Predigt:
Auf Gottes gute Zukunft hoffen
5. Fastensonntag C (06.04.2025)
L1: Jes 43,16-21; L2: Phil 3,8-14; Ev: Joh 8,1-11
Josef Spindelböck
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
Unser Leben vollzieht sich in der Zeit. Was uns jetzt gegenwärtig ist, ist bald vergangen; was wir jetzt in der Zukunft erwarten, ist morgen schon Gegenwart und bald wieder Vergangenheit. Der christliche Glaube sagt uns, dass wir auf das Ziel der Vollendung bei Gott im Himmelreich hin leben. Denn Gott hat uns aus Liebe ins Dasein gerufen, und er will uns einst für ewig bei ihm selig machen.
Die Tugend der Hoffnung orientiert uns auf die Zukunft hin. Wir erhoffen nicht bloß irgendetwas, sondern letztlich alles von Gott, dem Spender aller guten Gaben. Die Hoffnung ist eine göttliche Tugend. Sie hilft uns, in Bedrängnissen auszuharren und das Vertrauen auf Gottes gute Vorsehung und Gnadenführung nicht aufzugeben.
So heißt es in der Lesung aus dem Buch Jesaja, dass Gott nun etwas Neues bewirken werde (vgl. Jes 43,19). Er hat das Volk Israel von der Knechtschaft der Ägypter befreit und durch das Meer geführt. Jetzt wird er es gut durch die Wüste leiten – dem verheißenen Land entgegen. Der Glaube an Gott und das Gottvertrauen sind hier ganz entscheidend!
Paulus ruft in seinem Brief an die Gemeinde in Philippi die Christen dazu auf, in der neuen Wirklichkeit des Todes und der Auferstehung Christi zu leben. Er selbst vergisst, was hinter ihm liegt, und streckt sich nach dem aus, was vor ihm ist (vgl. Phil 3,13). Nicht ein irdisches Ziel hat er im Sinn, sondern er jagt nach dem Siegespreis: „der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus“ (Phil 3,14). All dies schenkt ihm Freude, Kraft und Hoffnung – und seine Begeisterung soll auch den Mitchristen helfen, alle Herausforderungen und Prüfungen zu bestehen. Denn Gott ist mit seinem Volk.
Wie aber verhält es sich mit dieser Ausrichtung auf Gottes gute Zukunft hin im Evangelium nach Johannes? Immerhin wurde hier eine Ehebrecherin auf frischer Tat ertappt und sollte gesteinigt werden. Genau dies verhindert Jesus, und er bringt die Ankläger zum Nachdenken: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein auf sie.“ (Joh 8,7). Ehrlicherweise kann dies niemand behaupten, und so ziehen sich alle beschämt zurück.
Was aber tut Jesus? Ihm, dem Sündenlosen, käme es zu, Anklage zu erheben. Doch auch er verurteilt die Frau nicht. Er eröffnet ihr vielmehr einen guten Weg in die Zukunft mit Gott: „Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!“ (Joh 8,11). Der Beistand der Gnade Gottes wird ihr hiermit zugesagt. Sie wird von jetzt an den Willen Gottes erfüllen und die Sünde meiden. Die Neuheit des Evangeliums zeigt sich auch hier. Das Reich Gottes bricht sich die Bahn.
Was für uns als Christen zählt, ist nicht unsere eigene Vergangenheit. Diese mag durch verschiedene Dinge belastet sein. Doch wir sind von Gott her nicht festgelegt auf unseren bisherigen Status als Sünder. In der Taufe wurden wir zu Kindern Gottes, und so sollen und dürfen wir auch leben – in Erwartung des himmlischen Erbes.
Die Kirche Gottes schreitet voran als Pilgerin im Laufe der Zeit. Wir aber gehören zu diesem Volk Gottes und freuen uns, dass der Herr alle Wege mit uns geht. Lassen wir uns die Hoffnung auf Gottes gute Zukunft nicht nehmen – denn das Reich Gottes ist auf verborgene Weise bereits unter uns anwesend. Es wird sich vollenden im ewigen Leben bei Gott. Amen.