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Predigt:

Weltmissions-Sonntag

30. Sonntag im Jahreskreis B (24.10.2021)

L1: Jer 31,7-9; L2: Hebr 5,1-6; Ev: Mk 10,46-52

Predigtanregungen zum Weltmissions-Sonntag 2021


Bischof Werner Freistetter

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn!

Viel ist in diesem Jahr von einem „Comeback-Plan“ die Rede. Regierungen in aller Welt versprechen Prämien für Investitionen, starten Programme für Langzeitarbeitslose und schnüren Maßnahmenpakete, damit die Wirtschaft wieder „in Schwung“ kommt. Die Kirche hat ebenfalls einen „Comeback-Plan“ und dieser heißt: missionarischer Aufbruch. Daher hat Papst Franziskus den Weltmissions- Sonntag dieses Jahr unter das Motto gestellt:

„Wir können unmöglich schweigen über das, was wir gesehen und gehört haben“ (Apg 4,20).

Dies ist die Antwort, die die Apostel Petrus und Johannes vor dem Hohen Rat gegeben haben, als ihnen verboten wurde, jemals wieder im Namen Jesu zu predigen und zu lehren.

Was ist es aber worüber wir heute nicht schweigen können?

Es ist die beglückende Erfahrung, von Gott geliebt zu sein: vor jeder Leistung von unserer Seite und trotz aller Schuld. Dass er ein reales Du ist, in unser Leben hineinwirkt, mit uns in Beziehung tritt. Viele haben gerade in der schmerzvollen Zeit der Pandemie erlebt, dass Gott wirkt und in Notsituationen, in denen man selbst hilflos ist, unsere Gebete und Bitten erhört. Das erinnert uns daran, dass wir auch die Mission und die Veränderung der Welt durch Gottes Liebe nicht aus uns selbst vollbringen können, sondern dass es einen gibt, der unser aller Leben in seinen Händen hält und uns auch die Macht gegeben hat, die Welt zu verändern, auch indem wir ihn ganz einfach darum bitten.

Wir vertrauen darauf, dass Gott letztlich alles zum Guten führt, weil Er uns nicht als Knechte, sondern als Freunde sieht, für die er sein Leben hinzugeben bereit war. Das gab und gibt Menschen Trost und Halt. Er ist der Grund der Hoffnung in unserem Leben. Darüber können wir nicht schweigen. Es ist die Freude und die Dankbarkeit über diese beglückende Erfahrung, die uns bewegt, anderen von unserer Beziehung zu Gott zu erzählen. So gesehen bedeutet Mission aus einer Haltung der Dankbarkeit für die erfahrenen Gnadengeschenke heraus andere Menschen dazu einzuladen, dieses Glück kennenzulernen. Wie könnten wir das anderen Menschen vorenthalten?

Jetzt ist es Zeit für uns Gläubige, aus dem „Krisenmodus“ herauszukommen und neu auf die Menschen von heute zuzugehen. „Unser Leben aus dem Glauben wird geschwächt, es verliert die Prophetie und die Fähigkeit zum Staunen und zur Dankbarkeit, wenn es sich in persönlicher Abschottung oder in kleinen Gruppen verschließt“, mahnt Papst Franziskus in seiner Botschaft zum Weltmissions-Sonntag. Wir dürfen daher auch nicht alles von der Politik und den Regierenden erwarten, das wäre naiv. Wir haben es selber in der Hand und müssen mit Gottes Hilfe aktiv mitwirken am Wiederaufbau und bei der Unterstützung der verwundeten Gesellschaft.

Am Weltmissions-Sonntag haben wir die großartige Gelegenheit, unsere Geschwisterlichkeit zum Ausdruck zu bringen: durch Gebet und Spende. Im Auftrag des Papstes wird in allen Gottesdiensten auf allen Kontinenten und in allen Ländern für die Weltkirche gesammelt. Die Päpstlichen Missionswerke finanzieren mit diesen Geldern konkrete Projekte in den armen Diözesen: Schulen, Kindergärten, Waisenhäuser werden gebaut; Priesterseminare, Altenheime, Krankenhäuser und viele andere Projekte werden durch die Sammlung des Weltmissions-Sonntags überhaupt erst möglich. Es ist eine der größten Solidaritätsaktionen dieses Planeten, an der wir Gläubige in Österreich uns großzügig beteiligen. Jede Spende ist eine machtvolle Unterstützung der Sendung der Kirche, jeder gegebene Euro ist eine missionarische Tat.

Während in Europa dank der flächendeckenden Versorgung mit Impfstoff das Ende der Pandemie erstmals in greifbare Nähe zu rücken scheint, bringt die Corona-Krise für Menschen in den Ländern des globalen Südens noch immer Schmerz, Einsamkeit und Tod mit sich. Besonders hart getroffen wurden Menschen, die schon vor der Corona-Zeit mit Armut und Unrecht zu kämpfen hatten. Die zweite asiatische Corona-Welle traf Pakistan – das diesjährige Beispielland der Päpstlichen Missionswerke – ähnlich stark wie Indien, nur wurde in den westlichen Medien viel weniger darüber berichtet. Vor allem die Tagelöhner und im informellen Sektor der Wirtschaft beschäftige Menschen spürten die verheerenden Konsequenzen, denn ihnen wurde durch die Maßnahmen des harten Lockdowns die Lebensgrundlage genommen. Dazu gehören auch Christen, die in Pakistan eine benachteiligte Minderheit sind und in vielen Lebensbereichen, auch bei den staatlichen Hilfeleistungen, diskriminiert werden. Die katholische Kirche in Pakistan wirkt wie „Sauerteig“ in der Gesellschaft. „Es geht nicht darum, wie viel oder wie vielen Menschen wir in dieser Pandemie helfen können, sondern um die Art und Weise, wie wir als Kirche das Leben von Einzelpersonen, Familien und Gemeinden berühren und stärken können. Es geht um einen wahren humanitären Einsatz, der getragen ist von einem christlichen Geist“, charakterisiert Missio-Projektpartner Mervyn Lobo das Wirken der Kirche.

Liebe Schwestern und Brüder, wir haben nach dem Ende der Pandemie und den Einschränkungen durch die Präventionsmaßnahmen sicherlich keine volleren Kirchen zu erwarten, aber schön wäre es! Unsere Dankbarkeit für die Barmherzigkeit, die uns zuteil wurde, ist für andere ein Gradmesser für unsere Glaubwürdigkeit! Werden wir Missionare der Hoffnung! 

 

Mit der Bitte um Gottes Segen,

Werner Freistetter
Referatsbischof Weltkirche