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Predigt:

Der Sohn Gottes hat die familiäre Liebe geheiligt

Fest der Heiligen Familie B (27.12.2020)

L1: Sir 3,2-6.12-14 oder Gen 15,1-6; 21,1-3; L2: Kol 3, 12-21 oder Hebr 11, 8.11-12.17-19; Ev: Lk 2,22-40


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Wir befinden uns noch in der Weihnachtsoktav und feiern das „Fest der Heiligen Familie“. Weil Gott wirklich ein Mensch geworden ist, wollte er inmitten einer Familie zu uns kommen und dort aufwachsen. So beten wir den Erlöser an, den wahren Sohn Gottes, der zugleich ein Menschenkind geworden ist, und wir verehren in liebevoller Hingabe die jungfräuliche Mutter des Kindes, Maria, und seinen väterlichen Beschützer, den heiligen Josef. Papst Franziskus hat es in seiner Weihnachtsbotschaft so formuliert: „Jesus ist in einem Stall geboren, aber umhüllt von der Liebe der Jungfrau Maria und des heiligen Josef. Durch seine Geburt im Fleisch hat der Sohn Gottes die familiäre Liebe geheiligt.“

Aber ist es überhaupt angebracht, die Heilige Familie so hervorzuheben? Hat deren idealisierte Wirklichkeit überhaupt etwas mit unserem Leben zu tun? Wie sieht es aus mit den auf vielfache Weise belasteten Ehen und Familien, in denen es Konflikte und Spannungen gibt, mitunter auch Unverständnis, Streit und Entzweiung sowie andere Sorgen und Probleme? Lässt sich hier ein Bezug herstellen zur Heiligen Familie?

Ich denke ja und auf jeden Fall! Natürlich halten wir daran fest, dass die Heilige Familie in gewisser Weise ideal war. Maria und Josef waren in allem darauf ausgerichtet, Gott die Ehre zu geben und den menschgewordenen Sohn Gottes gut ins irdische Leben einzuführen. Auch bestand eine wirkliche und ganz tiefe Herzenseinheit zwischen den Gatten, also zwischen Maria und Josef, die beide in einer wahren Ehe miteinander verbunden waren, auch wenn Maria und Josef auf den sexuellen Vollzug ihrer Ehe aus Ehrfurcht vor dem Geheimnis der Jungfräulichkeit verzichteten.

Doch war der Heiligen Familie nichts Menschliches fremd und unbekannt. Auch Maria und Josef kannten Zeiten der Unsicherheit und der Bedrängnis. Sie mussten vielerlei Schmerzen und Leiden erfahren. Im Evangelium von der Darstellung des Herrn tut der greise Prophet Simeon kund, dass Marias Herz wie von einem Schwert durchbohrt werden wird, weil sie zutiefst mitleidet, wenn ihr Sohn Jesus von manchen Menschen abgelehnt und dann misshandelt und gekreuzigt wird. Auch für Josef von Nazareth, der das Handwerk des Zimmermanns ausübte und den jungen Jesus darin unterwies, war es nicht immer leicht. Es wird Menschen gegeben haben, die ihn ausnützen oder übervorteilen wollten. Selbst innerhalb der Heiligen Familie gab den Eltern Jesu das Verhalten ihres Kindes manchmal Anlass zur Sorge. Erinnern wir uns nur an den dreitägigen Verlust des zwölfjährigen Jesus auf der Wallfahrt zum Tempel nach Jerusalem. Maria und Josef waren nicht allwissend; sie gingen in Treue den Weg des Glaubens und bewährten sich in der Liebe.

So gesehen hat die Heilige Familie den Ehepaaren und Familien unserer Zeit doch sehr viel zu sagen! Wie immer sich die Verhältnisse einer Hausgemeinschaft darstellen, es ist wichtig einander zu vertrauen und miteinander das Gute zu verwirklichen. Einer hilft dem anderen, alle sind füreinander da. Auch dort, wo es Spannungen und Missstimmungen gibt, lässt sich wieder ein gemeinsamer Weg in die Zukunft finden. Vor allem aber gilt: Wenn eine Familie miteinander betet und möglichst oft auch den sonntäglichen Gottesdienst besucht, dann wird die Treue und Liebe auf ein noch festeres Fundament gestellt. Denn alle Mitglieder der Familie wissen um ihre eigene Begrenztheit und Schwäche und vertrauen sich der Barmherzigkeit des gütigen und allmächtigen Gottes an.

In diesem Sinn wollen wir heute für alle Familien auf der Welt beten: für die wohlgeordneten und weitgehend intakten, aber besonders auch für jene Menschen, die in problematischen Familienverhältnissen leben, damit ihnen Gottes Heiliger Geist beisteht, ihnen Kraft gibt zum Guten und so einst alle, die Gott zu seinen Kindern erwählt hat, auch eintreten dürfen zum himmlischen Gastmahl. Amen.

Videolink zur Homilie