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Predigt:

Der unbekannte Dritte

Ostermontag B (05.04.2021)

L1: Apg 2,14.22-33; L2: 1 Kor 15,1-8.11; Ev: Lk 24,13-35 oder Mt 28,8-15


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Die Emmaus-Erzählung gibt uns einen Einblick in die Situation der Jünger Jesu nach seiner Kreuzigung. Obwohl der Tod Jesu in gewissem Sinn vorhersehbar war, waren seine Anhänger doch schockiert, als er gekreuzigt wurde. Sogar der Himmel hatte sich am Karfreitag von der sechsten bis zur neunten Stunde verfinstert, also von 12 bis 15 Uhr (vgl. Mk 15,33). Und im Augenblick des Todes Jesu riss der Vorhang im Tempel mitten entzwei (vgl. Mk 15,38).

Was war hier geschehen? Sollte nun alles zu Ende sein? War die Hoffnung der Jünger auf den, „der Israel erlösen werde“ (Lk 24,21), umsonst?

Mitten in diese Situation der Enttäuschung, der Verzweiflung und der Ratlosigkeit hinein kommen unbestätigte Nachrichten, welche zuerst den Status von Gerüchten haben. Die Erzählungen der Frauen, welche das Grab leer gefunden haben, ja denen sogar Engel erschienen sind mit der Botschaft, dass Jesus lebt – all das wird als unglaubwürdig abgetan. Zwar können sich die Apostel über das leere Grab selbst ein Bild machen, doch Jesus selbst haben sie im Gegensatz zu den Frauen zuerst noch nicht gesehen.

All dies erörtern die zwei Wanderer nach Emmaus, und da gesellt sich ein unbekannter Dritter hinzu: es ist Jesus. Auf behutsame Weise geht er ein auf ihre Fragen und Zweifel. Er lässt es zu, dass sie ihm – dem Fremden – ihre innere Not kund tun, und schon im Anhören und dann noch mehr in seinen Worten vermittelt er ihnen Hoffnung. Vor allem aber bringt er sie mit dem Hinweis auf die Worte der Heiligen Schrift des Alten Testamentes zum Nachdenken, worin an verschiedenen Stellen vom kommenden Messias die Rede ist. Dieser Messias wird bei den Propheten und in der gesamten Schrift als einer dargestellt, der gerade durch sein Leiden und Sterben in die Herrlichkeit gelangt. Wie konnten die Jünger Jesu all dies vergessen und an ihm irre werden?

So brannte in den beiden Zuhörern, die den Weg nach Emmaus gemeinsam mit Jesus gingen, gleichsam das Herz, als er ihnen den Sinn der Heiligen Schrift erschloss (vgl. Lk 24,32).

Und dann kam der Augenblick der Ankunft in Emmaus. Jesus wurde von den beiden Jüngern eingeladen, doch ins Haus zu kommen, und beim gemeinsamen Mahl offenbarte er sich durch die Art und Weise, wie er das Brot brach … Sie erkannten: Es ist der Herr. Und so kehrten sie voll Freude noch in derselben Stunde zurück, wo sie in Jerusalem auf die übrigen trafen, denen inzwischen ebenfalls der Auferstandene begegnet war.

Die Auferstehung Christi macht sich kund und wird offenbar dadurch, dass seine Jünger ihm begegnen. Es ist keine Erscheinung wie von einem Geist, sondern ein persönliches Gewahr-Werden der Gegenwart des verherrlichten Herrn, den sie sehen und anfassen können, ja, der sogar mit ihnen isst und trinkt. Dennoch können ihn die Jünger nicht festhalten; er geht ja zu seinem Vater im Himmel, wo er den Seinen eine ewige Wohnung bereitet.

Der Osterglaube erfüllt auch unser Herz. Möge er stärker sein als alle Ängste und Zweifel und uns stets mit Licht, Kraft und Trost von oben erfüllen! Amen.