www. St Josef.at
Die katholische Informationsseite der Gemeinschaft v. hl. Josef
Navigation
Word-Dokument

Predigt:

Die wahre Freude kommt von Gott

7. Sonntag im Jahreskreis A (19.02.2023)

L1: Lev 19,1-2.17-18; L2: 1 Kor 3,16-23; Ev: Mt 5,38-48


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Humor und die Fähigkeit zu lachen gehören zu unserem Leben. Im guten Sinn drückt sich darin die Freude am Leben aus sowie auch eine tiefe Dankbarkeit. Weil wir so viel an Gutem empfangen haben, deshalb „haben wir gut lachen“, wie es in einer besonderen Formulierung heißt.

Natürlich ist das Leben insgesamt nicht nur Freude; auch der Schmerz, die Trauer gehören dazu. Und wer beides geschehen lässt und durchlebt, wird dadurch vielleicht innerlich freier und geläuterter. Verkrampfungen lösen sich, der Mensch wird demütiger und lässt sich ein auf den guten Austausch mit anderen Menschen. So können Vertrauen und Zuwendung wachsen. Wirkliche Freundschaft ist nur dann gegeben, wenn wir mit einem Menschen das teilen können, was uns zuinnerst bewegt: also nicht nur die freudvollen Tage, sondern auch die Sorgen und das Leid.

Gerade das heutige Evangelium – es ist die Fortsetzung der Bergpredigt – können wir als Botschaft der Freude hören und lesen. Jesus spricht zu seinen Zuhörern, und er mutet ihnen so manches zu. Sie sollen die selbstverständlichen Verhaltensmuster hinterfragen und einen neuen Lebensstil versuchen. Wenn dies gelingt, dann werden sie innerlich froher werden und befreit von unnützen Sorgen.

In unserem Alltag gibt es ein Prinzip und ein damit verbundenes Sprichwort, welches lautet: „Wie du mir, so ich dir.“ Es ist der Grundsatz der Vergeltung: Wenn du mir gut bist, bin ich auch dir gegenüber gut eingestellt. Wenn du mir Böses antust, wirst du es auf gleiche Weise zurückbekommen.

Dieses Prinzip der Vergeltung erscheint logisch, und viele Menschen wenden es regelmäßig an im Leben. Manche sagen: Es ist ja nur gerecht so.

Und doch hinterfragt Jesus diesen Grundsatz dort, wo es um die Vergeltung des Bösen geht. Muss es denn immer so sein, dass ich zurückschlage? Habe ich keine andere Möglichkeit, als blind dem Reflex der Wiedervergeltung zu folgen? Kann sich nicht im Verzicht auf Rache, Gewalt und Vergeltung eine neue Form der Freiheit entdecken, welche dem Gegner – dem „Feind“ – eine Brücke baut und ihn so vielleicht wieder ins Boot zurückholt?

Natürlich ist es nicht in jedem Fall geraten, so zu handeln. Schwache müssen beschützt werden, und wo es um die Rechte anderer geht, die verteidigt werden sollen, dürfen wir nicht einfach darauf verzichten, den ungerecht Leidenden beizustehen. Doch wo es um uns selber geht und wir uns im Herzen stark genug fühlen, Nachsicht zu üben, und wo wir dem unkontrollierbaren Hass eine Grenze setzen können, da sollen wir dies auch tun. Dies heißt nicht, dass einfach alles hingenommen werden soll. Mitunter ist es wichtig, auch ein ernstes Gespräch mit einem Menschen zu führen, der mich bedrängt oder schikaniert. Aber dann sollte doch der Nächste wieder eine Chance bekommen. Sie oder er darf nicht einfach auf die Rolle als Gegner oder gar als Feind festgeschrieben werden. Wenn eine Hand ausgestreckt wird, kommt vielleicht die andere auch entgegen, und Frieden und Versöhnung werden möglich – im Kleinen und auch im Großen.

Dann aber fällt eine innere Last von unserer Seele. Denn der ständige Konflikt raubt uns die Gelassenheit, die Kraft und die Freude. Wo Versöhnung möglich wird und ein neues Miteinander begründet wird, kann man sich schlussendlich gemeinsam freuen. Diese Freude hat dann ein gutes Fundament. Es ist keine böse Freude, die sich am Schaden des anderen freut, sondern eine gute Freude, die aus dem Wohlwollen hervorkommt und zum Guten ermutigt.

Im Himmel werden sich einst alle freuen, die dorthin gelangen. Es ist die Freude an Gott selbst, der Liebe ist, und es ist die Freude am Wiedersehen und Kennenlernen geliebter Menschen. Damit wir mit der Gnade Gottes dorthin gelangen, lasst uns täglich den Mitmenschen Gutes tun und damit Freude bereiten. Dies ist die beste Einübung für die nicht enden wollende Freude des Himmels, wenn wir Gott schauen dürfen von Angesicht zu Angesicht und uns der Gegenwart aller Heiligen für immer erfreuen. Amen.