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Predigt:

Von jetzt an wirst du Menschen fangen!

5. Sonntag im Jahreskreis C (10.02.2019)

L1: Jes 6,1-2a.3-8; L2: 1 Kor 15,1-11; Ev: Lk 5,1-11


Josef Spindelböck

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!

Das Evangelium des 5. Sonntags im Jahreskreis C stammt vom Evangelisten Lukas und handelt vom wunderbaren Fischfang! Auf das Wort Jesu hin warf Simon Petrus, der ein Fischer war, zusammen mit seinen Gefährten die Netze nochmals aus. Und sie fingen eine so große Menge an Fischen, dass ihre Netze zu zerreißen drohten!

Ist Jesus Christus dazu auf die Erde gekommen, um seine Jünger in die Geheimnisse des Fischfangs einzuführen? Keineswegs! Er wollte ihnen vielmehr zeigen, dass sie von nun an – wie er sagt – Menschenfischer sein sollten, also gleichsam „Menschen fangen“ würden.

Dies muss man jetzt richtig verstehen! Denn dazu gehört auch etwas Humor, und zugleich zeigt sich die tiefgründige Weisheit des Herrn. Es ist auch eine Provokation: Wer Jesus in besonderer Weise nachfolgt, muss alles Bisherige aufgeben, alles verlassen – und dann ist der Jünger des Herrn frei, ihm zu dienen. Tatsächlich hat Simon Petrus seinen Brotberuf – nämlich Fischer zu sein – aufgegeben, um Christus ganz nachzufolgen.

Wie aber ist es zu verstehen, dass Simon Petrus und seine Gefährten in Zukunft Menschenfischer sein sollten? Lassen sich Menschen einfach so fangen wie Fische? Werden sie sogar gegen ihren Willen von einem Netz umgarnt, aus dem sie sich dann nicht mehr befreien können? Ist das der Weg der Verkündigung Jesu und seiner Jünger oder geht es um etwas anderes?

Um eine richtige Antwort auf diese Frage zu erhalten, wollen wir darauf blicken, wie Jesus selber Menschen für das Reich Gottes gewonnen hat! Er, der Sohn Gottes, hat die Menschen in keiner Weise manipuliert, sondern er hat jeden Menschen – ob Frau oder Mann – in der persönlichen Würde wahrgenommen und diesem konkreten Menschen Achtung entgegengebracht. Er wollte niemanden überreden, ihm einfach blind zu folgen, sondern seine Botschaft war ein vom Heiligen Geist erfülltes Wirken mit dem Ziel, die Menschen zum Glauben hinzuführen und auf diese Weise zu überzeugen. Jesus hat es ertragen, wenn jemand ihm keinen Glauben geschenkt hat oder wenn sich manche Personen und Gruppen sogar gegen ihn in Feindschaft verschworen hatten. In allem hat der menschgewordene Sohne Gottes ein Zeugnis der Wahrheit und Liebe gegeben! Genau so ist er als „Menschenfischer“ aufgetreten, und seine Jünger – das sind wir alle – sollen ihm nachfolgen.

Der Weg der Kirche ist die Achtung vor jedem Menschen, denn in jeder menschlichen Person ist das Abbild Gottes gegenwärtig. Gott selbst begegnet uns im Innersten eines jeden Menschen, und die Botschaft des Heiles richtet sich an das Gewissen der Menschen, um sie mit dem Licht der Wahrheit zu erleuchten und das Herz mit Liebe zu Gott und zum Nächsten zu erfüllen.

Die Geschichte des Christentums ist immer auch eine Geschichte der Verkündigung des Evangeliums. Und weil unser Herr sein eigenes Wort Menschen anvertraut hat, können diese Menschen auch Fehler machen. Wenn in der Gegenwart mit Recht eine große Sensibilität gegenüber jeder Art des Missbrauchs des geistlichen Amts festzustellen ist, so wollen wir dennoch nicht vergessen, dass es in der Geschichte des Christentums bis heute viele großartige Menschen gibt, die mit der Gnade Gottes mitgewirkt haben und auf diese Weise heilig geworden sind. Sie sind die glaubwürdigen Zeugen, die auch uns das Wort Gottes weitergegeben haben und auf deren Grund wir aufbauen dürfen. Die Kirche Christi ruht auf dem Fundament der Apostel, der Schlussstein aber ist Jesus Christus selbst. Auf ihn dürfen wir vertrauen!

Was aber geschieht im Herzen eines Menschen, wenn er sich im Glauben der rettenden Botschaft Christi öffnet? Wer Gott vertraut und ihm Glauben schenkt, darf sich ihm ganz übergeben. Auf diese Weise verliert der Mensch nichts von dem, was seine Persönlichkeit ausmacht und was wertvoll ist. Vielmehr wird alles Gute in Gott bewahrt und alles Unvollkommene verwandelt. Jesus Christus vergibt sogar Sünden, und er ist am Kreuz gestorben und am dritten Tag von den Toten auferstanden, um uns von allem Bösen zu erlösen. Die Kirche Christi darf sein Heilswerk hier auf Erden fortsetzen, und wir gehören zu dieser Kirche, die von Gott her ganz heilig ist, aber doch aus Menschen besteht, die immer wieder sündigen.

Was uns allen nottut, ist eine erneute persönliche Verankerung in Gott durch die Gemeinschaft mit Jesus Christus im Heiligen Geist. Die Glaubensentscheidung kann uns niemand abnehmen. Wir sind nicht willenlose Fische, die im Netz zappeln und dann der Gewalt nachgeben müssen. Gott hat uns vielmehr die Freiheit gegeben, und er respektiert unsere Entscheidung. Nicht unüberlegt, sondern in klarem Bewusstsein sagen wir Ja zur Botschaft des Heils, zum Evangelium vom Leiden und Sterben des Herrn am Kreuz und seiner Auferstehung, wie dies in der Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde von Korinth zum Ausdruck kommt.

Wenn wir uns seiner Liebe öffnen, dann erweisen wir Gott die Ehre, der über alle Maßen gut ist und uns liebt, und wir wirken unser Heil und tragen bei zum Wohl und Heil unserer Mitmenschen – schon hier auf Erden und vor allem in der Hoffnung auf das ewige und selige Leben bei Gott im Himmel. Amen.