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Predigt:

Den Tag des Herrn heiligen

9. Sonntag im Jahreskreis B (03.06.2018)

L1: Dtn 5,12-15; L2: 2 Kor 4,6-11; Ev: Mk 2,23-3,6


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Zum Abschluss des Marianischen „Sturmgebetes“ feiern wir jetzt in der Kirche von St. Peter in Wien die heilige Messe. Es ist der Vorabend des Sonntags. Der Sonntag gilt seit der Zeit der Apostel als ursprünglicher Feiertag der Kirche. Daher gibt es das kirchliche Gebot, diesen Tag zu heiligen und die heilige Messe mitzufeiern, sofern man nicht aus einem wichtigen Grund verhindert ist.

Die Lesung aus dem Buch Deuteronomium erinnert die frommen Israeliten an die Schöpfung der Welt durch Gott den Herrn, welche in sechs Tagen vollbracht wurde, und an seine Ruhe am siebten Tag (vgl. Gen 1,1–2,3). Vor allem aber wird Bezug genommen auf die Befreiung des Volkes Gottes aus der Knechtschaft der Ägypter. Der Sabbat ist ein Zeichen für die Gutheit der Schöpfung und das Wohlgefallen Gottes an ihr, aber auch für die Befreiung des auserwählten Volkes aus der Sklaverei der Ägypter. Gott ist der Retter, der Befreier – ihn gilt es zu feiern, ihm gilt es zu danken, und das in bleibender Erinnerung!

Entsprechend den Zehn Geboten Gottes, die dem Volk Israel auf seiner Wanderung durch die Wüste am Berg Sinai gegeben wurde, soll der Sabbat heiliggehalten werden. Dieser Tag ist – wie wir in der Lesung aus dem Buch Deuteronomium hören – „ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht“ (Dtn 5,14a). Nicht nur die Menschen sollen zur Ruhe kommen, sondern auch das Vieh. Für den damaligen sozialen Hintergrund ist es bemerkenswert, dass auch der Sklave und die Sklavin und die Fremden von diesem Tag profitieren sollen. Sie dürfen nicht zur Arbeit ausgenutzt werden. Denn es ist ein Tag heiliger Freude, ein Tag, an welchem das Volk Israel sich in besonderer Weise zu Gott bekennt, der als der Retter und Erlöser seines Volkes aufgetreten ist.

Die Heilige Familie – also Jesus, Maria und Josef – hat sich treu nach dem jüdischen Gesetz ausgerichtet und den Sabbat durch Gebet und Gottesdienst geheiligt. Dieser Erfahrung haben dem heranwachsenden Kind Jesus seine Mutter Maria und der heilige Josef vermittelt. Als Jesus dann öffentlich auftrat und predigte, da zeigte sich: Jesus Christus ist der Menschensohn; er ist Herr auch über den Sabbat. Und so stellt er gegenüber der von den Pharisäern vertretenen veräußerlichten Gesetzespraxis fest: „Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat.“ (Mk 2,27). Gott will das Heil und Wohl des Menschen. Eben darum muss es am Sabbat auch erlaubt sein, Notleidenden und Kranken zu helfen. Wie verstockt sind doch die Gegner Jesu, die Anstoß daran nehmen, dass er am Sabbat einen Mann heilt, dessen Hand verkrüppelt war!

Wir Christen feiern den Tag des Herrn als Tag der Auferstehung Jesu Christi von den Toten. Jesus Christus hat uns durch die Hingabe seines Lebens am Kreuz erlöst und befreit. Durch den Tod und die Auferstehung Christi sind wir gerettet von der Unheilsmacht der Sünde und allem Bösen. Uns ist ein neues Leben mit Gott geschenkt, und auf diese Weise sind wir Kinder Gottes, die sich einer einzigartigen Würde und Freiheit erfreuen. Der Sonntag als Tag des Herrn macht uns diese Würde erneut bewusst. Wir dürfen ihn als einen Tag des Jubels und des Dankes begehen; es ist der Tag des Herrn, aber es ist zugleich auch der Tag, an dem die Menschen sich an all dem erfreuen dürfen, was ihnen guttut.

Als katholischen Christen wollen wir uns fragen: Wie sieht es aus mit unserer Wertschätzung des Sonntags? Ist dieser für uns nur ein freier Tag oder wollen wir ihn als Tag des Herrn heilighalten? Was bedeutet uns die sonntägliche Mitfeier der heiligen Messe? Wissen wir noch Bescheid um das Gebot der Kirche, an allen Sonntagen und gebotenen Feiertagen die heilige Messe mitzufeiern? Wie sieht es aus mit Hochhaltung des Sonntags als Tag der Familie?

Manchmal gibt es so viele Freizeit-Termine, die alles Mögliche einschließen, dass von daher ein neuer Stress auftritt. Wenn Sportveranstaltungen gezielt zu einem Zeitpunkt angesetzt werden, wo die heilige Messe gefeiert wird, nehmen wir den Kindern und jungen Menschen die Möglichkeit, den religiösen Wert des Sonntags zu entdecken. Gerade die Erwachsenen und insbesondere die Väter und Mütter sind hier herausgefordert: Mit einigem guten Willen lässt sich der Sonntag so organisieren, dass der gemeinsame Gottesdienst an erster Stelle steht und von daher die Freude und die Erholung als familiärer und gesellschaftlicher Wert neu entdeckt werden können.

Ob wir Christen sind oder nicht, wird man in der Zukunft noch mehr als in der Gegenwart daran erkennen können, ob wir den Sonntag halten. Wenn uns dieser Tag wirklich etwas bedeutet, dann geht von der Mitfeier der heiligen Messe eine Kraft aus, die uns für den Alltag gerüstet macht und begleitet. Auch Nichtglaubende und Andersgläubige sollen von diesem Tag profitieren; möglicherweise entdecken sie im Zeugnis gläubiger Christen, dass hier eine verborgene Dimension des Lebens sichtbar wird, welche uns weit über alles Irdische hinaushebt.

Ja, die gläubige Feier des Sonntags macht uns in gewisser Weise bereit dazu, einmal teilzuhaben an der ewigen Freude des Himmels! Dann wird der Jubel über Gottes große Taten unsere Herzen ganz erfüllen und kein Ende finden.

Die Botschaft von Fatima ist ein Aufruf zum Gebet und zur Bekehrung! Wenn wir den Sonntag als den Tag des Herrn neu entdecken, dann ist dies ein wesentlicher Schritt in diese Richtung. Lasst uns also wie Maria auf das Wort Gottes hören; machen wir uns im Geist ihrer Hingabe zu einer lebendigen Opfergabe und verbinden wir uns mit dem Opfer Jesu Christi am Kreuz, welches im heiligen Messopfer auf sakramentale Weise vergegenwärtigt wird. Dann geschieht Verwandlung auch in unserem Herzen, und im Heiligen Geist, welcher der Geist der Liebe ist, sind wir fähig Gott zu lieben sowie unsere Mitmenschen.

Das Gebet des heiligen Rosenkranzes hilft uns dabei, da es uns die Heilsgeheimnisse in lebendiger Weise veranschaulicht. Wenn all dies geschieht, dann verwirklicht sich das Reich Gottes in uns. Wir kommen dem Himmel näher, und unsere Welt wird zugleich menschlicher und friedvoller! All dies sind wichtige Anliegen, die wir in unser Gebet hineinnehmen wollen. Die Fürbitte der Gottesmutter Maria und des heiligen Josef begleite uns allezeit! Amen.