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Predigt:

Liebe als Grundformel des Lebens

5. Sonntag der Osterzeit C (18.05.2025)

L1: Apg 14,21b-27; L2: Offb 21,1-5a; Ev: Joh 13,31-33a.34-35


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Gibt es eine Formel für das gute Leben? Wie können wir das, worauf es im Leben wirklich ankommt, gleichsam auf den Punkt bringen?

Wenn wir aufmerksam das heutige Evangelium nach Johannes gehört haben, könnten wir jenes „Goldkorn“ gefunden haben, das wir suchen. Es ist in den Worten Jesu enthalten und klingt so einfach und selbstverständlich, dass man es leicht übersieht.

Jesus spricht nämlich von einem neuen Gebot, das er seinen Jüngern gibt, also allen, die durch ihn an den himmlischen Vater glauben.

Wie aber lautet dieses neue Gebot, und was bedeutet es?

Der Wortlaut ist uns vertraut, und doch sollten wir vielleicht den wahren Sinn neu entdecken. Jesus sagt nämlich:

„Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.“ (Joh 13,34). An dieser Liebe sollen alle Menschen erkennen, dass wir Jünger Jesu sind.

Die Liebe Jesu, die er auch uns aufträgt, ist uns einerseits leicht zugänglich, weil sie uns Menschen ganz entspricht, andererseits ist sie ziemlich anspruchsvoll. Denn Jesus spricht seine Worte am Vorabend seines Leidens und Sterbens im Kreuz. Wenn er als Maßstab der Liebe sein eigenes Beispiel vor Augen stellt, dann bedeutet dies: Wir sollen die Nächsten so lieben, wie Jesus uns geliebt hat. Seine Liebe aber bedeutet Ganzhingabe. Er war ganz da für die Menschen und hat dann am Kreuz sein Leben hingegeben für uns alle. Es ist eine Liebe, die bis in den Tod und darüber hinaus wirksam ist, wenn wir an seine Auferstehung denken.

So gesehen erweist sich die Liebe zum Nächsten wie ein Samenkorn, das in die Erde gesenkt wird. Der liebende Mensch vergisst sich gleichsam selbst, und in diesem Absterben seiner selbst gibt sich dieser Mensch ganz hin an die anderen und gewinnt gerade so sein wahres Leben. Liebe ist dann ein Durchgang, wo der eigene Tod in die Auferstehung mündet – in der Einheit mit Jesus Christus, dem Herrn.

Dankbar können wir also sagen: Ja, wir haben die Formel für ein gutes, erfülltes Leben gefunden. Sie lautet: Selbsthingabe aus Liebe nach dem Beispiel Jesu. Und in diesem Sich-selbst-Verschenken gewinnen wir das wahre Leben und finden das Glück. Und auch unsere Mitmenschen werden beschenkt und im Herzen ergriffen von der Kraft der Liebe.

In Jesu Leben, in seinem Tod und seiner Auferstehung ist das Reich Gottes bei uns angekommen. Jesus zeigt uns im Heiligen Geist, wie sehr Gott uns liebt und veranschaulicht diese Liebe durch sein eigenes Leben, Sterben und Auferstehen. Wenn wir teilhaben an der Liebe Jesu, dann tragen wir bei zur Verwandlung der Welt.

Papst Leo XIV. hat in seiner ersten Ansprache die folgenden Worte an die Menschen gerichtet: „Gott hat uns gern, Gott liebt euch alle, und das Böse wird nicht siegen! Wir sind alle in den Händen Gottes. Deswegen lasst uns ohne Angst, Hand in Hand mit Gott und einander, vorwärtsgehen. Wir sind Jünger von Christus.“

In Jesus Christus, in seiner bedingungslosen Liebe, die bis in den Tod geht, ist das Böse bereits besiegt und überwunden. In ihm haben auch wir das Leben mit Gott empfangen. Diese Erfahrung wollen wir weitergeben und werden so unsere menschliche Erfüllung finden und letztlich die Vollendung in Gottes Herrlichkeit im Himmel. Amen.