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Predigt:

Gottes Liebe macht den Anfang

6. Sonntag der Osterzeit B (09.05.2021)

L1: Apg 10,25-26.34-35.44-48; L2: 1 Joh 4,7-10; Ev: Joh 15,9-17


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

An diesem 6. Sonntag in der Osterzeit begehen wir zugleich den Muttertag!

Gott liebt uns und zeigt uns dies in vielfacher Weise. Wir nennen ihn „Vater“, und doch ist in Gott das Urbild und der Inbegriff nicht nur der Vaterschaft, sondern auch der Mutterschaft gegeben. Gott aber ist als geistiges Wesen über alle Unterschiede der Geschlechter erhaben und trägt alle Vollkommenheit in sich.

Wir hören in der Lesung aus dem ersten Johannesbrief, dass uns Gott immer schon zuerst geliebt hat. Wir haben seine Liebe nicht verdient. Ja, wir waren noch gar nicht ins Dasein getreten, da hat uns Gott schon von Ewigkeit her gewollt und geliebt. Er hat uns das Leben geschenkt, und dieses irdische Leben wird uns zuteil durch den schöpferischen Akt der Liebe, an welchem die Eltern mitwirken.

Ein jeder Mensch, der ins Leben eintritt, braucht Vater und Mutter. Gerade dort, wo die Verhältnisse nicht ideal sind, wird dies umso mehr erfahren. Die Liebe der Eltern vermittelt dem Kind von Anfang an: „Es ist gut, dass Du da bist. Wir freuen uns, dass es dich gibt.“ So erweisen die Eltern dem Kind eine Liebe ohne Vorbedingungen. Das kleine Kind hat noch nichts geleistet, und es selbst vermag nicht viel aus eigenen Kräften. Dennoch liebt es die Mutter, und der Vater ist für dieses Kind da. Auf dieser Grundlage der liebevollen Annahme kann dann das Urvertrauen in die Welt und in die Menschen wachsen. Ja, noch mehr: Die Liebe der Eltern ist ein Abbild der Liebe Gottes zu uns!

Gottes Liebe meint es ernst mit uns; sie ist zuvorkommend und macht den Anfang. Nicht wir haben Gott zuerst geliebt, sondern er sandte seinen Sohn in diese Welt, damit wir ihn erkennen und lieben können. So aber erweist sich die Liebe Gottes auch als anspruchsvoll: Der Sohn Gottes gab sich aus Liebe hin für uns und nahm den Tod am Kreuz auf sich, um uns von den Sünden zu erlösen und mit Gott zu versöhnen. In der Auferstehung Christi wurde uns das ewige Leben mit Gott geschenkt. Wir sind erlöst und befreit. Wir haben im Heiligen Geist ein neues Herz empfangen, das uns befähigt zur Liebe. Und in diesem Heiligen Geist rufen wir zu Gott „Abba“, das heißt „Vater“.

Wenn wir an diesem Tag den Müttern danken und sie ehren, dann darf dies keine Alibi-Aktion sein. Es soll uns bewusst machen, was ein jeder von uns seiner Mutter verdankt; insgesamt aber ist es wichtig, dass Frauen und Männer sich respektvoll begegnen. In der ehelichen Liebe sind die Gatten miteinander zuinnerst verbunden, und diese Liebe reicht hinein in die Dimension des Göttlichen. Gott aber lässt die Liebe der Eltern fruchtbar werden in den Kindern. Mögen Sie, liebe Mütter, viel Freude empfinden über ihre Kinder. Dann, wenn diese Kinder groß werden, ist eine neue Herausforderung für Mütter und Väter gegeben. Junge Menschen werden zu Erwachsenen und müssen eigenverantwortlich handeln. Sie wissen es zwar hoffentlich zu schätzen, dass sie gute Eltern haben, die weiterhin für sie da sind, doch müssen sie ihren Weg im Leben selbst finden.

Umso erfreulicher ist es, wenn ihnen bestimmte Werte des sozialen Lebens durch ihre Mütter und Väter vermittelt worden sind. Dies gilt vor allem auch für das Leben aus dem Glauben. Wo in einer Familie das gemeinsame Gebet möglich ist, wo man auch den Sonntag hoch hält und die heilige Messe mitfeiert, da öffnet sich das Herz auch für die Menschen außerhalb der eigenen Familie. Wir alle sind in Jesus Christus eine große Familie. Gott sorgt für uns und ist für uns da. Er will uns dorthin führen, wo seine Freude in uns ist und vollkommen wird (vgl. Joh 15,11).

Ja, Gott hat uns allen auch eine geistliche Mutter geschenkt: Die Jungfrau Maria durfte Jesus in ihrem Schoß empfangen durch das Wirken des Heiligen Geistes. Sie hat den Erlöser im Glauben angenommen und ihn uns allen geschenkt. Jetzt ist sie verherrlicht im Himmel bei ihrem Sohn Jesus. Alles, was wir ihr in Liebe anvertrauen, bringt sie vor Gott, der uns liebt. Möge der dreifaltige Gott uns alle mit seinem Segen und seiner Liebe begleiten, besonders aber die Frauen und Mütter! Amen.

Videolink zur Homilie (YouTube)