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Predigt:

Die Liebe Gottes weitergeben an die Mitmenschen

31. Sonntag im Jahreskreis B (04.11.2018)

L1: Dtn 6,2-6; L2: Hebr 7,23-28; Ev: Mk 12,28b-34


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Die Völker und Kulturen der Antike waren weitgehend geprägt vom Vielgötterglauben, dem Polytheismus. Die Götter wiederum stellte man sich in sinnenhaft-irdischer Weise vor, sei es in Verbindung mit den Naturelementen, mit Tieren oder nach Art menschlicher Helden.

Doch ein Volk gab es, welches ganz anders war: Die Hebräer oder Israeliten – also das jüdische Volk – beanspruchten von sich, in einzigartiger Weise von dem einen, wahren Gott auserwählt zu sein. Dieser Gott war nicht nach Menschenart; man konnte ihn nicht sehen, und doch zeigte er seine Gegenwart und Wirkmächtigkeit im Laufe der Geschichte, so vor allem in der Befreiung des Volkes Israel aus der Knechtschaft der Ägypter. In der Lesung aus dem Buch Deuteronomium erinnert Mose das Volk an seine Erwählung und an die Einzigartigkeit seines Gottes. Dieser Gott schenkt allen, welche seine Gebote halten, das Heil. Weil es nur einen einzigen Gott gibt, welcher die Quelle alles Guten ist, darum gebührt ihm Anbetung und Ehre, ja sogar Liebe. „Höre, Israel! Jahwe, unser Gott, Jahwe ist einzig. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft.“ (Dtn 6,4–5)

Und doch war jener Alte Bund nur vorläufig und eine Vorbereitung auf den Neuen Bund, den Gott durch Jesus Christus mit den Menschen schließen wollte. Der Alte Bund galt dem Volk Israel, der Neue Bund ist ewig und bezieht die Menschen aller Völker und Nationen mit ein. Von überallher sind Frauen und Männer aufgerufen, einzutreten in das Reich Gottes. Die Lesung aus dem Hebräerbrief bezeugt uns: Der einzige und ewige Hohepriester des Neuen Bundes ist Jesus Christus selbst; er ist in der Einheit mit dem Vater und dem Heiligen Geist der wahre Gott und zugleich wahrer Mensch. So kann er uns Menschen durch sein Erlösungsopfer von aller Schuld und allem Bösen befreien und mit Gott versöhnen. Er ist uns in seiner Auferstehung und Herrlichkeit vorausgegangen in das himmlische Reich, um uns dort eine Wohnung zu bereiten.

Worauf aber kommt es in diesem Leben hier auf Erden an? Ein Schriftgelehrter fragt Jesus im Evangelium nach dem wichtigsten Gebot. Das könnte eine Fangfrage sein, denn im Grunde sind alle Gebote Gottes wichtig. Wenn Jesus jetzt eines davon besonders hervorhebt, macht er sich angreifbar. Aber was tut unser Herr Jesus Christus? Er zitiert aus dem Alten Testament und führt die Weisung aus dem Buch Deuteronomium an, dass wir Gott lieben sollen aus ganzem Herzen, mit allen unseren Kräften. Dann verweist er auf das Buch Levitikus (19,18), wo es heißt: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Jesus verknüpft die beiden Gebote miteinander und stellt ihre Einheit heraus: „Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden.“ (Mk 12,31b). Dies beeindruckt nun auch den Schriftgelehrten, der zugibt, dass kein Opfer jener Liebe gleich kommt, die wir Gott und dem Nächsten erweisen.

Haben wir diese Worte Jesu schon ausreichend verinnerlicht? Ist es uns ein Herzensanliegen, Gott über alles zu lieben und das Leben ganz auf ihn hin auszurichten? Bedeutet uns der Nächste so viel, wie wir uns selbst wert sind? Wagen wir es, aus uns selbst herauszutreten, die eigenen Bedürfnisse und Interessen fallweise zurückzustellen und uns dem Mitmenschen zuzuwenden, der uns vielleicht in besonderer Weise braucht?

Ehrlicherweise müssen wir zugeben, dass wir hier überfordert sind! Dem Maß einer solchen Liebe können wir nicht aus eigener Kraft entsprechen. Dennoch sollen wir an der Liebe Jesu Maß nehmen, der sich für uns alle hingegeben hat. In Einheit mit ihm, unserem Herrn und Meister, dem wir nachfolgen, sind wir in der Lage, auch unsere Schwestern und Brüder zu lieben mit jener einzigartigen Liebe, die von Gott kommt und unsere Herzen erreicht hat.

Die Liebe können wir nur empfangen; sie sollen wir weitergeben, denn dann bewahrt sie ihre Lebenskraft. In einer guten christlichen Ehe und Familie wird das vorgelebt, was Jesus uns allen aufgetragen hat: Gott und die Menschen zu lieben!

In diesem Sinn wollen wir darum beten, dass Gott der Herr alle Menschen stärke mit der Gnade seines Heiligen Geistes. In diesem Geist vermögen wir Gott über alles zu lieben und den Nächsten wie uns selbst! Amen.