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Predigt:

Der Wein der Liebe in Überfülle

2. Sonntag im Jahreskreis C (19.01.2025)

L1: Jes 62,1-5; L2: 1 Kor 12,4-11; Ev: Joh 2,1-11


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Das Evangelium von der Hochzeit zu Kana (Joh 2,1–11) ist inhaltlich und liturgisch mit den Geheimnissen der Erscheinung des Herrn verbunden, also mit der Anbetung des Jesuskindes durch die Weisen (Mt 2,1–12) und mit der Taufe Jesu am Jordan durch Johannes (Lk 3,21f par). Auch die Hochzeit zu Kana ist ein Offenbarungsgeschehen: Gott zeigt seine Macht und Größe in der Überfülle seiner schenkenden Liebe.

Dass Jesus selbst sowie seine Mutter und seine Jünger bei einer Hochzeit geladen sind, an der sie auch tatsächlich teilnehmen, wertet dieses an sich schon heilige Geschehen nochmals auf. Gemäß dem Schöpfungsplan Gottes bilden Mann und Frau in der Ehe eine lebenslange Einheit (vgl. Gen 2,24). Ihr Bund der Liebe und des Lebens, in welchem die Gatten einander beistehen und Kindern das Leben zu schenken bereit sind, verweist auf jenen Bund, den Gott selbst mit seinem auserwählten Volk geschlossen hat. Gott ist treu; er nimmt seine Verheißungen nicht zurück. Ebenso sind die Ehegatten in die Pflicht genommen, kraft des Geschenks der zugesagten Treue Gottes füreinander in Liebe und Treue da zu sein, bis der Tod sie scheidet. Denn „was Gott verbunden hat, darf der Mensch nicht trennen“ (Mt 19,6).

Mit dem Kommen Christi in diese Welt erweitert sich der Liebesbund Gottes mit seinem Volk Israel zum Bund Gottes mit der ganzen Menschheit, welche in der Kirche repräsentiert ist. Die Hingabe Jesu an seine Braut, die Kirche, wird in jeder Ehe zwischen Getauften vergegenwärtigt und dargestellt, indem die Gatten einander lieben, achten und ehren (vgl. Eph 5,21–33). Denn durch Jesus Christus ist die Ehe zum Sakrament des Heiles geworden. Jesus schenkt neuen Wein in neuen Schläuchen (vgl. Mt 9,17 par), was durch die Verwandlung von Wasser in Wein bei der Hochzeit zu Kana zur Darstellung kommt. Er verwandelt auch unsere Herzen, indem er durch seinen Geist die Liebe in uns einsenkt (vgl. Röm 5,5), die von Gott kommt und alle mitmenschlichen Beziehungen auf eine neue Weise vertieft. Damit der Wein der Liebe in der Ehe nicht ausgeht, sind gläubige Ehegatten stets auf den Urheber und Vollender ihrer Liebe verwiesen: auf Jesus Christus, den menschgewordenen Sohn Gottes.

In der Einheit mit Christus können die Eheleute schöpfen aus den Quellen des Heiles (vgl. Jes 12,3), die nie versiegen. Von dort her erneuert sich ihr gemeinsames Leben stets, und auch die Kinder werden einbezogen in das Geheimnis der Liebe Gottes. Die Familie wird so zur Hauskirche und kann als lebendige Zelle in Kirche und Gesellschaft beitragen zum Heil und Wohl aller.

Maria, die bei der Hochzeit von Kana anwesend war, bemerkte die Notlage der Eheleute, als ihnen der Wein auszugehen drohte. Sie bewegte Jesus dazu, auf ihre Bitte hin sein erstes Wunder zu wirken. Ihr, der Mutter der schönen Liebe, dürfen wir uns selber, aber auch alle Eheleute und Familien anvertrauen. Maria ist jene, die uns immer wieder auf Jesus verweist: „Was er euch sagt, das tut!“ (Joh 2,5).

Auch unser Leben ist in den Augen Gottes kostbar und wunderbar. Es geschehen durch Gottes Macht stets neu Zeichen und Wunder. Wenn wir aufmerksam sind und mit einem offenen Herzen wahrnehmen, was Gott in unserem Alltag wirkt, dann werden wir seine Nähe spüren. Wir werden entdecken, dass seine Liebe unerschöpflich ist und uns jeden Tag neu beschenkt.

In der Einheit mit der Gottesmutter Maria wollen wir den Dank und Lobpreis vervielfachen, der Gott gebührt. Amen.

Diese Homilie erscheint zugleich in „Kirche bunt“ (19.01.2025).