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Predigt:

Wem wird all das gehören?

18. Sonntag im Jahreskreis C (31.07.2022)

L1: Koh 1,2; 2,21-23; L2: Kol 3,1-5.9-11; Ev: Lk 12,13-21


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Am vorigen Sonntag war im Evangelium davon die Rede, dass Jesus seine Jünger beten lehrte. Er lehrte sie, zu Gott „Vater“ zu sagen, und im Grundgebet des „Vaterunser“ sind alle zentralen Inhalte eingeschlossen, die unser Gebet zu Gott ausmachen.

Eine Bitte lautet: „Unser tägliches Brot gib uns heute.“ Damit ist gemeint, dass wir Gott um die Sicherung unserer Grundbedürfnisse bitten – um das, was wir täglich brauchen. Freilich heißt dies nicht, dass der Mensch nur Gott zu bitten bräuchte und selber die Hände in den Schoß legen könnte. Es ist wohl umgekehrt: Uns ist aufgetragen, für die täglichen Bedürfnisse in rechter Weise zu sorgen, doch brauchen wir dazu Gottes Segen. Denn alle unsere Mühe würde nichts nützen, wenn Gott der Herr den Früchten der Erde nicht das Gedeihen schenken wollte. Und auch all unsere übrige Arbeit, mit der wir unser Leben sichern und uns vielleicht sogar einen gewissen Wohlstand erwerben, sollte in Dankbarkeit auf Gott bezogen sein, der uns die Kräfte des Leibes und der Seele gibt, mit denen wir wirken dürfen.

Das Evangelium dieses Sonntags setzt all dies voraus, und doch kommt hier ein neuer Akzent zum Tragen. Bei aller berechtigten Sorge um das, was der Mensch braucht, soll er sich hüten, von der Gier nach Reichtum und Besitz gleichsam aufgefressen zu werden. Denn sobald der Mensch merkt, wie erfolgreich er in seiner Arbeit und im Wirtschaften ist, vergisst er allzu leicht, dass er um das „tägliche Brot“ beten soll. An die Stelle der Dankbarkeit für alles Gute tritt die Devise: „Nie genug!“ Oder: „Immer mehr!“ Und gar nicht selten bekommt dann für solche Menschen der materielle Besitz oder das Geld oder die Macht oder der Einfluss den Status eines höchsten Gutes und tritt sogar an die Stelle Gottes. Der Götze Mammon beginnt zu herrschen, und die Auswirkungen sind schon in diesem Leben höchst verderblich!

Ein Mensch, den die Gier nach materiellen Dingen erfasst hat, kommt nicht mehr zur Ruhe. Er denkt stets an die Vermehrung seiner Besitztümer. Irgendwann in ferner Zukunft, meint er, wird er dann genug haben, und es wird ihm dann gut gehen. Jedoch: Dieser Tag – es ist der „Sankt-Nimmerleins-Tag“ – wird nicht kommen. Denn oft schon richtet sich ein solcher Mensch vorher selbst zugrunde, weil er seine Gesundheit ruiniert hat und seine Familie zerbrochen ist. Auch die Freunde hat er verloren, weil er immer nur an sich gedacht hat. Und für Gott hatte er ohnehin nichts übrig. Was bleibt ihm da?

Jesus sagt im Gleichnis vom reichen Mann die bedenkenswerten Worte: „Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann das gehören, was du angehäuft hast?“ (Lk 12,20).

Das irdische Leben ist nun einmal begrenzt, und die letzte Erfüllung können wir nur in der Ewigkeit Gottes finden. Weil wir Menschen dies andauernd missverstehen, darum ruinieren wir uns selbst und auch diese Erde als Gottes gute Schöpfung. Es wird Raubbau betrieben; die Bodenschätze werden bedenkenlos ausgebeutet. Der Mensch gefährdet und zerstört die Artenvielfalt der Pflanzen und Tiere, weil er seinen eigenen Lebensraum ohne Rücksicht auf Verluste über die Maßen hin ausdehnen will. Was hier fehlt, das ist die Zufriedenheit und die Dankbarkeit. Und genau darin liegt der Schlüssel für das wahre Glück, das wir hier auf Erden nie in endgültiger und absoluter Weise finden können, das uns jedoch von Gott geschenkt wird in seiner Liebe.

Öffnen wir unser Herz für Gott und die Mitmenschen! Anerkennen wir unsere Geschöpflichkeit und geben wir Gott wieder die Ehre! Preisen wir Gott den Herrn aus ganzem Herzen, dann werden wir froh und frei! Wir lernen dann wieder neu zu staunen und uns an den Wundern des Lebens zu freuen. Der wahre Reichtum und der eigentliche Schatz sind im Reich Gottes zu finden! Amen.