, der in den Himmel aufgefahren ist, hat er uns den Heiligen Geist gesandt. Dieser befähigt uns, auch dort zu glauben, wo wir nicht sehen.

Unsere Herzen sind in Gott verankert. Von dort kommt uns Hoffnung zuteil; im Himmelreich erwarten wir die selige Vollendung in der Schau Gottes, wo die Liebe zu Gott kein Ende findet, sondern ihre volle Wirklichkeit erreicht in der Gemeinschaft mit allen Engeln und Heiligen. Amen.