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Predigt:

Aus Liebe erschaffen, zur Liebe berufen

6. Sonntag der Osterzeit B (05.05.2024)

L1: Apg 10,25-26.34-35.44-48; L2: 1 Joh 4,7-10; Ev: Joh 15,9-17


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Was ist Liebe? Diese Frage zu stellen scheint entweder nicht nötig zu sein oder ein hoffnungsloses Unterfangen zu sein. Einerseits spricht alle Welt von „Liebe“, andererseits stellt man sich offenbar oft ganz Verschiedenes darunter vor.

Gemäß unserer christlichen Überzeugung ist der dreifaltige Gott selbst seinem Wesen nach Liebe, wie es uns der erste Johannesbrief in der zweiten Lesung bezeugt: „Die Liebe ist aus Gott, und jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott. …. Denn Gott ist Liebe.“ (1 Joh 4,7–8). Daher kann uns nur Gott in letztgültiger Weise Auskunft darüber geben, was Liebe wirklich ist und worin sie besteht. Er hat dies tatsächlich getan, und zwar auf vielfache Weise.

Alles, was lebt und existiert, geht in seinem letzten Ursprung auf Gottes Schöpferhandeln zurück. „In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir.“ (Apg 17,28). Gott aber hat alles aus Liebe erschaffen, weil er selbst Liebe ist und sich in Liebe mitteilen wollte. So hat ein jedes Geschöpf in gewisser Weise schon von Natur aus Anteil an dieser grundlegenden Liebe des Schöpfers, der alles ins Dasein ruft, alles im Dasein erhält und einst auch alles vollenden wird.

In besonderer Weise ist der Mensch als Abbild Gottes aus dieser innersten Bewegtheit der Liebe, wie sie Gott in den drei göttlichen Personen zu eigen ist, ins Dasein getreten. Gott hat den Menschen als Mann und Frau geschaffen; er hat sie füreinander bestimmt. Er hat ihre eheliche Gemeinschaft als Grundlage der Familie vorgesehen, und dies alles aus unbegreiflicher, unverdienter, schenkender Liebe. Wir sind aus Liebe erschaffen worden und zur Liebe berufen (vgl. FC 11)!

Weil aber der Mensch in seiner Freiheit oft eigene Wege gehen wollte, die dem Liebesplan Gottes entgegen stehen, ist durch die Sünde viel Unheil in die Welt gekommen. Und dennoch hat Gott den Menschen nicht aufgegeben, sondern wie ein barmherziger Vater hat er sich der Menschen in der Heilsgeschichte immer wieder angenommen und sich selbst als Gott der Liebe und des Erbarmens geoffenbart. In vollendeter Weise ist dies geschehen in der Menschwerdung seines Sohnes Jesus Christus. Dieser lehrt uns auf vollkommene Weise durch sein eigenes Beispiel, wie wir das Hauptgebot der Gottes- und Nächstenliebe verwirklichen sollen. Jesus hat uns als seinen Freunden alles mitgeteilt, was er von seinem Vater gehört hat, wie es im Johannesevangelium heißt (vgl. Joh 15,15).

Bis zum Tod am Kreuz hat uns der Sohn Gottes geliebt und uns so erlöst von allen unseren Sünden. Jesus sagt, dass es keine größere Liebe gibt, als wenn einer sein Leben hingibt für seine Freunde (vgl. Joh 15,13). In seiner Auferstehung von den Toten hat unser Erlöser die Macht seiner Liebe kundgetan, die siegreich ist gegenüber der Sünde und dem Tod.

Wir aber sind aus Liebe erwählt zu Gottes Kindern. Diese Gnade wurde uns in der Taufe zuteil, und als Christen dürfen wir in dieser Liebesgemeinschaft mit Gott leben und sterben und so einst unsere Vollendung im Himmelreich finden.

Wahre Liebe – das zeigt uns Gott selbst – denkt nicht zuerst an sich, sondern gibt sich hin und verschenkt sich. Dies wird sichtbar am Beispiel des heiligen Märtyrers Florian und seiner Gefährten, den wir am 4. Mai feiern.

Dies zeigt sich in einzigartiger, makelloser Weise in der heiligen Jungfrau Maria. Ihr Ja-Wort zu Gottes Heilsplan hat es ermöglicht, dass der Sohn Gottes Mensch geworden ist. Maria hat uns gezeigt, dass wahre Selbstverwirklichung nur in Selbsthingabe möglich ist. Denn in der Hingabe des Lebens für andere empfangen wir selbst das Leben in Fülle, indem uns der Heilige Geist – der Geist der Liebe – von innen her verwandelt und neu macht. In der Lesung aus der Apostelgeschichte wird eine wunderbare Ausgießung des Heiligen Geistes auch über die gläubig gewordenen Heiden im Umkreis des Hauptmanns Kornelius bezeugt. Gott selbst wohnt in unserem Herzen und schenkt uns Anteil an seiner Liebe und an seinem Leben!

Dies wird in Fülle dann offenbar werden, wenn Gott uns aufnimmt in sein himmlisches Reich. Dort erwartet uns die heilige Jungfrau und Gottesmutter Maria in der Liebe ihres mütterlichen Herzens sowie der heilige Josef und alle Engel und Heiligen des Himmels. Das eigentliche Glück des Himmels aber wird es sein, dass wir Gott in geistiger Weise schauen dürfen von Angesicht zu Angesicht: Dann werden wir Gott in seiner Liebe begegnen; er wird sich uns ganz schenken, und wir werden ganz ihm gehören in ewigem Jubel. Amen.