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Predigt:

Im Kreuz ist Heil, im Kreuz ist Leben, im Kreuz ist Hoffnung

Karfreitag A (07.04.2023)

L1: Jes 52,13-53,12; L2: Hebr 4,14-16; 5,7-9; Passions-Ev: Joh 18,1-19,42


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Aufmerksamen Kirchgängern fällt auf, dass am Karfreitag keine Eucharistiefeier stattfindet. D.h. es wird keine heilige Messe gefeiert. Stattdessen besteht die Karfreitagsliturgie aus vier Teilen: dem Wortgottesdienst, in dessen Rahmen die Johannespassion vorgetragen wird; den feierlichen Fürbitten; der Kreuzverehrung und der Kommunionfeier.

Was gegenüber der heiligen Messe fehlt, das sind Gabenbereitung, Präfation mit Sanctus sowie Eucharistisches Hochgebet mit Wandlung (Einsetzungsbericht).

Warum wird ausgerechnet am Karfreitag keine heilige Messe gefeiert, obwohl doch gemäß katholischem Glauben die Messe die sakramentale Vergegenwärtigung des Todes und der Auferstehung Christi darstellt? Es handelt sich hier um eine alte, aus dem Osten kommende Tradition, wonach in Jerusalem die Verehrung des Kreuzes Christi im Mittelpunkt stand. Überall dort, wo es echte Kreuzpartikel gab (so auch in Rom), wurde dann diese Feier übernommen und weiter ausgestaltet.

Wenn nun in einer eigenen Liturgie das Leiden und Sterben des Herrn auf eine andere Weise zur Darstellung kommt als sonst in der heiligen Messe, so unterstreicht dies den speziellen Charakter dieses Tages. Der Tod Jesu am Kreuz steht im Mittelpunkt. Dieser will radikal ernst genommen werden, denn Jesus war wirklich tot und lag für drei Tage im Grab. Erst dann folgt die Auferstehung. Wir können diese Tage der Trauer an Karfreitag und Karsamstag nicht überspringen. Das Weizenkorn wird gleichsam in die Erde gesenkt; es stirbt und bringt neue Frucht (vgl. Joh 12,24).

All dies wird in der Passionsgeschichte in Erinnerung gerufen. Die feierliche Kreuzverehrung erinnert uns an den Tod des Erlösers. Für Jesus Christus, den menschgewordenen Sohn Gottes, gab es keine größere Erniedrigung, als dass er aus Liebe zu uns Menschen den Kreuzestod auf sich genommen hat. Es war die Todesart für die schlimmsten Verbrecher, und als solchen hat man ihn in geistiger Verblendung auch angesehen. Für die Juden war er ein Gotteslästerer, für die Römer ein möglicher Aufrührer. Gestorben ist Jesus Christus als das „Lamm Gottes“ dennoch für alle; sein Blut hat er für das Heil der Welt vergossen.

Am tiefsten hat Maria, die Mutter Jesu, Anteil genommen an dem, was ihr Sohn erleiden musste. In ihrem mütterlichen Herzen hat sie all das mitgelitten und mitgetragen. Ihr eigenes Leben hat sich mit dem Opfertod ihres Sohnes Jesus verbunden. Vom Kreuz aus hat ihr Jesus den Jünger Johannes anvertraut (vgl. Joh 19,25–27). Sie soll ihm eine geistliche Mutter sein; er wird für sie sorgen, als ob er der leibliche Sohn wäre. In Johannes erkennt die Kirche zuerst die Priester, dann aber auch alle übrigen Christen. Wir alle sind der geistlichen Fürsorge Marias anvertraut. Ihre mütterliche Liebe erstreckt sich auf alle Menschen, die sie zu Christus hinführen will.

Die stille Gegenwart Marias und der übrigen Frauen unter dem Kreuz zeigt auf, dass das sogenannte „schwache Geschlecht“ in Wirklichkeit oft stärker ist als die Männer, die sich von vornherein stark wähnen und siegreich geben. Fast alle haben Jesus im Stich gelassen, als es darauf ankam, treu zu sein. Nur der Jünger Johannes blieb bei Jesus unter dem Kreuz sowie die gläubigen Frauen.

Der Tod Jesu hinterlässt uns in Trauer, doch nicht ohne Hoffnung. So wie er es vorhergesagt hatte: am dritten Tag wird er auferstehen! Auch wir erwarten voll Zuversicht die Osternacht bzw. den Ostersonntag. In unserem Leben soll das Licht des Auferstandenen erstrahlen! Und einst möge uns Gott der Herr durch die Teilnahme am Tod und an der Auferstehung Jesu zum ewigen Leben führen. Amen.